Zukunft des Röttiger-Geländes: Harburgs Bezirksamtleiter Thomas Völsch stellt sich auf Infoveranstaltung den Fragen der Bürger.

Neu Wulmstorf. Die Pläne für das neue Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne in Neugraben-Fischbek bewegen nicht nur die Bürger Harburgs. Auch die Bewohner der angrenzenden niedersächsischen Gemeinde Neu Wulmstorf interessieren sich brennend dafür, was dort direkt vor ihrer Haustür entstehen soll. So stieß auch die Informationsveranstaltung der Neu Wulmstorfer SPD zum Thema "Röttiger-Kaserne - die Pläne von Hamburg? Wir wollen mehr wissen!" am Freitagabend im Sportzentrum Bassental auf so große Resonanz, dass aus dem Veranstaltungsraum extra die Zwischenwände entfernt werden mussten, damit die weit mehr als 100 Besucher überhaupt Platz fanden.

Sie alle wollten hören, was Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) Neues zu den Bebauungsplänen zu verkünden hat. Dabei interessierten sich die niedersächsischen Nachbarn Harburgs vor allem für zwei Dinge: Wie hoch wird der Anteil des sozialen Wohnungsbaus in dem neuen Quartier sein, und was hat es mit den Plänen für das Areal auf der anderen, nördlichen Seite der Bundesstraße 73 auf sich, wo angeblich Logistikunternehmen angesiedelt werden sollen?

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Fakt ist, dass auf dem 57 Hektar großen und seit Jahren brachliegenden ehemaligen Bundeswehr-Gelände bis zu 774 Wohneinheiten entstehen sollen. Größtenteils soll es sich dabei um Einfamilienhäuser handeln, sowohl in freistehender Bauweise als auch als Reihen- und Doppelhaus. Hinzukommen drei- bis viergeschossige Stadtvillen sowie Geschosswohnungen, die ebenfalls höchstens drei- bis viergeschossig ausfallen werden und ungefähr ein Drittel der Bebauungsfläche ausmachen.

Vor allem diese Geschosswohnungen sorgten bei den Zuhörern für Nachfragen. Man wolle keine neuen sozialen Brennpunkte im Süderelberaum, machten mehrere Bürger deutlich. Völsch betonte, dass es Hochhaus-Siedlungen wie in Neuwiedenthal oder Kirchdorf Süd zukünftig nicht mehr geben werde. Den genauen Anteil der Wohnungen im sozialen Wohnungsbau könne er nicht benennen, jedoch gehöre er zum öffentlich geförderten Wohnungsbau, der sich an Mieter mit einem Jahresgehalt von bis zu 65 000 Euro richte. Von ausschließlich sozial schwachen Mietern könne somit keine Rede sein.

Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD), der ebenfalls bei der Veranstaltung war, ergänzte, dass öffentlich geförderte Wohnungen für die unterschiedlichsten Berufsgruppen interessant seien, "sowohl für den Polizeibeamten als auch für die Bäckereifachverkäuferin". Bezahlbarer Wohnraum sei auch für Neu Wulmstorfer ein großes Thema. "Wir wollen keine zweite Sandbek-Siedlung, und das will auch keiner in Harburg", sagte Rosenzweig mit Blick auf das Problemviertel nahe des S-Bahnhofs Fischbek.

Völsch betonte, dass die Pläne für das Areal noch längst nicht in Stein gemeißelt seien. "Wir haben immer noch keinen Bebauungsplan." Demnächst werde die Kampfmittelräumung beginnen, voraussichtlich Ende des Jahres solle dann die Bezirksversammlung den Aufstellungsbeschluss fassen. Die formale Anhörung von betroffenen Bürgern und Trägern öffentlicher Belange, zu der er auch alle Neu Wulmstorfer einlade, werde es im Jahr 2013 in Harburg geben. Vorab komme er auch gerne noch einmal nach Neu Wulmstorf, um die Bürger separat über die Pläne zu informieren, versprach Völsch.

Was hingegen das Gelände nördlich der Bundesstraße 73 angeht, hielt sich Völsch bedeckter. Er sprach von "dicken Brettern", die hinsichtlich der möglichen Ansiedlung von Logistikunternehmen noch in Gesprächen mit Hamburg zu bohren sein. Tatsache sei, dass Hamburg dort derzeit Flächen aufkaufe, die dem Bund gehören. Der Flächennutzungsplan sehe zwar derzeit noch Wohnbebauung für das Gebiet vor, doch der Senat wolle, dass das geändert werde. "Wir sagen, dass die Ansiedlung von Logistikunternehmen geprüft werden muss", sagte Völsch.

Wolf Rosenzweig fand noch deutlichere Worte. "Wir sind dagegen", brachte er die Ablehnung Neu Wulmstorfs auf den Punkt, Logistik dort anzusiedeln, wo es Wohnhäuser in unmittelbarer Nachbarschaft gebe. Außerdem vertrage die Bundesstraße 73 keinen weiteren Verkehr. Dass es dort alleine schon aufgrund des neuen Wohngebiets noch voller werden wird, wurde den Bürgern ebenfalls klar. Die Verkehrsanbindung soll über den alten Haupteingang der Kaserne erfolgen. Selbst die geplante Autobahn 26 vom Landkreis Stade zur Autobahn 7 dürfte nur bedingt Entlastung bringen. Völsch sagte, es werde zwischen der Ausfahrt Rübke und der A 7 keinen möglichen Autobahnzubringer Neugraben oder Hausbruch geben.