Am Radwegrückbau entlang der Heimfelder Straße scheiden sich die Geister. Die GAL wirft Parteien vor, dass 80 000 Euro verpulvert würden.

Harburg. Bis zum Juni soll der Radweg an der Heimfelder Straße, zwischen Nobleestraße und Milchgrund, für 80 000 Euro zurückgebaut und der Gehweg verbreitert werden. Dazu gibt es nach Baubeginn und Bericht im Hamburger Abendblatt nicht nur eine kontroverse Debatte unter Radfahrern sondern auch unter Politikern.

So forderte die GAL-Fraktion mit einem Dringlichkeitsantrag den sofortigen Baustopp. SPD und FDP lehnten den Antrag ab. Dazu GAL-Abgeordneter Kay Wolkau: "Es ist unglaublich, was sich hier abspielt. Da wird für 80 000 Euro ein Radweg ersatzlos entfernt und die SPD feiert das als Fortschritt für den Radverkehr. Die Heimfelder Straße ist sogar Teil einer Fahrradroute."

+++Und plötzlich ist der Radweg weg+++

+++FDP für Radwege-Rückbau an Heimfelder Straße+++

Die Bezirksversammlung habe bereits 2010 unter Führung der CDU/GAL Koalition mit den Stimmen der SPD beschlossen, dass die Heimfelder Straße zeitnah fahrradgerecht auszubauen beziehungsweise umzugestalten sei, sagt Wolkau. Das Planungsgutachten zur Umsetzung sehe dort, wo der Radweg derzeit abgebaut wird, eine Verbreiterung des Radweges vor. "Hier werden politische Beschlüsse ignoriert."

Nach Ansicht von Wolkau sei weder die Bezirksversammlung noch einer ihrer Ausschüsse über den Rückbau des Radweges vorab informiert worden. Entgegen Behauptungen des Bezirksamtes habe es seinen Worten nach hierzu keinen politischen Beschluss gegeben. Es sei nicht hinnehmbar, dass an einer viel befahrenen Straße mit Tempo 50 der Radverkehr einfach auf die Fahrbahn verwiesen wird, ohne dass alternative Verbesserungen für den Radverkehr getroffen werden.

Wolkau: "Wir fordern nach dem abgelehnten Dringlichkeitsantrag, dass nun umgehend Fahrradschutzstreifen auf die Fahrbahn markiert werden, so wie das Planungsgutachten es für den oberen Teil der Heimfelder Straße ab Milchgrund vorgesehen hatte."

Die GAL wünsche eine Förderung des Radfahrens. Dazu müsse Radfahren auch Spaß bereiten und unnötige Gefahrenstellen müssten vermieden werden. Viele Fahrradfahrer fühlten sich schlicht unwohl zwischen geparkten Autos am Fahrbahnrand und fahrenden Autos.

Da helfe es auch nicht, die Unfallstatistiken zu bemühen, die besagen würden, dass Radfahren auf der Fahrbahn sicherer sei. Wolkau: "Wir fordern, dass jeder Streckenabschnitt für sich betrachtet wird. Anhaltspunkte dafür, dass gerade der jetzt abgebaute Radweg am oberen Ende der Heimfelder Straße mit immerhin 1,20 Meter Breite gefährlich war, liegen nicht vor. Die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht an vielen Straßen darf nicht dazu führen, dass die Fahrradfahrer stets auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Im Zweifel für die Wahlfreiheit."

+++Diese Radwege sind in den Bezirken geplant+++

SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Heimath sagt, dass es zu dem jetzt angefangenen Radwege-Rückbau im Mai 2011 eine Vorlage der Bezirksverwaltung zum Straßenbauprogramm gegeben hätte. Mit der Vorlage habe sich der Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr befasst. Heimath: "Das Straßenbauprogramm ist umfangreich und der Radwegerückbau ist in dem Programm genannt. Jede Fraktion hatte das Programm vorliegen und hätte gegen den Rückbau vorgehen können. Letztlich ist im Ausschuss dem Straßenbauprogramm zugestimmt worden."

Der Harburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Frank Wiesner, selbst engagierter Radfahrer, sagt: "Auch CDU und GAL haben zu Zeiten des vorigen Senats den Wandel, Radverkehr auf die Straße zu bringen, nicht gestoppt. Und wir werden jetzt nicht auf Teufel komm raus alle Radwege beseitigen. Wir möchten die Wahlfreiheit. Der Radfahrer, der sich unsicher fühlt, soll weiter auf dem Radweg fahren. Wer sehr schnell fährt, beispielsweise mit einem Rennrad oder einem Elektrofahrrad, der soll auf der Straße fahren, um keine Fußgänger zu gefährden."

Michael Dose, Mitglied der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung, sagt, er fahre selbst täglich mit dem Fahrrad auf der Heimfelder Straße.

Der alte Radweg habe dort nur eine Breite von 60 Zentimetern und entspreche nicht mehr der heutigen Norm von 90 Zentimetern. Der Radweg sei sehr unterschiedlich, rot oder grau gepflastert oder gar asphaltiert. Dose: "Ich fahre auch bei Dunkelheit auf der Straße und fühle mich nicht unsicher." Dose wird am heutigen Sonnabend von 11 bis 13 Uhr mit einem Info-Stand an der Ecke Heimfelder Straße/Milchgrund stehen und will sich mit Bürgern über das Radwegethema unterhalten.

Die weitere Planung sieht vor, dass die Radwege am Harburger Ring und Hannoverscher Straße aus der Benutzungspflicht fallen. Radfahrer ab zehn Jahre sollen dann die Fahrbahn nutzen können. Frank Wiesner und Michael Dose halten die Wahlfreiheit für gut. Die schnellen Radler sollen die Straße benutzen, die anderen den Radweg.