In Winsen weisen entlang der Bahnhofstraße wieder Schilder auf Parkscheibenpflicht hin. Ärger wegen Abschleppen am Schanzenring.

Winsen/Harburg. Die Winsener Stadtverwaltung hat klare Verhältnisse für Autofahrer geschaffen, wo und wie lange sie entlang der Bahnhofstraße parken dürfen. "Seit einigen Tagen steht vor meinem Geschäft wieder ein Schild, das eindeutig auf die Parkscheibenpflicht hinweist", sagt Susann Fascher. Sie betreibt "Das Blumenlädchen" in dem hell geklinkerten Gebäude mit der Hausnummer zwölf und hat in den vergangenen Monaten immer wieder Fragen verunsicherter Kunden zur Parkregelung vor ihrer Ladentür beantworten müssen.

Vor etwa einem Jahr waren die jetzt wieder aufgestellten blauen Schilder in der Bahnhofstraße verschwunden. Stattdessen gab es an den Zufahrtswegen in die Innenstadt weiße Schilder mit dem Schriftzug P-Zone, die auf die sogenannte Parkraumbewirtschaftungszone hinwiesen. "Das war ähnlich wie bei einer Tempo-30-Zone", sagt Theodor Peters, Sprecher der Winsener Stadtverwaltung. "Aber die rechtliche Handhabe für Verwarnungen ist erst jetzt wieder klar."

Falschparker werden von der Stadt Winsen mit Bußgeldern zwischen fünf und 30 Euro belegt. "Abschleppen lassen wir Autos nur in Feuerwehreinfahrten", sagt Verwaltungssprecher Peters. "Trotzdem erreichen uns immer wieder empörte Anrufe von Autofahrern, die sich ihrem Ärger im Rathaus Luft machen", so Peters. "Doch dort sind sie an der falschen Adresse."

Die Stadt überwache den ruhenden Verkehr nur auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Die Beschwerden aber betreffen hauptsächlich einen Parkplatz, der inzwischen Privatgrundstück ist. Der Lebensmitteldiscounter Netto an der Plankenstraße 10 ist Eigentümer der verkehrsgünstig vom Schanzenring erreichbaren Stellflächen in direkter Nähe zur Innenstadt.

Die zahlreichen Autofahrer, die dort in den vergangenen Wochen abgeschleppt wurden, sind aber auch in der Netto-Filiale mit ihren Beschwerden fehl am Platz. "Unser Dienstleister für den Parkplatz in Winsen ist die Firma Aktiv-Transport aus Hamburg", sagt Kerstin Hastedt, Sprecherin der Edeka-Tochtergesellschaft. Das beauftragte Abschleppunternehmen wirbt auf seiner Internetseite mit dem Hinweis: "Wir halten Ihre privaten Stellplätze kostenlos frei von Falschparkern." Geld verdient die Firma aus Bahrenfeld anders. Wer sein Fahrzeug vermisst, findet auf dem Parkplatz nur die 01805-Nummer einer kostenpflichtigen Hotline.

+++ Zwei Stunden frei parken ist kulant +++

Teuer wird für Falschparker aber vor allem das Abschleppen. Gerechtfertigt dafür sei ein Kostenersatz von 120 Euro, zitiert Julia Rehberg aus einem Urteil des Landgerichts Hamburg. Hinzu kämen 10 Euro Standgebühr für jeden Tag, den das Auto auf dem Gelände des Abschleppbetriebs verbleibt, so die Rechtsberaterin der Verbraucherzentrale weiter.

Problematisch sei, dass manche Autofahrer ihr Fahrzeug erst dann wieder erhalten sollen, wenn sie die Rechnung gezahlt haben. "Den Betroffenen bleibt in der Praxis meist nichts anderes übrig, als den verlangten Betrag erst einmal 'unter dem Vorbehalt der Nachprüfung' zu zahlen", sagt Rechtberaterin Rehberg. Später könne man dann den über 120 Euro hinausgehenden Teil der Abschleppkosten zurückfordern.

"Zögern Sie auch nicht, Ihren Anspruch gerichtlich durchzusetzen", rät Rehberg verärgerten Autofahrern. "Denn es gibt viele positive Gerichtsentscheidungen, auf die Sie sich berufen können." Eine lange Liste von Urteilen, mit denen Aktiv-Transport zur Rückzahlung ihrer Rechnungsbeträge von 250 Euro verpflichtet wurde, haben die Hamburger Verbraucherschützer auf ihrer Internetseite unter dem Titel "Abschlepp-Nepp" veröffentlicht.

Weniger Sorgen müssen sich Autofahrer machen, die in Winsen vor der Lidl-Filiale an der Bahnhofstraße 75 parken. "Abschleppen ist bei uns kein Thema", sagt Unternehmenssprecherin Petra Trabert. "Wenn wir Dauerparker bemerken, klemmen wir zunächst einen Infozettel hinter den Scheibenwischer." Und nachts zwischen 21.30 und 7.45 Uhr werde der Kundenparkplatz per Schranke abgeriegelt.

Für die großteils älteren Kunden des Raumausstatters Matthias Rudolf ist das kein Trost. Zum Abholen ihrer aufgepolsterten Möbel wollen sie nah an dem Geschäft an der Bahnhofstraße 58 parken. "Wenn bei uns vor der Tür alles dicht ist, stellen einige Kunden ihren Wagen vor der Möbelscheune auf der anderen Straßenseite ab", sagt Verkäuferin Jennifer Pesch. Aber auch wer einen Parkplatz ergattert habe, drehe oft wieder vor der Ladentür bei. Am Schaufenster hängt ein Plakat mit der Aufschrift "Haben Sie an Ihre Parkscheibe gedacht?" Verkäuferin Pesch: "Viele Kunden sagen, sie hätten ohne diese Erinnerung nicht daran gedacht."