Der Eisenbahnbauverein errichtet eine neuartige Anlage zur Nutzung von Solar- und Erdwärme. Am Montag erfolgte der Spatenstich.

Harburg. Erster Spatenstich in Wilstorf für die weltweit größte "Eisheizung", die bislang gebaut worden ist. Knapp 500 Wohnungen, im Bereich Roseggerstraße, Metzenberg, Tilemannhöhe will die seit 90 Jahren bestehende Genossenschaft "Eisenbahnbauverein Harburg" (EBV) in Zukunft mit der neuen Technik preiswert beheizen. Für den Mieter einer 50 Quadratmeter großen Wohnung, der bislang für Elektrospeicherheizung pro Monat etwa 150 Euro bezahlen musste, bedeutet das eine Verringerung der monatlichen Heizkosten um voraussichtlich mehr als 100 Euro.

In die neue Technik, die mittels einer Gaswärmepumpe die Heizenergie aus Solar- und Erdwärme bezieht, und in die Modernisierung der Heizungs- und Warmwasseranlagen in Häusern und Wohnungen investiert die Genossenschaft gut fünf Millionen Euro. Die ersten zehn Gebäude mit rund 80 Wohnungen sollen im September an die neue Wärmeversorgung angeschlossen werden. Die restlichen Wohnungen werden bis 2014 umgestellt.

EBV-Vorstand Joachim Bode und Alexandra Chrobok griffen gestern an der Roseggerstraße zusammen mit Heiko Lüdemann von der Firma Isocal, dem Ökoplan-Ingenieur Bernd Schwarzfeld und dem schwedisch-deutschen Stifter des Alternativen Nobelpreises, Carl Wolmar Jakob von Uexküll zum Spaten. Bewohner einer der gut 70 Jahre alten Wohnblöcke müssen in diesem Frühjahr und Sommer auf die Gartennutzung im Hof verzichten, denn nach dem Spatenstich rollen demnächst Bagger an. Ein Loch von sechs Meter Tiefe und 20 Meter Durchmesser wird gegraben. Aus Beton wird in dem Loch ein runder Behälter gebaut, der ein Fassungsvermögen von gut 1,5 Millionen Liter Wasser haben wird. Das Wasser dient als Speichermedium für Erdwärme und von Hausdächern eingeleitete Sonnenwärme. Die Solarenergie dient auch der Erwärmung des Brauchwassers für Küchen und Bäder. Der Betonbehälter befindet sich künftig etwa einen Meter unter der Erdoberfläche. Die Mieter werden danach wieder ihren Kleingarten anlegen und wie gewohnt gärtnern können.

Das Besondere an der sogenannten Eisheizung ist, dass die größte Wärmeenergie im Bereich um den Gefrierpunkt von Wasser, die sogenannte Kristallisationsenergie, von der Gaswärmepumpe gewonnen werden kann. Weil dem Wasser Wärmeenergie im niedrigen Temperaturbereich entzogen wird genügt es auch, Außenwärme über Solarkollektoren mit normaler Lufttemperatur zuzuführen. Die Firma Isocal aus Friedrichshafen hat das System entwickelt, das bereits in ganz Europa nachgefragt wird.

Bernd Schwarzfeld, vom ausführenden Ingenieurbüro Ökoplan sagt: "Die verwendeten Solar/Luft-Kollektoren auf den Hausdächern sammeln auch bei Regen und in der Nacht ausreichend Energie um den Wasserspeicher mit Wärme zu versorgen."

"Es gibt nur Gewinner", sagt EBV-Vorstand Joachim Bode, "die Umwelt, weil Klima schädigendes Kohlendioxid vermieden wird und auch unsere Mieter, die mehr als 50 Prozent der Heizkosten einsparen werden." Der Stifter des Alternativen Nobelpreises, Carl Wolmar Jakob von Uexküll sagt, es sei für die Zukunft nicht nur wichtig, auf den Ausbau der Erneuerbaren Energie zu setzen sondern eben so wichtig sei es, die Energie effizient zu nutzen.

Die Genossenschaft zählt rund 4 700 Mitglieder und 3 207 Wohnungen zumeist im südlichen Hamburger Stadtgebiet, hat schon vor 20 Jahren mit umfangreicher Wärmeisolierung im Wohnungsbestand und dem Aufbau von Photovoltaik- und Solaranlagen begonnen, wurde im Jahr 2000 bereits mit dem Hamburger Solarpreis als "sonnigstes Wohnungsunternehmen" ausgezeichnet. Im Bereich Hastedtstraße läuft beim EBV unter anderem auch ein Pilotprojekt, bei dem warmem Abwasser in der Kanalisation die Wärmeenergie zur Beheizung der Häuser entzogen wird. Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit stellt der EBV auch beim Fuhrpark der Genossenschaft unter Beweis. Die Fahrzeuge werden an der eigenen Zapfsäule schon seit mehr als zehn Jahren mit Erdgas betankt.