Ein Gutachterbüro hat die Pläne des Landkreises Stade für den A-26-Zubringer geprüft. Das Ergebnis ist vernichtend: Große Risiken.

Buxtehude. Die Stadt Buxtehude geht auf offenen Konfrontationskurs mit dem Landkreis Stade. Sie lehnt die vom Landkreis geplante Zubringervariante für die Autobahn A 26/Rübker Straße vehement ab. Politiker mehrerer Parteien bezeichneten die sogenannte Variante 1 als eine "Zumutung für die Bürger und die Stadt". Mit großer Mehrheit stimmte der städtische Ausschuss für Stadtentwicklung, Ortschaftsangelegenheiten und Umweltfragen daher für die von der Verwaltung vorgelegte ablehnende 19-seitige Stellungnahme der Stadt zum Projekt. Lediglich die CDU votierte gegen die Stellungnahme.

Die Verwaltung hatte die Entwurfspläne des Kreises von einem unabhängigen Verkehrsgutachter prüfen lassen. Das Ergebnis ist vernichtend. Der Kreis plant unter anderem, nach holländischem Vorbild einen Turbokreisel zu bauen, der an der Kreuzung Rübker Straße/Harburger Straße entstehen soll. Dieser soll mehrspurig gebaut werden, die Zubringerstraße ebenfalls, damit der Verkehr vorsortiert werden und schnell abfließen kann.

Das würde in Buxtehude gemäß den derzeitigen Planungen aber nicht funktionieren. "Wegen der Verkehrssicherheit und des Verkehrsablaufes raten wir dringend vom Bau des Turbokreisels ab", sagte der Verkehrsgutachter Lothar Bondzio von der Bochumer Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen mbH Brilon Bondzio Weiser (BBW).

+++ Kreis gerät in Erklärungsnot +++

So seien etwa die Fahrstreifen viel zu schmal geplant. "Für Buxtehude sind 4,50 Meter breite Spuren geplant. Notwendig sind aber 5,50 Meter, damit zwei Lastkraftwagen parallel in den Kreisel fahren können", erklärte Bondzio. Außerdem solle es in Turbokreiseln generell keine Spurwechsel geben, um das Unfallrisiko zu mindern. Das sei für Buxtehude aber nicht geplant. "Für Autofahrer ist hier ein Spurwechsel im Kreisel notwendig, das wird zu Verwirrungen im Verkehr führen", sagte der Gutachter. Die Folge seien unkalkulierbare Verkehrsrisiken.

Die bestünden auch für Fußgänger und Radfahrer. Turbokreisel würden für gewöhnlich aus Sicherheitsgründen ohne Fußgängerquerungen auf demselben Höhenniveau geplant. Autofahrer könnten an den Einfahrten nur schlecht den Verkehr über zwei Spuren hinweg einsehen und Radfahrer und Fußgänger leicht übersehen. "Wir haben erhebliche Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit", sagte Bondzio.

Auch der Verkehrsfluss von der Innenstadt in Richtung B 73 sei alles andere als zufriedenstellend. Auf der Harburger Straße würden sich gemäß der derzeitigen Planung enorme Rückstaus bilden, Autofahrer müssten für die Strecke von der Altstadt zum Kreisel im Schnitt zwei Minuten mehr einplanen. In der Summe sei der Kreisel in seiner derzeitigen Form "mangelhaft".

Auch bei der Rübker Straße gebe es vonseiten der Stadt gravierende Bedenken zu den bestehenden Planungen. In einer Simulation präsentierte die Verwaltung eine dreidimensionale Ansicht der Straßenplanung mit bis zu vier Meter hohen Lärmschutzwänden zwischen der K 40 und den Wohnhäusern. Für Autofahrer würde die Fahrt einer Reise im Labyrinth gleichen, Anwohner könnten nur umständlich zu ihren Häusern gelangen, das Ortsbild würde komplett zerschnitten werden.

"Was wir gesehen haben, macht mir Albträume. Das ist eine Zumutung für alle Bürger. Niemand dachte, dass es so eine Katastrophe für die Stadt werden würde", urteilte SPD-Fraktionschefin Astrid Bade. Sie plädierte daher erneut für die Umgehungsvariante 2a. Nur diese sei für das Stadtbild und die Anwohner vertretbar.

Bade bekam Rückendeckung von Grünen, FDP und FWG/BBG. "Das ist absurd, was der Kreis plant und den Bürgern zumutet. Ich hoffe, dass die Behörde nun einsichtig ist", sagte FDP-Fraktionschef Rudolf Fischer. Grünen-Fraktionschef Michael Lemke erklärte, die Grünen würden "zwar mit Bauschmerzen, aber für die Stellungnahme stimmen". Anne-Dore Völkers von den Freien Wählern bezweifelt, dass die Variante 1 vom Kreis überhaupt noch gerechtfertigt werden kann.

"Das Argument des Kreises war immer, dass es die günstigste Option ist. Doch da wurden die Kosten für Spundwände, Grundstückskäufe und Anliegerstraßen noch nicht eingerechnet", sagte Völkers. Sie rechnet damit, dass diese Maßnahmen die Kosten von 5,6 Millionen auf rund sieben Millionen Euro erhöhen würden. Damit wäre die Variante 1 teurer als die Umgehungsvariante 2a, die am FFH-Naturschutzgebiet entlangführen würde.

CDU-Fraktionschefin Arnhild Biesenbach sagte, dass die CDU die Kritik in vollem Umfang teile. Sie plädierte jedoch für Nachbesserungen bei der Variante 1 statt einer kategorischen Ablehnung der Pläne des Kreises. Sie regte unter anderem Nachtfahrverbote für Lkw und transparente Lärmschutzwände an. Diese Ideen wurden von den anderen Parteien aber abgelehnt.