Erste Reaktionen auf die Vorstellung der Prüfungsergebnisse für eine mögliche dritte Integrierte Gesamtschule im Landkreis Harburg.

Winsen. Die Diskussion über eine mögliche dritte Integrierte Gesamtschule (IGS) im Landkreis Harburg ist eröffnet. Nachdem die Kreisverwaltung am vergangenen Freitag ihre Prüfungsergebnisse im Internet bekannt gegeben hat, sind nun Bürger, Eltern und Parteien dabei, sich zu positionieren. Wie das Abendblatt berichtete, räumt die Kreisverwaltung lediglich den Standorten Nenndorf und Hittfeld gute Erfolgsaussichten für eine IGS ein.

Bei Stefan Rüttinger, Sprecher der mittlerweile 180 Mitglieder zählenden Bürgerinitiative IGS Rosengarten, sorgt dieses Fazit für Freude. "Jetzt ist Nenndorf offiziell platziert", sagt er. Das sei schon mal ein wichtiger, erster Schritt. Gleichwohl weiß Rüttinger, dass Hittfeld mit der Gemeinde Seevetal im Rücken nicht zu unterschätzen ist.

"Wenn Hittfeld den Zuschlag bekommt, ist unser Schulstandort generell gefährdet", nennt er eines der Argumente der Bürgerinitiative. Andersherum glaubt er nicht, dass der Schulstandort Hittfeld allzu stark in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn Nenndorf die IGS erhält. Vor allem das Gymnasium dort werde sich sicherlich halten.

Von den Politikern, Verwaltungsmitarbeiten und Bürgern in Rosengarten erfahre die Initiative eine enorme Unterstützung, berichtet Rüttinger weiter. 300 bis 400 Besucher seien zu dem Informationsabend am vergangenen Donnerstag gekommen. Jetzt hofft er, dass die Argumente pro Nenndorf auch die Mitglieder des Kreisschulausschusses überzeugen, die am Dienstag, 14. Februar, 15 Uhr, bei ihrer Sitzung im Winsener Kreishaus über die IGS beraten werden.

+++ Befragung der Eltern abwarten +++

Als eines der Argumente für Nenndorf führt die Kreisverwaltung in ihrer Untersuchung vor allem die günstige Lage an. Der Standort der bisherigen Oberschule, wo die IGS errichtet werden könnte, sei gut erreichbar und liege rund sieben Kilometer von Buchholz und 13 Kilometer von Hittfeld entfernt.

Bei einer Interessensquote von 41 Prozent würden vermutlich 51 von insgesamt 126 Schülern aus Rosengarten die fünfte Klasse der IGS besuchen. Aber auch die Anmeldezahlen an der bestehenden IGS in Buchholz sind in die Bewertung eingeflossen. So haben sich dort 2011 82 Schüler aus Seevetal angemeldet, von denen 59 nicht angenommen wurden. Aus Buchholz selbst gab es 168 Schüleranmeldungen, von denen 122 abgelehnt wurden. Die Verwaltung kommt zu folgendem Schluss: Wenn man davon ausgeht, dass die Schule in Nenndorf sowohl für die Seevetaler Schüler als auch für die abgelehnten Schüler aus Buchholz attraktiv ist, ergibt sich für Nenndorf ein genügend großes Schülerpotenzial für eine fünfzügige IGS.

Für Seevetal geht die Kreisverwaltung davon aus, dass 134 Schüler aus der Gemeinde eine IGS in Hittfeld oder Meckelfeld besuchen würden. Wäre der IGS-Standort in Hittfeld, sei mit Zuwächsen aus den Gemeinden Rosengarten, Bendestorf und Harmstorf zu rechnen. Dass Schüler aus Buchholz hinzukommen, hält sie für weniger wahrscheinlich, auch wenn es nicht auszuschließen sei. Anders sieht es in Meckelfeld aus. Die Verwaltung kommt hier zu dem Schluss, dass es kaum zusätzliches Potenzial aus den Nachbarkommunen gibt. Deshalb komme der Standort Meckelfeld eher nicht infrage, der Standort Hittfeld hingegen schon.

Genau dieses Festlegen auf bestimmte Standorte halten SPD und Grüne in Seevetal aber für verfrüht. "Wir setzen uns ganz allgemein für eine IGS in Seevetal ein", sagt Gerhard Nobis von den Grünen. Man könne nicht sofort direkt über Standorte sprechen. Gemeinsam mit der SPD wollen die Grünen die Gründung einer Elterninitiative vorantreiben, um das Engagement in der Gemeinde auf breitere Füße zu stellen. Am 1. März gibt es dazu von 20 Uhr an einen Infoabend im Meckelfelder Helbach-Haus an der Bürgermeister-Heitmann-Straße 34c.

Brigitte Somfleth, für die SPD im Seevetaler Gemeinderat und im Kreistag, hat bereits konkrete Vorschläge für die Abstimmung im Schulausschuss. Sie will, dass bei einer Elternbefragung nicht von Nenndorf und Hittfeld gesprochen wird, sondern nur von Rosengarten und Seevetal. Außerdem müsse neben dem Interesse der Buchholzer auch das der Steller abgefragt werden. Auch die Problematik der nach Hamburg abwandernden Seevetaler Schüler müsse endlich angegangen werden. Diese Schüler wolle sie vor Ort halten. "Je nachdem, wie die Resonanz ist, sollte man sogar prüfen, ob nicht zwei neue Gesamtschulen möglich sind", fügt sie hinzu. Einen Schulkrieg zwischen Nenndorf und Hittfeld wolle niemand.

Die Kreis-CDU und die Kreis-Grünen wollen sich zu dem Thema noch beraten. CDU-Fraktionschef Hans-Heinrich Aldag lässt aber durchblicken, dass auch seine Partei es für unglücklich hält, die Diskussion auf Standorte zu beschränken. Zudem müssten die Auswirkungen auf bestehende Oberschulen berücksichtigt werden.