Das Gemeindehaus der evangelischen St.-Paulus-Gemeinde wird zur Tagespflegestätte. Das Pflegeteam Hamel wird Mieter. Bauarbeiten ab April.

Heimfeld. Was tun, wenn Gebäude von Kirchengemeinden renovierungsbedürftig sind und die Haushaltsmittel nicht für die Sanierung und den langfristigen Erhalt ausreichen? Pastor Frank-Ulrich Schoeneberg von der evangelischen St.-Paulus-Gemeinde in Heimfeld hat für das Gemeindehaus am Petersweg eine Lösung gefunden: "Das Pflegeteam Hamel, das wenige Meter vom Gebäude am Petersweg 1 ansässig ist, hat das Haus angemietet und wird hier eine Tagespflegestation einrichten. Schon im April soll es mit den Bauarbeiten losgehen."

St. Paulus wolle stärker in die Sozialarbeit im Stadtteil investieren "und nicht in Steine", sagt der Pastor. Die Verantwortung für die Gebäude falle immer stärker in den Bereich der Gemeinden, für die dann die Renovierungskosten ein Problem seien. Beten helfe da wenig.

"Wenn erst einmal der Sanierungsplan für unsere Kirche, erbaut 1907, feststeht, muss ich jeden Euro zweimal umdrehen", sagt er. 15 000 Euro jährlich werde für das Gemeindehaus benötigt, um es zu unterhalten. "Dieses Geld kann ich gut für Jugendarbeit und Sozialprojekte gebrauchen."

Also fiel die Entscheidung nicht schwer, sich für Hamels Angebot zu entscheiden, zumal das Gemeindebüro auch weiterhin dort betrieben werden wird "und einige unserer 2850 Mitglieder sich bestimmt auch in der Tagespflegestation aufhalten werden", so Schoeneberg. Eine eigene Tagespflege im Gebäude zu betreiben, das übersteige die Möglichkeiten von St. Paulus.

Konfirmanden, Jugendgruppen, Kantorei und Seniorenkreise, die sich regelmäßig im Gemeindehaus am Petersweg eingefunden hatten, werden sich künftig im Gemeindehaus der St.-Petrus-Kirchengemeinde an der Haakestraße treffen. "Wir wollen Synergieeffekte nutzen und stärker zusammenarbeiten", so Christoph Borger, Pastor der St.-Petrus-Gemeinde. Darin sei man schon geübt, denn auch bei der Ausrichtung der Gottesdienste arbeite man schon sehr gut zusammen. Allerdings: "Mit unseren Gästen von St. Paulus ist unser Gemeindezentrum von montags bis freitags ausgelastet, mehr geht nicht", so Borger.

St.-Paulus-Gemeinde wird nun nicht darum herumkommen, das in den 1920er-Jahren errichtete Gebäude zu renovieren. "Etwa 70 000 Euro müssen für eine moderne Wärmedämmung und für die Sanierung des Bodens aufgewendet werden", sagt der Pastor. Gut also, wenn durch einen langfristigen Mieter regelmäßig Geld reinkommt. Das Projekt Hamels klingt laut Schoeneberg vernünftig.

Die Nachfrage im 20 000-Einwohner-Stadtteil Heimfeld nach einem Tagespflegestättenangebot sei hoch. "Es gibt nur drei Einrichtungen im Hamburger Süden. Der Bedarf ist höher", sagt Hamel. Nach dem Umbau des Gemeindehauses würden 26 Plätze für Senioren zur Verfügung stehen. Die Kosten für die Betreuung richtet sich nach der Pflegestufe der Besucher.

Nicht nur an Demenz erkrankte Menschen können hier versorgt werden, sondern auch für ältere Menschen, die sich einsam fühlen und neue Kontakte knüpfen wollen, werden Angebote gemacht. "Gleichzeitig entlastet diese Einrichtung pflegende Angehörige und ermöglicht es ihnen, andere wichtige Besorgungen zu erledigen oder einfach mal durchzuatmen", sagt Hamel. Eine halbe Million Euro investiert er in den Umbau der Räumlichkeiten. So wird es mehrere Ruheräume, einen Behandlungs- und Apothekenbereich sowie eine Küche geben, in der die Besucher kleine Mahlzeiten gemeinsam zubereiten können. Handläufe und durch Mauerwerk und Farben gekennzeichnete Räume sollen dafür sorgen, dass sich an Demenz erkrankte Männer und Frauen wohl fühlen.

Der besondere Clou ist eine Modelleisenbahn. "Unserer Erfahrung nach sind besonderen die männlichen Tagespflege-Gäste davon begeistert. Sie leben wieder auf, wenn sie sich mit der Modellbahn beschäftigen können", sagt Hamel. Er hat schon fünf Anmeldungen für seine künftige Tagespflegestation erhalten.

Pastor Schoeneberg hat unterdessen bereits während des Seniorenkreis-Nachmittags davon berichtet, dass nun bald Veränderungen anstehen und sich die älteren Gemeindeglieder von ihrem gewohnten, lieb gewonnenen Treffpunkt trennen müssen. "Da waren einige schon traurig. Andere sind wiederum gespannt auf die Seniorenkreis-Besucher von St. Petrus, mit denen sie ja bald zusammentreffen", so der Pastor.