Das Bezirksamt hat den Bau bereits ausgeschrieben. Vertreter von Kulturwerkstatt und Politiker äußern Kritik an der geplanten Begrenzung.

Harburg. Es sollte alles so schön werden am historischen Kanalplatz im Binnenhafen. Hier entstehen Harburgs Magellan-Terrassen, schwärmten viele Politiker. "Am Kanalplatz herrscht ein einmaliges Hafenflair, das erhalten werden muss", sagte 2010 der damalige Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg, CDU. Immerhin wurden 1,3 Millionen Euro aus Sondermitteln lockergemacht für unter anderem die Verlegung von 3700 Quadratmetern Großpflaster, Sitzstufen und 35 Straßenbäumen. Im September dieses Jahres soll der Kanalplatz in neuem Glanz erstrahlen. Zentrales Thema der Stadtplanung sollte an dieser Stelle der freie Blick aufs Wasser sein, außerdem sollten Schiffe anlegen können. Umso überraschter sind nun Politiker von dem Plan des Bezirksamts, eine Begrenzung an der Kaikante zu installieren.

"Die Ausschreibungen für eine Art Geländer mit einer Höhe von einem Meter laufen schon", sagt Beatrice Göring, Sprecherin des Bezirksamts. Grund dafür seien Sicherheitsbedenken - Bürger könnten ins Wasser stürzen. Der Kanalplatz gehöre nun baurechtlich nicht mehr zum Hafenbereich, sondern sei zur Aufenthaltsfläche geworden. Man wolle Gefahren vermeiden, so Göring. Wie viel Geld das kostet, wie gestaltet wird, ob nach der Errichtung überhaupt noch Schiffe anlegen können und wie es um den Zugang zum dort befindlichen historischen Kulturkran bestellt ist, "können wir noch nicht sagen", so die Sprecherin. Unklar ist auch, aus welchem Finanztopf sich die Verwaltung bedient, denn die ursprüngliche Planung der Architekten sah keinerlei Zäune, Geländer oder Brüstungen vor.

Mitglieder der Kulturwerkstatt sind sauer. Denn der Kanalplatz sollte zum Teil für das Binnenhafenfest genutzt werden. "Ein Zaun verschandelt den Hafen und hindert Schiffe daran, anzulegen", sagt Leon Przybylski. Er will sich nun mit einem Protestschreiben an Bezirksamtsleiter Thomas Völsch wenden.

+++ Hafenflair kontra Gefahrenzone +++

Auch aus den Reihen der Politik regt sich Kritik - auch deshalb, weil sich die Verwaltung nicht mit den Volksvertretern abgestimmt hat. "Man kann sich nur über so einen Plan wundern", sagt Jutta Lindberg, kulturpolitische Sprecherin der FDP Harburg. Das sei keine gute städtebauliche Maßnahme, sondern verschandele das Stadtbild, sagt Lindberg. Und: "Wenn sich das Bezirksamt schon um die Sicherheit während der Festivitäten auf dem Kanalplatz sorgt, ist es doch sinnvoller, temporäre Absperrungen zu installieren, die man nach den Veranstaltungen wieder entfernen kann."

Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung: "Das ist ja ein Ding, da wurde ohne die Politik entschieden." Die CDU wolle unbedingt den Zugang zum Wasser erhalten. "Deshalb stehen wir konträr zu diesem Plan." Wenn schon eine Sicherheitsbegrenzung, "dann doch mit optisch ansprechbaren, beweglichen Elementen, damit maritimes Flair erhalten bleibt", so Bliefernicht.

Kay Wolkau, Vize-Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht den Kanalplatz als Perle des Binnenhafens an. "Deswegen sollte es eine Selbstverständlichkeit der Verwaltung sein, die Politik bei Planungen mit ins Boot zu holen und nicht hinter den Kulissen zu handeln." Sicherheitsbedenken will er jedoch nicht über Bord werfen. "An einigen Stellen im Binnenhafen ist der Uferbereich tatsächlich sehr steil. Deshalb könnte es sinnvoll sein, vielleicht eine Kante oder einen Zaun mit sehr moderater Höhe zu bauen. Das sollte geprüft werden", so Wolkau.

Die SPD hat sich unterdessen noch keine Meinung gebildet. "Wir wollen uns ein Bild vor Ort machen und dann entscheiden, ob ein Geländer sinnvoll ist", sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD in der Bezirksversammlung.