200 Kinder der Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel experimentieren am zentralen Forschertag mit ihren Erzieherinnen und Lehrern.

Wilhelmsburg. Wann kann eine Kartoffel schwimmen? Wie kann ein Marienkäfer tauchen, ohne dabei nass zu werden? Wer baut das beste Schiff aus Knetmasse? Und wie viele Büroklammern kann es tragen?

Mit diesen spannenden Fragen beschäftigten sich am Donnerstagvormittag 200 Mädchen und Jungen von den Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel. Das Forum Bildung Wilhelmsburg hatte die Kindergartenkinder und Grundschüler ins Bürgerhaus Wilhelmsburg eingeladen - zum zentralen Forschertag.

"Die Insel forscht" lautete das Motto an diesem Vormittag. Die Elbinselkinder hatten während der sechsten Kinderforscherwoche mit ihren Erzieherinnen und Lehrern kleine naturwissenschaftliche Experimente gemacht. Und gestern war dann die große Präsentation: An 15 Forscherständen führten die Kinder ihre eigenen Experimente und die anderer Kinder durch.

Die Mädchen und Jungen waren mit großem Eifer bei der Sache. Nach einer Tanzdarbietung auf der Bürgerhausbühne zogen sie von Experimentierstand zu Experimentierstand und bekamen für jeden gelungenen Versuch einen Stempel in einen Forscherpass.

Und warum kann ein Schiff aus Knetmasse nun schwimmen? Die Lehrerinnen der Grundschule Stübenhofer Weg in Kirchdorf-Süd hatten die Antwort für die Kinder auf eine kleine Infotafel geschrieben: "Durch die Hohlform des Schiffes wird erreicht, dass das Volumen des Bootes gegenüber seinem Gewicht stark steigt. Damit wird es im Verhältnis leichter, kann schwimmen und sogar Ladung aufnehmen."

Auch die Kinder der Kita Elbkinder waren emsig am Experimentieren: Sie stellten einen Marinenkäfer in ein leeres Teelicht. Beide kamen in eine Wasserschüssel. Dann stülpten sie eine Flasche mit einem abgeschnittenen Flaschenboden über Marinenkäfer und Teelicht - es entstand ein Unterdruck, und der Marinenkäfer senkte sich trocken auf den Boden.

+++ Auch Schüler können intensiv forschen +++

"Die Experimente sind bei unseren Vorschülern der große Renner", sagte die Elbkinder-Erziehern Ramona Döscher, 34. "Die Kinder haben so viel Lust, etwas auszuprobieren, und wollen wissen, warum etwas bei einem Experiment passiert. Sie haben richtig Wissenshunger."

Schirmfrau des Zentralen Forschertages war die frühere Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach, 63 (CDU). Sie lebt auf der Elbinsel und ist Vorsitzende des Bürgervereins Wilhelmsburg. "Forscher sind das A und O für unsere Zukunft", sagte Herlind Gundelach. "Man kann nicht früh genug anfangen, das Interesse der Kinder für Technik und Naturwissenschaften zu wecken. Und das Interesse ist immer am größten, wenn man selber etwas machen kann. Bei purer Frontalpädagogik rauscht der Stoff ja leicht an den Ohren vorbei." Das Forschen und Experimentieren müsse auch in der Grundschule und den weiterführenden Schulen fortgesetzt werden, so die Ex-Senatorin. "Damit steigen die Chancen, dass die Schüler später ein technisches Fach studieren oder eine technische Berufsausbildung anfangen."

Wilhelm Kelber-Bretz, 56, hat den zentralen Forschertag organisiert. Er ist Geschäftsführer des Forums Bildung Wilhelmsburg, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, und beobachtete das rege Kindertreiben im Bürgerhaus mit großer Freude. "Neben dem Schwerpunkt Lesen als zentrale Kompetenz ist Forschen und Experimentieren der Schlüssel für das Lernen", sagte Kelber-Bretz. "Je früher Kinder sich mit naturwissenschaftlichen und technischen Phänomenen auseinandersetzen, desto besser sind die Voraussetzungen, dass sie später komplexe Zusammenhänge verstehen können."

Leider probierten die Kinder immer weniger aus, konstatierte Kelber-Bretz. "Welches Kind repariert heute noch sein Fahrrad selbst? Und wer baut noch mit einem Experimentierkasten? Leider werden Kinder durch ihre Eltern heute kaum noch zum Basteln und Experimentieren angeregt. Auch die normalen Spielmöglichkeiten draußen werden immer weniger. Früher sind die Kinder noch in den Wald gegangen oder haben ihren Ort erkundet."

Das Forum Bildung Wilhelmsburg arbeitet mit der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" zusammen. Die Stiftung engagiert sich bundesweit für die naturwissenschaftliche, mathematische und technische Bildung von Mädchen und Jungen im Kita- und Grundschulalter und bildet Multiplikatoren aus.