Nachwuchskünstler aus Buchholz zählen zu den Siegern beim Landeswettbewerb “Jugend gestaltet“. Preisgekrönte Bilder in Celle zu sehen.

Buchholz. "Schnitz mal was", hatte die Kunstlehrerin zu Maike Wagner gesagt und ihr einen Apfel in die Hand gedrückt. Ein Apfel? Maike Wagner dachte kurz nach und entschied sich, ein Gesicht auf das Obst zu zaubern. Dann schnappte sie sich eine Kartoffel und einen Kohlrabi und machte mit ihnen dasselbe. Alle drei grinsten frech in die Kamera, als die Buchholzerin auf den Auslöser drückte. Einen Tag später lichtete sie das Trio erneut ab und am Tag drauf ebenfalls. Drei Monate lang hat die heute 19-Jährige in regelmäßigen Abständen den Zustand der drei Gesichter dokumentiert, vom prallen Apfelbäckchen bis zum verschrumpelten Etwas.

"C'est la vie" hat Maike Wagner ihre Fotoarbeit genannt, die eigentlich nur ein Teil ihrer Bewerbungsmappe für die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg sein sollte. Dass sie sie jetzt sogar im Kunstmuseum Celle zeigen darf, ist für sie eine "unheimliche Ehre". Gemeinsam mit Julian Angermann, der so wie sie das offene Atelier Mopsblau von Katja Staats in Buchholz besucht, hat sie beim niedersächsischen Landeswettbewerb "Jugend gestaltet" gewonnen. Die Werke der beiden sind so wie die 198 anderen preisgekrönten Arbeiten vom 21. April bis 3. Juni in Celle zu sehen.

"Für die Schüler sind solche Wettbewerbe eine tolle Bestätigung von außen", sagt Katja Staats. Die Arbeiten von Maike und Julian, die aus zirka 2000 Einsendungen ausgewählt wurden, seien einfach gut gewesen - aber die ihrer anderen fünf Schüler, die ebenfalls mitgemacht hatten, auch. Alle hätten ihrer Meinung nach reelle Chancen gehabt, aber was die Jury letztlich für preiswürdig halte, sei immer irgendwie subjektiv.

Für Maike Wagner hätte die Apfel-Kartoffel-Kohlrabi-Schnitzerei sogar der Auftakt zu einer Karriere als Designerin werden können. Nachdem die Abiturientin des Albert-Einstein-Gymnasiums ihre Mappe mit insgesamt 20 Arbeiten an der HAW eingereicht hatte, wurde sie zur Eignungsprüfung eingeladen. Im Dezember kam dann die Zusage für den Kommunikationsdesign-Studiengang. Sie hätte jubeln können, doch da hatte sie sich schon anders entschieden. In ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr an der Kunststätte Bossard in Jesteburg war ihr klar geworden, dass ihre Liebe zur Kunst das eine ist. Das andere ist die Frage, ob sie sie tatsächlich zu ihrem Beruf machen sollte.

+++ Ein zweiter Platz für den Jungen mit dem Kontrabass +++

"Immer nur Design wäre mir einfach zu einseitig gewesen", sagt sie. In der Kunststätte Bossard ist sie unter anderem für das Archiv, für Workshops und die gesamte Organisation verantwortlich, und eine ähnlich vielseitige Tätigkeit könnte sie sich auch in Zukunft vorstellen. Ihr Plan ist jetzt, Kulturwissenschaften an der Leuphana-Universität in Lüneburg zu studieren. Dieser Studiengang biete ihr später die unterschiedlichsten Möglichkeiten und berge nicht die Gefahr, dass ihre große Liebe irgendwann von dem Zwang überschattet wird, als Designerin bestimmte Auftragsarbeiten für Kunden zu erledigen, die ihr persönlich gar nicht gefallen.

"Wahrscheinlich bin ich einfach zu perfektionistisch", sagt Maike Wagner. Sie wolle eben das, was sie mache, immer zu hundert Prozent machen. Vor allem Handwerkliches wie Scherenschnitt, Druck oder Stencil, bei dem mit Schablonen gearbeitet wird, liege ihr, erzählt sie. Diese Leidenschaft will sie sich als schönes Hobby bewahren und auch weiterhin die Kunstschule von Katja Staats besuchen.

Ganz anders Julian Angermann, der zweite Buchholzer Wettbewerbsgewinner. Wenn man sein Verhältnis zur Kunst beschreiben müsste, ist von Zweifeln oder rationalen Überlegungen keine Spur. Für ihn ist Kunst kein Hobby, sie ist tief in ihm verwurzelt und bahnt sich einfach ihren Weg nach außen. Ein Leben ohne Acrylmalerei könne er sich gar nicht vorstellen, sagt der 19-Jährige. Im heimischen Wohnzimmer steht deshalb immer eine Staffelei parat, damit er auch spontan zum Pinsel greifen kann.

Das Bild, mit dem er beim Wettbewerb überzeugen konnte, zeigt eine Schnecke, die ein Glasauge als Haus mit sich trägt. Sie kriecht auf dem Waldboden und soll für all die kleinen Dinge stehen, über die wir gerne achtlos hinwegsehen. Irgendwann soll das Bild auch Teil seiner Bewerbungsmappe werden, mit der er einen Platz an einer Kunsthochschule bekommen will. Wo das sein wird? Der Schüler der Fachoberschule Gestalten in Winsen zuckt mit den Schultern. "Vielleicht in Hamburg oder Kassel, vielleicht aber auch in Wien." Dort habe er sich vor kurzem über den Studiengang Bildende Kunst informiert, und das, was er sah, habe ihm sehr gefallen.

Im Herbst will Julian Angermann erst einmal in fremde Welten aufbrechen und auf eigene Faust Indien erkunden. "Ich würde gern die Kunst aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen", sagt er. Der Umgang mit Farbe ist für ihn etwas Faszinierendes, in seinen eigenen Arbeiten und in den Arbeiten anderer Künstler.

Katja Staats stuft die Zukunftsplanung ihrer Schützlinge als genau das Richtige für jeden einzelnen ein. "Es passt total, und man braucht einfach Zeit, sich sicher zu sein." Sie sieht es als ihre Aufgabe an, ihre Schüler zu beraten, welche Wege es in den Bereich Kunst und Kultur überhaupt gibt.

Dass jeder ihrer Schüler in der Arbeit im offenen Atelier seinen eigenen Stil entwickele, sei für sie eine Selbstverständlichkeit. Schließlich wolle sie keine kleinen Kopien von sich selbst erschaffen, sondern eigenständige Künstler, die ihren eigenen Weg gehen.