In Familienunternehmen ist der Arbeitsalltag nicht immer konfliktfrei - aber oft erfolgreich. Zwei Beispiele aus Buchholz und Neugraben.

Buchholz/Neugraben. "Seit der Gründung unserer Firma vor sechs Jahren ist die ganze Familie mit an Bord", sagt Dirk Ackermann und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Nach den Vorteilen eines Familienunternehmens gefragt, runzelt der Chef des Printhouse nachdenklich die Stirn. "Vielleicht muss man weniger erklären, aber das macht die Arbeit nicht unbedingt leichter." Natürlich gebe es bei den Angehörigen mehr Verständnis für gelegentliche Wochenendarbeit oder abendliche Überstunden bei wichtigen Aufträgen. Andererseits gelte diese Flexibilität auch umgekehrt: Den eigenen Kindern schlägt Ackermann so schnell keinen freien Tag ab.

Der Erfolg im Tagesgeschäft sei häufig von einem gelungenen Kompromiss zwischen Familie und Unternehmen abhängig. Dafür hätten sie in dem Buchholzer Familienbetrieb eine ganz besondere Regelung gefunden, sagt Dirk Ackermann: "Jeder von uns ist für seinen eigenen Geschäftsbereich zuständig und kann dort schalten und walten." Sein Sohn Bastian ist zum Beispiel gelernter Kaufmann und betreut den Druckerservice und einen Webshop für Bürobedarf. Dank dieser Chance auf Eigenständigkeit war der Schritt ins elterliche Unternehmen für den 24-Jährigen keinesfalls eine Notlösung. Er sagt: "Ich habe hier die Möglichkeit, viel Neues auszuprobieren und meinen eigenen Firmenbereich auf die Beine zu stellen."

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Der Reiz des Unternehmertums ebnete auch im Hause Lerdon den Weg für eine Mehr-Generationen-Kanzlei in Hamburg-Neugraben. Bereits 1977 hatte sich der heutige Seniorpartner Sönke Lerdon als Steuerberater selbstständig gemacht. 2006 stieg sein ältester Sohn Frank in den Betrieb ein, zwei Jahre später folgte auch der jüngste, Christoph. "Die Aussicht auf die Selbstständigkeit und eine gute wirtschaftliche Perspektive war für mich entscheidend", begründet Christoph Lerdon seinen Schritt in die Kanzlei des Vaters. "Um in einer größeren Kanzlei Partner zu werden, muss man zehn bis 15 Jahre warten", stimmt ihm sein Bruder Frank zu. Bereut haben die beiden den Schritt offensichtlich nicht, auch wenn eine Vater-Sohn-Beziehung am Arbeitsplatz nicht immer ganz konfliktlos ist. "Heute halte ich mich aus den organisatorischen und unternehmerischen Entscheidungen weitgehend raus und bin nur noch wenig am eigentlichen Tagesgeschäft beteiligt", sagt Sönke Lerdon. Beim Einstieg des ersten Sohnes war das noch anders. "Gerade am Anfang prallten zwei ganz unterschiedliche Philosophien aufeinander, und es gab schon die eine oder andere Meinungsverschiedenheit", erinnert sich Frank Lerdon und lacht. "Heute sind daraus gelegentliche Diskussionen geworden."

Das Problem, die Vaterrolle aufzugeben, kennt man auch in Buchholz. "Beide Seiten müssen die richtige Zusammenarbeit lernen", sagt Dirk Ackermann. "Gerade am Anfang fiel es mir schwer, mich zurückzuhalten. Inzwischen ist mir klar, dass man auch Experimente zulassen muss. Nur so kann man wertvolle Erfahrungen machen." Von den Kenntnissen der eigenen Sprösslinge profitieren Unternehmen mitunter sogar. "Bastian ist gelernter Kaufmann und kann sehr gut mit Kunden umgehen", sagt Vater Dirk - und ist fest von einer Win-win-Situation überzeugt.

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Ähnlich positiv sehen das auch die Partner bei Lerdon & Partner. Mit der Berufserfahrung der beiden Söhne wurde die Kanzlein modernisiert, das IT-System modifiziert.. "Seit die Söhne mit dabei sind, haben wir außerdem jedes Jahr neue Kunden gewonnen und beschäftigen inzwischen mehr als 20 Mitarbeiter", sagt Sönke Lerdon nicht ohne Stolz.

Sich beruflich die Hörner abzustoßen sieht man in beiden Firmen als wichtige Vorraussetzung für den Erfolg der innerfamiliären Zusammenarbeit. Immerhin ist das Ziel der langfristige Fortbestand und Erfolg des Familienunternehmens, auch wenn den nicht jeder gleich definiert. "Mir war es sehr wichtig, dass meine Söhne langfristig bei mir einsteigen wollen. Immerhin geht es auch um das eigene Lebenswerk", sagt Sönke Lerdon. Er gibt unumwunden zu. "Ich habe schon früher am Mittagstisch darauf hingewirkt, dass die Kinder mal in meine Fußstapfen treten." Eine Erwartung, die von den beiden Söhnen keinesfalls als Last oder Bürde empfunden wurde. "Inzwischen sehen wir die Kanzlei ebenfalls als Lebensprojekt an. Manchmal witzeln wir darüber, dass für unsere Kinder die Nachfolge schon fest eingeplant ist."

Entspannter sieht man das Thema Nachfolge im Hause Ackermann. "Zu große Loyalität bremst doch nur", sagt Vater Dirk, und sein Sohn fügt hinzu: "Ich bin mit dem Stand der Dinge sehr zufrieden."