Herausforderung für den Greenkeeper Blasio Petry auf dem “Gut Deinster Mühle“

Deinste. Liebevoll streichelt Chef-Platzpfleger Blasio Petry die rasierten Grashalme. Doch an einigen Stellen stoßen seine Handgriffe auf Sand. Da fehlt das Gras schlicht. Deshalb ähnelt der Golfplatz "Gut Deinster Mühle" in Deinste im Landkreis Stade an manchen Punkten einem Kopf, dem büschelweise die Haare ausfallen.

Schwere Zeiten für den Head-Greenkeeper mit der braunen Kappe. Schließlich startet in diesem Monat die Saison. Die Golfer haben ihre Bags wegen der Kälte lange genug in der Ecke stehen lassen und drängen jetzt auf den Platz. "Und der muss gut aussehen, sonst bleiben die Golfer weg", sagt Petry. Aber in diesem Jahr dauert es länger als sonst, bis sich der Rasen wieder von den kalten Monaten erholt. Normalerweise braucht er nur etwa vier Wochen, um wieder in voller Pracht zu stehen. Jetzt sind drei Monate für die Regeneration nötig.

Der harte Winter ist schuld. Er hat auch auf dem Golfplatz "Gut Deinster Mühle" seine Spuren hinterlassen und die Bildung von Schneeschimmel begünstigt. Sie sind der Schrecken eines jeden Golfplatzes. Der Schimmel wächst und gedeiht vor allem bei hoher Feuchtigkeit und unter einer Schneedecke. Sobald der Schnee schmilzt, offenbart sich dann das Leid des Rasens - braunfarbene kahle Stellen.

Der 42 Jahre alte Head-Greenkeeper, der so etwas wie der oberste Gärtner auf dem Golfplatz ist, leidet mit. Nicht nur aus Liebe zum Rasen, sondern auch, weil Petry weiß, was die Pilzinfektion für das Golfgeschäft bedeutet. "Wenn der Ball über die Stellen rollt, hoppelt er zur Seite", sagt Petry und presst seine schmalen Lippen aufeinander. Nun liegt es an ihm, die Flecken verschwinden zu lassen. Er ist für die Pflege des 18-Loch-Platzes verantwortlich. Seit der Geburtsstunde des Golfplatzes 1994 ist Petry auf der Anlage als Platzpfleger beschäftigt. Sieben Jahre später wurde der gebürtige Brasilianer Head-Greenkeeper.

Auf drei bis fünf Millimeter werden die Halme rasiert

Die Rasenpflege ist so etwas wie die Königsdisziplin auf dem Golfplatz.

Täglich kümmert sich Petry mit vier weiteren Mitarbeitern um den Rasen. Von der insgesamt 90 Hektar großen Anlage müssen 33 Hektar Grünfläche bearbeitet werden. Petrys Motto: "Man muss den Rasen nur richtig bearbeiten, dann hat man auch gesunde Gräser." Vor allem die sogenannten Grüns - dort, wo die Bälle eingelocht werden, müssen gehegt und gepflegt werden.

Auf drei bis fünf Millimeter werden die Grashalme täglich raspelkurz gemäht. Purer Stress für die Gräser. Mal ganz abgesehen von den Fußtritten der Golfer. "Der Rasen bekommt ja ständig was auf die Mütze", sagt Petry. Und dann setzte der lange Winter dem Rasen noch zu.

Doch Petry geht davon aus, dass es nur noch wenige Tage dauert bis die kahlen Stellen verschwunden sind. "Anderen Plätzen geht es noch schlechter. Die Probleme halten sich in Grenzen", sagt Petry. Der Platzpfleger schreibt das der guten Vorbereitung auf den Winter zu. Dafür muss der Platz einiges ertragen. Auf einem Quadratmeter werden 350 Löcher in den Boden gestochen. Dann wird feiner Sand über das Gras gestreut und eingebürstet. Wenn es gut läuft, kommt dadurch am Ende "treues Grün" heraus. Das heißt, der Golfball läuft getreu der vorgegeben Richtung und springt nicht zur Seite.

Die meiste Zeit verbringen Petry und seine Mitarbeiter aber auf den Rasenmähern. Auch jetzt erfüllt das Knattern der Mini-Traktoren die Luft, und es riecht nach zerkleinerten Halmen. Denn nicht nur die Grashalme der Grüns müssen gestutzt werden. Auch die Abschläge und die Spielbahnen (Fairways) werden drei Mal pro Woche geschnitten. Die Bäume - das Rough - umkurven die Pfleger mit ihren Mähern zweimal pro Woche.

Kein Wunder, dass Petry auf einen guten Maschinenpark schwört. Pro Maschine müssen die Golfclubs aber auch etwa 80 000 Euro ausgeben, wenn es gute Gerätschaften sein sollen. Um Kosten zu sparen, ist der Golfclub "Gut Deinster Mühle" dazu übergegangen, den Fuhrpark zu leasen. Dadurch vermeidet der Club hohe Reparaturkosten. Petry kann finanziell ohnehin nicht aus dem Vollen schöpfen. Sein Budget von 280 000 Euro pro Jahr fällt geringer aus als der bundesweite Durchschnitt für eine 18-Loch-Anlage. Der liegt zwischen 300 000 und 350 000 Euro.

Der Winter war sehr strapaziös für den Platz

Petry hat gelernt, mit seinem Geld zu haushalten. Gerade deshalb schätzt Tim Steffens, Geschäftsführer des Golfplatzes in Deinste, den schmächtigen Mann. "Er denkt als Unternehmer und nicht als Arbeitnehmer", sagt Steffens. "Er setzt die vorhandenen Ressourcen optimal ein und ist sparsam."

Auch die Golfer sind mit dem Ergebnis der Arbeit des Greenkeepers zufrieden. "Die Grüns könnten zwar noch besser werden", sagt Ekkehard Gauch aus Stade. Doch dem 69-Jährigen ist auch bewusst, dass der Winter sehr strapaziös war für den Platz. Die holprigen Stellen können die Begeisterung für den Platz "Gut Deinster Mühle" nicht trüben. Dass der Platz abwechslungsreich ist, zählt mehr als eine Anlage, die wie aus dem Prospekt aussieht.

Und so wachsen an manchen Stellen die Gänseblümchen. "Das sieht nicht gut aus", räumt Petry ein und reißt im Vorbeigehen ein Löwenzahn heraus. "Aber wenn die Blüte vorbei ist, fällt es nicht mehr auf." Chemie ist nicht seine Sache. "Ich halte nicht viel von Pflanzenschutzmitteln. Schließlich arbeite ich in der Natur." Erst zwei Mal hat Petry in diesem Jahr gespritzt.

Doch an einem nicht geharkten Bunker kann Petry nicht vorbeigehen. Der Head-Greenkeeper greift zur Harke und glättet den Sand. Seitdem er Greenkeeper sei, habe sich die Qualität des Platzes deutlich verbessert, sagt sein Chef über den Brasilianer.