Nach acht Jahren wird das Gemeindehaus in Buchholz am Sonntag eingeweiht. Pastor Michael Wabbel zeigt es dem Abendblatt vorab.

Buchholz. Die neue Telefonanlage hat so ihre Tücken. Aber Edeltraut Freise, Sekretärin im Büro der evangelischen St.-Paulus-Gemeinde in Buchholz, ist bisher noch mit jedem Anrufbeantwortermodell zurechtgekommen. Auf diesem hinterlässt sie eine Nachricht - und greift sofort erneut zum Hörer. "Das wäre ja gelacht, wenn wir den jetzt nicht zu fassen bekämen." Und da hat sie ihn schon, am Handy. Keine zehn Sekunden öffnet Pastor Michael Wabbel die Glastür zum Sekretariat.

"Dann wollen wir mal", sagt er und läuft voran über das Eichenparkett im gerade fertiggestellten Gemeindehaus im Zentrum der Stadt, gleich neben der Pauluskirche. Acht Jahre wurde das Zwei-Millionen-Euro-Gebäude geplant und gebaut. Um das Geld aufzubringen, verkauft St. Paulus zwei ehemalige Gemeindehäuser, außerdem gaben die Landeskirche, der Kirchenkreis, Buchholzer Geschäftsleute und zahlreiche Bürger Zuschüsse und Spenden dazu.

"Dafür sind wir unendlich dankbar", sagt der Pastor. "Wir haben immer darunter gelitten, dass die Gemeinde über drei Standorte so zerrissen war und davon geträumt, uns im Zentrum anzusiedeln." Als sich die Chance bot, das 1400 Quadratmeter große Nachbargrundstück der Kirche zu kaufen, nahm ein fünfköpfiger Leitungsausschuss die Planung in die Hand.

Nun ist dort, wo früher ein Elektrogeschäft war, unter der Leitung des Buchholzer Architekten Martin Natorp ein dreistöckiges Haus entstanden, das sich gut in das Stadtbild einfügt. Die rote Klinkerfassade orientiert sich an der benachbarten Kirche, zur anderen Seite hin ist das Gebäude mit modernen Zementfaserplatten verkleidet. Etwa 700 Quadratmeter im Erdgeschoss und im ersten Stock nutzt die Gemeinde, in die Pfarrwohnung im obersten Stockwerk ist Michael Wabbel eingezogen.

"Wir haben lange überlegt, wie das Haus werden soll. Unser größter Wunsch ist es, dass es von Jung und Alt mit Leben gefüllt wird", sagt Wabbel. Herzstück des Konzepts ist das offene Foyer, in dem eine Bücherei für Kinder und Erwachsene eingerichtet ist und in das auch der Weltladen demnächst einziehen wird. Einmal in der Woche treffen sich hier bereits die jüngsten Gemeindemitglieder, für sie stehen kleine Holzstühle bereit und eine große Holzkiste, gefüllt mit Kinderbüchern. Vor dem Fenster, durch das Bauarbeiter zu sehen sind, die die Fläche zwischen Paulus-Haus und Kirche rot pflastern, steht ein Tisch. Denn auch ein kleines Café soll hier entstehen. Michael Wabbel breitet die Arme aus. "Wir wollen einen kommunikativen Bereich schaffen zum Sitzen, Lesen und Klönen."

Gleich daneben liegt der Gemeindesaal, durch die bodentiefen Fenster scheint die Sonne herein. Gerade stehen nur zwei Reihen schwarzer Polsterstühle und ein Flügel, beides durch Spenden finanziert, im Raum. Doch fast jeden Abend probt hier einer der vielen Chöre der Gemeinde.

Am Ende des Flurs führt eine Tür ins "Café Kuba", den offenen Jugendtreff der Gemeinde. Der Raum ist mit blauem Sofa, grünem Couchtisch, bunten Holzstühlen und Küchenzeile gemütlich eingerichtet. Auf einem Tischchen steht ein Schachbrett mit Glasfiguren, auf dem Boden trocknen grün gestrichene Bretter auf Gelben Säcken. Und es ist warm im Jugendraum, sehr warm. "Ja, hier fehlt noch der Thermostat", sagt Michael Wabbel. "Aber das wird bald gemacht." Das Haus wird mit der Abwärme eines Blockheizkraftwerk geheizt, dieses sogenannte Zuhause-Kraftwerk liefert die Elektrizität.

Im ersten Stock sind die Heizkörper schon mit Temperaturreglern ausgerüstet. Handwerker laufen durch die Räume und kontrollieren, was noch fehlt. Die Mitarbeiter des Jugenddienstes des Kirchenkreises haben ihr Büro bereits bezogen, nur dort, wo bald ein Regal als Raumtrenner stehen soll, stapeln sich noch Umzugskisten. Die Gruppenräume haben mit "Nord" und "Süd" nicht nur schlichte Namen, sie sind auch - bis auf eine kleine, in Alufolie gewickelte Topfpflanze auf dem Fensterbrett - ohne jede Dekoration.

"Wir wollten den Räumen nicht durch Bilder vorweg eine Prägung geben", sagt der Pastor. "Das muss mit der Zeit entstehen." Deshalb hängen an den weißen Wänden bisher nur weiße Tafeln mit weißen Magneten - für den Austausch untereinander, Notizen, Terminankündigungen. An der Wand im Flur ist zudem ein kleiner weißer Kasten angebracht, an dem Pastor Andreas Kern auf dem Weg in sein Amtszimmer überrascht innehält. "Oh, wir haben eine Gegensprechanlage."

Unten an der Kirchenstraße hängt jedoch bisher nur ein Kabel aus der Wand, an der das geplante Klingelschild angebracht werden soll. Auch der Briefkasten steht noch provisorisch auf dem Fenstervorsprung. Zu erreichen ist Michael Wabbel trotzdem - Rufumleitung aufs Handy. Das hat er jetzt allerdings mal lautlos gestellt. Die drei Pastoren sind noch dabei, ihre Zimmer einzurichten. Nur beim Diakon stehen schon gefüllte Bücherregale an der Wand, auf der Schreibtischunterlage brummt ein verlassenes Telefon vor sich hin.

Die meiste Zeit verbringt Pastor Wabbel im Konferenzraum mit Blick auf die benachbarte Kirche, hier trifft er sich mit Projektgruppen, bereitet zum Beispiel Konfirmandenunterricht für Viertklässler und die "Zwischenhalt"-Gottesdienste vor. An jedem dritten Sonntag im Monat gibt es diese Familiengottesdienste mit moderner Musik, Interviews und Mitmach-Aktionen in der Pauluskirche. Genauso lebendig soll es bald auch im Paulus-Haus zugehen, wünscht sich Michael Wabbel. Schon jetzt lädt er Passanten, die neugierig davor stehen, in das Haus ein. Der Eingang liegt noch etwas versteckt hinter Bauzäunen. In Zukunft sollen rund um das Gebäude grüne Büsche wachsen. Auch wenn sich Spender für weitere Bänke fänden, wäre das schön, meint der Pastor. "Und ein kleiner Brunnen, der würde perfekt hierher passen."

Das Paulus-Haus wird am kommenden Sonntag ab 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Kirche und anschließendem Empfang eingeweiht.