Als Kreistagsvorsitzender Norbert Böhlke den "äußerst interessanten Tagesordnungspunkt Waldkronenpfad" ankündigte, ahnte er wohl noch nicht, welcher Achterbahnfahrt die Debatte gleichen würde. Nachdem das Stimmungsbild im Tourismusausschuss des Landkreises noch gespalten war, deuteten die ersten Redebeiträge im Kreistag von Grünen und SPD darauf hin, dass das Projekt ein waschechter Rohrkrepierer werden würde. Dann eben nicht, schien die Kreisverwaltung zu denken, die die Idee für den Pfad gehabt hatte.

Doch was dann geschah, dürfte so manchen überrascht haben. Die Pro-Argumente gingen auf einmal quer durch die Fraktionen. Da sahen Politiker von SPD und Grünen den Pfad plötzlich als Magneten für den sanften Tourismus und gute Möglichkeit, Menschen für die Umwelt zu begeistern. Als dann das Votum positiv ausfiel, herrschte seltsames Schweigen in der Runde. Entweder war vielen ihr eigenes Verhalten nicht mehr geheuer oder sie fragten sich, ob sich der Landkreis mit dem Millionenprojekt letztlich nicht doch verhebt - EU-Fördermittel hin oder her. Wie die Chancen für das Projekt stehen, soll aber gerade die Machbarkeitsstudie klären.

Viel wichtiger ist, dass die Abstimmung der Kreispolitiker eine Art Lehrstück in Demokratie war. Sie hat gezeigt, wie Politik frei von Fraktionszwängen aussehen kann. Allein die Argumente haben gezählt - und das sollte nicht nur beim Waldkronenpfad so sein, sondern bei vielen anderen Abstimmungen auch.