Auch dieses Jahr spielt der Alexander Krichel wieder auf dem Benefiz-Konzert des Rotary-Club Harburg. In der Zukunft entscheiden Manager darüber.

Harburg. Für Alexander Krichel ist das Benefizkonzert an diesem Donnerstag um 20 Uhr im Großen Saal des Helms-Museums im Wortsinn ein Heimspiel. In Harburg ist er geboren, hier ist er zur Schule gegangen, hier fühlt sich der 22-Jährige noch immer zu Hause. Doch für das, was er am besten kann, ist sein Kiez längst zu klein: Krichel zählt zu den vielversprechendsten Nachwuchspianisten Deutschlands und bespielt inzwischen die großen, namhaften Konzertbühnen, national, wie international.

"Auf dieses Konzert freue ich mich ganz besonders", sagt Krichel. "Zum einen, weil es schöne Erinnerungen ans Vorjahr weckt, wo der Saal fast ausverkauft war. Zum anderen, weil es wohl nicht mehr so oft vorkommen wird, dass ich vor der Haustür spielen kann."

Sein Bedauern klingt aufrichtig. Und das, obwohl Harburg nicht gerade als Mekka für klassische Solokonzerte gilt. Doch Krichel hat gerade einen Exklusiv-Vertrag mit Sony Music unterschrieben. Künftig entscheiden Manager, was er wann und wo zu Gehör bringen wird. Für 2013 ist bereits ein Konzert in der Laeiszhalle fest gebucht. Da bleibt für den Sprung zurück über die Elbe kaum mehr Raum. Und Zeit.

So lohnt es sich doppelt, am Donnerstag ins Helm-Museum zu pilgern. Denn das Konzert des Lokalmatadors bietet ein Programm voller Klassiker der Früh- und Hochromantik. Krichel wird Werke von Mendelssohn-Bartholdy, Liszt und Robert Schumann spielen. Die er so in Kürze auch für sein zweites CD-Projekt einspielen wird.

Bereits seine Debüt-Scheibe "Insights" ist von der Fachpresse überschwänglich gefeiert worden. "Unter den vielen, die mit Recht Liszts Klavierwerke aus dem Virtuosenghetto erlösen möchten, ist Alexander Krichel einer der souveränsten", notierte der renommierte "KulturSPIEGEL". Sogar das US-amerikanische Musik-Magazin "Fanfare" prophezeit dem jungen Harburger eine große Zukunft: "Er ist ein junger Mann von dem wir Großartiges erwarten dürften."

Es ist bemerkenswert, dass der Rotary-Club Harburg Krichel noch einmal für sein Benefizkonzert zugunsten des Hospizvereins Hamburger Süden gewinnen konnte. Allerdings haben die Rotarier in ihrem Altpräsidenten Dietmar Streitberg auch einen Mann, der Krichel gewissermaßen von Kindesbeinen an kennt. "Er war mein Lehrer, später auch mein Schulleiter am Heisenberg-Gymnasium. Ich finde schön, dass der Kontakt nie abgerissen ist, weil ich ihn stets sehr geschätzt habe", sagt Krichel. Dieses Kompliment gibt Streitberg gern zurück. "Alexander war in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Schüler, der mit vielen Talenten gesegnet ist. So weit ich mich erinnere, hat er auch an der Mathe-Olympiade und Sprachwettbewerben teilgenommen."

Seit sich der einstige Musterschüler ganz seinem musikalischen Talent widmet, hat er praktisch übergangslos den Schritt zum Meisterschüler vollzogen. Zu seinen Förderern gehören namhafte Lehrer wie Professor Ralf Nettkemper, Professor Dmitri Alexeev und Professor Markus Groh.

Am meisten verdankt er aber nach eigenem Bekunden dem legendären Vladimir Krainev. Der 1944 in der heutigen Ukraine geborene Klaviervirtuose, der 1970 unter anderem den renommierten Tschaikowsky-Musikwettbewerb in Moskau gewann, arbeitete später auch mit Dirigenten von Weltruf wie Vladimir Ashkenazy und Pierre Boulez zusammen. "Mit hat sein intensives Spiel imponiert", sagt Krichel, "er vermochte dem Flügel einen strahlenden, glitzernden Klang zu entlocken, ein Singen, das nur sehr wenigen gelingt." Nicht wenige Experten bescheinigen Alexander Krichel schon jetzt ähnliche Fähigkeiten wie Krainev. Wenn der junge Harburger am Donnerstag am Klavier sitzt, wird ihm Krainev wieder ganz nah sein. Denn als sein großer Meister am 29. April vergangenen Jahres 67-jährig verstarb, war Alexander sein letzter Schüler. Und gearbeitet hatten sie gerade an Schumanns "Symphonische Etüden", dem Finale seines Konzerts im Helms-Museum.

Benefizkonzert des Rotary-Clubs Harburg mit Alexander Krichel, Do., 21. Juni, 20 Uhr, Helms-Museum, Museumsplatz 2, Großer Saal. Eintritt 15 Euro, ermäßigt 8. Vorverkauf Konzertkasse im Phoenix-Center und im Musikhaus Lebens, Sand 21)