Schüler aus Amelinghausen könnten dort bequem zur Schule gehen, doch der Kreis Lüneburg ist dagegen

Amelinghausen/Salzhausen. Die Fraktion FDP-Unabhängige im Lüneburger Kreistag möchte Schülern aus den Gemeinden Amelinghausen und Rehlingen den Besuch des Gymnasiums in Salzhausen ab dem kommenden Schuljahr ermöglichen. Als Argument für den Schulbesuch im Nachbarkreis Harburg führt die Fraktionsvorsitzende Gisela Plaschka (FDP) die räumliche Nähe von Amelinghausen und Salzhausen an. "Lange Schulwege für Kinder sind geklaute Lebenszeit. Deshalb müssen wir ihnen kurze Wege bieten", sagt die Amelinghausenerin, die als Oberstudienrätin an dem vor fast zehn Jahren gegründeten Gymnasium Salzhausen unterrichtet.

Seit dem Sommer 2010 dürfen ihr zufolge bereits Schüler aus der Gemeinde Soderstorf mit den Ortsteilen Soderstorf, Rolfsen und Raven sowie der Gemeinde Oldendorf mit den Ortsteilen Wetzen, Neu Oldendorf, Oldendorf das Gymnasium im Landkreis Harburg besuchen.

Schulleiter Norbert Stüven berichtet, dass 50 Mädchen und Jungen aus dem Landkreis Lüneburg zurzeit am Gymnasium Salzhausen unterrichtet werden. Nach den Worten von Gisela Plaschka hätten bereits zehn junge Leute aus dem Kreis Lüneburg in Salzhausen ihr Abitur gemacht. Schulleiter Stüven sagt, die meisten Schüler kämen aus Soderstorf. Weitere kommen ihm zufolge aus Lüneburg, Westergellersen, Kirchgellersen, Wetzen und Embsen. "Es streut sich", sagt er. Stüven betont, dass das Gymnasium ausreichend Kapazität für weitere Schüler aus dem Nachbarkreis hat. "Zumal die Schülerzahl in unserem Einzugsgebiet mittelfristig zurückgehen und uns die neue Integrierte Gesamtschule in Winsen Schüler nehmen wird." Den Rückgang könnte das Gymnasium mit Schülern aus dem Kreis Lüneburg kompensieren.

"Für Interessierte aus der Gemeinde Amelinghausen mit den Ortsteilen Wohlenbüttel, Etzen und Dehnsen ist der Besuch des Gymnasiums Salzhausen bislang nicht möglich, obwohl der entsprechende Schulbus durch Amelinghausen fährt", sagt Plaschka. Immer wieder äußerten daher Eltern aus Amelinghausen den Wunsch, ihre Kinder auf das Gymnasium Salzhausen zu schicken. Schließlich sei es näher als das im Lüneburger Stadtteil Oedeme, in dessen Einzugsgebiet die Samtgemeinde Amelinghausen liegt.

"Doch die Kleinstaaterei in der Schulpolitik verhindert den Besuch an der nächstliegenden Schule", kritisiert die Kreistagsabgeordnete. Dabei komme es zu abstrusen Situationen. "Es kann nicht sein, dass interessierte Bürger gezwungen sind, ihre Kinder vorübergehend bei Verwandten in der Samtgemeinde Salzhausen polizeilich zu melden, damit sie das Gymnasium dort besuchen können", nennt sie ein Beispiel.

Innerhalb des Landkreises Lüneburg gebe es zwar keine Schulbezirke, die Eltern verbindlich vorschreiben, an welcher Schule sie ihre Kinder anmelden müssen, sagt Plaschka. "Doch das gilt nicht für Schulen, die außerhalb des Kreisgebietes liegen." Grund dafür ist unter anderem, dass der Kreis Lüneburg dem Nachbarkreis Harburg Geld für jeden Schüler zahlen muss, der am Unterricht in Salzhausen teilnimmt. Dieser Gastschulbeitrag beträgt laut einer Vereinbarung, die beide Kreise 2010 miteinander geschlossen haben, pro Schüler 745 Euro im Jahr. "Geld darf aber kein Argument sein, unseren Antrag abzulehnen", meint Plaschka.

Das sieht die Lüneburger Kreisverwaltung etwas anders. "Für Schüler aus der Gemeinde Amelinghausen gibt es ein durchgängiges ÖPNV-Angebot nach Oedeme. Hinzu kommt, dass der Landkreis Lüneburg pro Schüler auf dem Gymnasium Salzhausen ein Gastschulgeld zu zahlen hat", heißt es in der Vorlage der Verwaltung für die kommende Schulausschusssitzung am Mittwoch, 11. Dezember, um 15 Uhr im Kreishaus. Die Verwaltung schlägt vor, den Antrag von FDP und Unabhängigen abzulehnen. Denn die aktuelle Vereinbarung mit dem Landkreis Harburg schließe innerhalb der Samtgemeinde Amelinghausen nur die Kommunen ein, die örtlich sehr nahe am Gymnasium Salzhausen liegen und aus denen Schüler einen zwar zumutbaren, aber doch auch zeitlich langen Schulweg zum Schulstandort Oedeme haben, heißt es weiter. "Ferner errichtet der Landkreis zum 1. August eine Integrierte Gesamtschule (IGS) in Embsen, in deren Einzugsbereich auch die Samtgemeinde Amelinghausen liegt. Für diese IGS wird es wichtig sein, genügend Schüler mit einer Gymnasialempfehlung aufzunehmen, um eine künftige Oberstufe zu ermöglichen."

Das sagt auch der Vorsitzendes des Schulausschusses, Rolf Rehfeldt von den Grünen. "Deshalb halten wir als rot-grüne Mehrheitsgruppe den Antrag von FDP und Unabhängigen für keine gute Idee." Denn die IGS Embsen solle langfristig gesichert werden und überdies das Schulzentrum Oedeme entlasten. "Und wer weiß, ob wir nicht sogar noch eine dritte IGS im Bereich der Stadt Lüneburg ins Leben rufen müssen", so Rehfeldt. Gisela Plaschka sagt, sie befürworte ebenfalls die IGS als Schulform. "Eine wunderbare Schule. Aber mit unserem Vorschlag gefährden wir die neue IGS in Embsen nicht."

Rolf Rehfeldt sagt, er könne die Argumente Plaschkas für kurze Schulwege durchaus nachvollziehen. "Aber wir setzen Rahmenbedingungen für die Schullandschaft, und in diese passt der Vorschlag nicht." Dennoch sagt er, auch über die Idee von FDP und Unabhängigen werde noch zu sprechen sein. Vor allem verstehe er in der Vereinbarung mit dem Kreis Harburg nicht, dass der Landkreis Lüneburg für Lüneburger Schüler zahlen muss. "Eigentlich müssten wir Geld erhalten, weil wir im Nachbarkreis die Schullandschaft mit unseren Schülern stärken."