Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind im Jahr 2011 in Harburg zwei Drittel mehr der Rauschgiftgeschäfte als noch im Vorjahr aufgeflogen.

Harburg. Der illegale Handel und Schmuggel von Drogen in Hamburg hat sich im vergangenen Jahr aus dem Zentrum in die Randbereiche der Hansestadt verlagert. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2011 hervor, die Hamburgs Innensenator Michael Neumann, Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch und der Leiter des Landeskriminalamtes Reinhard Chedor, gestern vorgestellt haben.

Der Statistik zufolge sinkt die Drogenkriminalität zwar landesweit auf den niedrigsten Stand seit 1995. Und allein im vorigen Jahr sank die Zahl der Verstöße gegen das Handelsverbot mit den sogenannten Betäubungsmitteln in der Hansestadt um 14,1 Prozent. Im Bezirk Harburg dagegen stieg die Fallzahl um 66,2 Prozent.

Der Anteil der im südlichsten Bezirk Hamburgs aufgeflogenen Drogendealer stieg gegenüber dem Vorjahr von 4,2 auf 8,1 Prozent. Die Zahl der erfassten Fälle legte von 65 auf 108 zu. Nur sechs dieser Fälle wurden laut Statistik nicht aufgeklärt.

+++ Präventionsarbeit schützt Opfer +++

Jeweils verdoppelt haben sich die Fallzahlen in den Stadtteilen Veddel, Marmstorf sowie in Harburg, wo die absolute Zahl mit 66 erfassten Fällen am höchsten lag. Den stärksten Anstieg verzeichnet die Statistik in Wilstorf, wo nach zwei Dealern im Jahr 2010 nun fünf Drogenhändler gefasst wurden.

In Neugraben-Fischbek registrierte die Polizei im vorigen Jahr 15 Fälle von Rauschgifthandel, sieben mehr als im Vorjahr. In dem zum Hamburger Bezirk Mitte zählenden Stadtteil Wilhelmsburg stagnierte die Fallzahl mit 27 Dealern auf hohem Niveau.

Kräftig zugelegt hat auf der Elbinsel die Zahl der Raubüberfälle. 66 gewaltsame Diebstähle auf Straßen, Wegen und Plätzen in Wilhelmsburg im vorigen Jahr stehen 37 solcher Taten im Jahr 2010 gegenüber. Besorgniserregend ist auch, dass nur jede dritte dieser teilweise brutalen Taten von den Ermittlern der Hamburger Landeskriminalpolizei aufgeklärt wurde.

Von den insgesamt 16 435 Straftaten im Bezirk Harburg im vergangenen Jahr wurde knapp die Hälfte von der Polizei aufgeklärt. Die höchste Kriminalität verzeichnet der Stadtteil Harburg mit 6614 Taten, gefolgt von Neugraben-Fischbek mit 2437, Heimfeld mit 1710, Eißendorf mit 1472, Wilstorf mit 1332 und Hausbruch mit 1156 erfassten Fällen. Die übrigen elf Stadtteile des Bezirks Harburg weisen jeweils dreistellige Fallzahlen aus.

Jeweils mehr als 1000 Straftaten wurden im südlichen Bereich des Bezirks Mitte begangen, 6295 in Wilhelmsburg und 1532 in Rothenburgsort. Der Bereich Veddel liegt mit 977 Straftaten knapp unter dieser psychologischen Grenze.

Die Landesgrenze nach Niedersachsen überschritt die Kriminalität im Hamburger Süden in vielen Fällen von Autodiebstählen. Im Bezirk Harburg richteten Autodiebe im vorigen Jahr in 144 Fällen einen durchschnittlichen Schaden von jeweils mehr als 14 000 Euro an. In den beiden Stadtteilen Veddel und Wilhelmsburg stieg die Zahl der Kfz-Diebstähle gegenüber dem Vorjahr von 88 auf 102 Fälle.

"Die Wagen tauchen teilweise wieder in Waldstücken im Hamburger Umland auf", sagt Uwe Lehne, der Leiter der Polizei im Landkreis Harburg. "Oft bleibt aber nur die ausgeschlachtete Rohkarosse übrig." Lehne sieht hochprofessionelle Ganoven am Werk. "Die typische Täterstruktur bei Autoaufbrüchen hat sich vom Drogenkonsumenten zum spezialisierten Auftragsdieb gewandelt", sagt er.

"Die Täter interessieren sich vor allem für Airbags, die in Lenkrädern und Seitentüren eingebaut sind", sagt Wilfried Haensch, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes bei der Polizeiinspektion Harburg. Begehrt seien bei den Dieben vor allem wertvolle Einzelteile für VW Transporter T4 oder zum Beispiel Xenon-Scheinwerfer für BMW- und Mercedesmodelle.

Auch bei diesem neuen Phänomen der bandenmäßig und arbeitsteilig organisierten Beschaffung von Einzelteilen für Kfz-Werkstätten im In- und Ausland weicht der Hamburger Süden in Teilen vom landesweiten Trend ab. In der Gesamtsicht auf die Hansestadt haben die Diebstähle im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen einen historischen Tiefstand erreicht.

Ursache dafür ist unter anderem der Preisverfall für Navigationsgeräte. Das Risiko, bei einem Autoaufbruch geschnappt zu werden, wird in der Regel nicht mehr durch den gesunkenen Verkaufspreis der Hehlerware auf dem Schwarzmarkt aufgewogen. Die Zahl der gestohlenen "Navis" ging gegenüber dem Vorjahr um 15,7 Prozent auf 3551 Fälle deutlich zurück. Bei den Airbags stieg die Zahl der Diebstähle landesweit um 72 Prozent auf 743.

Eine erfreuliche Abweichung der Entwicklung im Bezirk Harburg gibt es bei den Ladendiebstählen, deren Zahl um 3,8 Prozent sank. Allerdings liegt diese Form der Kriminalität im Harburger Zentrum mit seinen Einkaufsstraßen und Shopping-Centern mit 973 Fällen weiterhin hoch. Verantwortlich dafür sind nach Angaben des in Buchholz angesiedelten Polizeidirektors Uwe Lehne aber zu einem hohen Anteil Jugendliche aus den Gemeinden des Landkreises Harburg.