Fahrradhändler am Großmoorbogen will schwierigen Vertragsverhandlungen aus dem Weg gehen. Zentrale plant Umzug in den Norden.

Harburg. Kinderfahrräder, Trecking-bikes, Tourenräder und Kleidung für Freizeitradler: Die Auswahl des Fahrradgeschäfts B.O.C. am Großmoorbogen ist groß, und viele Zweiräder, die auf dem 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche gezeigt werden, sind auch für Kunden mit schmalem Geldbeutel erschwinglich. 50 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, und auch die Unternehmenszentrale ist auf einem der drei Etagen angesiedelt. 2003 bemühte sich Schwarz-Grün vehement, diesen Anbieter nach Harburg zu holen, setzte damals durch, dass der Händler an den Großmoorbogen und nicht in die Innenstadt kommt, weil B.O.C. großen Platzbedarf anmeldete und auch die Zentrale sich hier ansiedeln wollte. Nun, einige Jahre später, wollen die Radspezialisten, die vier weitere Filialen im Hamburger Stadtgebiet unterhalten und 33-mal in Deutschland vertreten sind, offenbar umsteuern: "Ich habe von der Bezirksverwaltung gehört, dass sich B.O.C. tutto completto, also mit Fahrradladen und Zentrale, aus Harburg verabschieden will. Wir bedauern diese Entscheidung", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Heimath. Allerdings liege bereits eine neue Nutzungsanfrage für das Gebäude vor. Dazu Baudezernent Jörg Heinrich Penner: "Dabei handelt es sich um einen Beherbergungsbetrieb mit Eventbereich für Hochzeiten oder Messen im Erdgeschoss - eine künftige Nutzung, die vorstellbar ist."

Auf Nachfrage bestätigt B.O.C., dass "die Unternehmensverwaltung unter Umständen plant, auf die andere Elbseite zu ziehen. Der Laden bleibt aber bestehen", sagt der kaufmännische Leiter des B.O.C., Diethard Kron. Hintergrund sei, dass der Mietvertrag für die drei Büroetagen, in der die Unternehmensverwaltung residiert, bald ablaufe und sich Vertragsverhandlungen mit dem Vermieter "schwierig" gestalten würden. "Deshalb schauen wir uns nun andere Flächen an", so Kron.

+++ Dornröschen wohnt in Harburg +++

CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer ist alarmiert. "Das ist ein negatives Signal für den Wirtschaftsstandort Harburg", sagt er. Denn es sei innerhalb von wenigen Wochen bereits die zweite Firma, die Standortprobleme habe.

Wie berichtet, will der Betrieb Stauffenbiel, ebenfalls umziehen, weil keine größeren Geschäftsflächen in Harburg vorhanden seien. Fischer kritisiert die Bezirksverwaltung, die angeblich in beiden Fällen die Politik nicht rechtzeitig über diese schlechten Nachrichten informiert habe. "Das sind doch wichtige Punkte, da kann man uns nicht erst in Kenntnis setzen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen und alles schon beschlossen ist. Man hätte vielleicht vermitteln können", sagt Fischer aufgebracht. Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung, hält es nicht für die große Katastrophe, wenn B.O.C. Harburg verlassen würde. Wichtiger ist, den Einzelhandel in der Innenstadt zu stärken." Ein Standortwechsel sei nur bedenklich, "wenn sich dann Kunden endgültig aus der Region verabschieden und im Umland einkaufen. Die Gefahr sehe ich hier allerdings nicht."

Allerdings will Harburgs Politik in Sachen Fahrradverkehr gerade richtig Gas geben. Fahrradparkhäuser in Harburg und Neugraben sollen eingerichtet werden, und man bemüht sich nach wie vor das erfolgreiche Leihsystem StadtRad in den Süden zu holen. Verleihstationen für die roten Flitzer gibt es zwar zuhauf jenseits der Elbe, aber Harburg wurde bislang ausgespart.

Ist der Stadtteil kein Pflaster für Radler? "Wir sind zufrieden, deshalb bleiben wir ja hier", sagt Jens Peter Dirks, Geschäftsführer vom Fahrradcenter Trenga Bikes am Großmoordamm, ganz in der Nähe vom B.O.C.-Sitz. So stellte Trenga Bikes die grünen Channel bikes, die man sich bei einigen Unternehmen in Binnenhafen und Innenstadt gegen Ausweisvorlage ausleihen kann. Außerdem rüsten Dirks und seine Mitarbeiter Kreuzfahrtschiffe mit Fahrrädern aus, bieten aber auch eine große Auswahl für Freizeitradler sowie Manufaktur. "Na ja, Harburg ist nicht gerade das El Dorado für Fahrradfahrer - zu viel Industrieverkehr und Schnellstraßen. Das ist eher ein Autorevier", sagt Dirks. Es bestehe Nachbesserungsbedarf. Die geplanten Fahrradgaragen seien eine gute Sache. "Man hat mich schon gefragt, ob wir ein Fahrradparkhaus am Harburger Bahnhof betreiben wollen. Aber da hat sich nichts weiter getan", sagt Dirks.