Elf Mitarbeiter des Traditionsunternehmens stehen auf der Straße. Bis Ende Oktober soll der eigene Fuhrbetrieb abgewickelt werden.

Harburg. Bei dem mittelständischen, etwa 170 Mitarbeiter zählenden Unternehmen Neuland Beton, H. Burgis GmbH & Co. KG am Fünfhausener Landweg, das inzwischen aus mehreren Einzelfirmen besteht, hat die Gesellschafterversammlung beschlossen, die für den Transport von Frischbeton zuständige Firma Neuland Beton GmbH & Co. KG bis zum 31. Oktober dieses Jahres abzuwickeln. Die elf zumeist langjährigen Fahrer, darunter auch Betriebsratsvorsitzender Michael Becker, 62, haben am Dienstag wegen der beschlossenen Betriebsstilllegung von der Geschäftsführung die schriftliche Kündigung erhalten. Gestern trafen sich die gekündigten Lkw-Fahrer im Wilhelmsburger Hof mit dem Branchensekretär "Baustoffindustrie" der IG Bau Norddeutschland, Edwin Lehmann, und dem Anwalt für Arbeitsrecht, Wolfgang Brinkmeier, zu einer Lagebesprechung.

Von der Burgis-Geschäftsführung nahm für kurze Zeit Prokurist Lutz Kopperschmidt an der Besprechung teil. Er sagte: "Ich habe von der Gesellschafterversammlung den Auftrag erhalten, die Neuland Beton GmbH bis zum 31. Oktober abzuwickeln." Er erklärte auch, dass bereits mit Autohändlern über den Ankauf des zehn Betonmisch-Fahrzeuge zählenden Fuhrparks verhandelt werde.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres war es zwischen den damals 20 Beschäftigten der Neuland Beton GmbH & Co. KG und der Burgis-Unternehmensgeschäftsführung zum Streit gekommen, weil die gerade erst neu gebaute Betonmischanlage auf dem Firmengelände am Fünfhausener Landweg mit ihren neun Beschäftigten in eine mit der Strabag-Tochter "Roba Transportbeton GmbH" neu gegründete Gesellschaft Roba-Neuland übernommen werden sollte. Die Ausgliederung des Mischwerks aus der Gesellschaft hatte Gewerkschaftssekretär Edwin Lehmann zu folgender Aussage veranlasst: "Wenn auf die Weise die Mitarbeiterzahl unter 20 sinkt, dann kann der Betriebsrat, wenn der Arbeitgeber weitere Änderungen plant, keinen Interessenausgleich und Sozialplan mehr erzwingen. Entlassungen ohne Abfindungen sind zu befürchten." Nach der Ausgliederung war vergangenes Jahr dann doch ein Sozialplan ausgehandelt worden, der auch eine Abfindung bei Kündigung sicherstellt.

Der Kündigungsfall ist nun eingetreten, wobei Unternehmenschef Philipp Schmidt-Didlaukies im Juli bereits erklärte: "Wir können den Fahrern keine Arbeitsplatzgarantie zusichern". Insgesamt werde das Betongeschäft seinen Worten nach von Zementkonzernen bestimmt, die eigene Betonwerke unterhalten und den Preis vorgeben.

Bei der Versammlung der gekündigten Lkw-Fahrer wies auch Prokurist Lutz Kopperschmidt auf einen ruinösen Wettbewerb in der Branche hin. Schmidt-Didlaukies sagt, dass gerade im Hamburger Raum der Preis von den Konzernen gedrückt werde und Roba-Neuland nur Aufträge annehme, die keinen Barverlust erzeugen. Deshalb sei die derzeit produzierte Betonmenge deutlich geringer als noch vor einem Jahr und entsprechend vergebe Roba-Neuland weniger Aufträge an den Neuland Beton Fuhrbetrieb. Die gekündigten Fahrer kritisieren: Transportaufträge erhalten zumeist im Stundenlohn billigere Subunternehmer.

Neben dem Mischwerk am Fünfhausener Landweg hat die neu gegründete Roba-Neuland GmbH in Tiefstack ein weiteres Mischwerk aufgebaut. Ob es so Schmidt-Didlaukies wegen des ruinösen Wettbewerbs derzeit in Betrieb genommen werde steht noch nicht fest. Möglich sei auch dass das Mischwerk am Standort Harburg vorübergehend stillgelegt werde. Die gekündigten Mischerfahrer wollen jetzt prüfen lassen, ob die Betriebsstilllegung und damit ihre Kündigung rechtens ist. Anwalt Wolfgang Brinkmann: "Nachgedacht wird über eine Kündigungsschutzklage."