Die CDU möchte für Harburg das Umbauprogramm der Wohnungsbaukreditanstalt anwenden

Harburg. Büroleerstand und Wohnungsnot - das muss sich ändern, sagt die CDU in Harburg. In einem Bezirksversammlungsantrag schlagen die Christdemokraten deshalb vor, Grundeigentümern im Hamburger Süden die Büroumwandlungsprämie aus dem Sonderprogramm "Umbau von Büros zu Wohnraum" der Wohnungsbaukreditanstalt (WK) schmackhaft zu machen. Hintergrund: Von der WK gibt es Zuschüsse in Höhe von 150 Euro pro Quadratmeter, wenn sich Eigentümer dafür entscheiden, ihre Gewerbeimmobilie in ein Wohnhaus umzubauen.

Ziel ist es, mehr familiengerechte Wohnungen in der Stadt zu schaffen. Dadurch soll ein besserer Mix aus Gewerbe und Wohnen in der City entstehen, der Verödungsprozessen entgegen wirkt und den Engpass auf dem Wohnungsmarkt entschärft. "Der Bedarf nach günstigen Wohnungen für junge Familien ist hoch. Bevor wir nun aber in Harburg immer neue Bebauungspläne ausschreiben, wollen wir bei der Verwaltung prüfen lassen, ob bestehende, bislang leer stehende Büro-Objekte nicht einfach umgewidmet werden können", sagt André Sawallich (CDU).

Doch nicht überall in Hamburgs Süden kann die Prämie beantragt werden. "Nach den bisherigen Richtlinien ist das nur in Teilen des Harburger Kerngebietes und in einigen wenigen Straßenzügen in Heimfeld möglich", so Sawallich. Und das geht ihm und Fraktionschef Ralf Dieter Fischer gegen den Strich. "Schon wieder wird Harburg benachteiligt. In anderen Bezirken hat die WK mehr Bereiche ausgeschrieben. Wir wollen nun prüfen lassen, ob die Grenzen bei uns im Hamburger Süden ausgeweitet werden können. Jede Chance, die uns zusätzliche Wohnungen schaffen könnte, muss genutzt werden. Es eilt." Schnell geht hier gar nichts: Die Harburger Verwaltung ist bislang nicht einmal darüber informiert, wie viele Büros in Harburg tatsächlich leer stehen. "Das haben wir noch nicht erhoben", so Behördensprecherin Beatrice Göhring.

Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion, weiß, wo Gewerbeimmobilien seit längerem vergeblich auf solvente Mieter warten. Deshalb hält er den Vorschlag der Christdemokraten für diskussionswürdig. "Wenn wir uns ansehen, wie viele Büros im Channel und im Binnenhafen nicht vermietet sind, dann müssen wir zu dem Schluss kommen, dass dort Bürohäuser einfach nicht gehen. Aber vielleicht Wohngebäude umso mehr", so Heimath. Weshalb solle der Steuerzahler Jahr um Jahr den teuren Leerstand in Harburg bezahlen. "Da ist Wohnraum für Familien eindeutig die bessere Lösung, zumal in den Richtlinien für den Erhalt der Prämie ausdrücklich erwähnt ist, dass familienfreundlicher Wohnraum bevorzugt gefördert wird."

Doch nicht nur langwierige Bürokratie-Verhandlungen mit den Behörden - wenn aus Gewerbeimmobilien Wohnhäuser werden, muss der Bebauungsplan für den jeweiligen Standort geändert werden - schrecken Grundeigentümer ab, sondern auch die Kosten. "So ein Gebäude müsste völlig entkernt und komplett neu mit Wasserleitungen und weiteren Installationen sowie Schallschutz ausgestattet werden. Meist stehen auch umfangreiche energetische Sanierungen an. Autostellplätze müssen geschaffen werden. Da kann man noch mal 50 Prozent der Baukosten aufschlagen. Mindestens", sagt Heinrich Steven, Vorstand des Hamburger Grundeigentümerverbands. Es sei günstiger, "das alte Bürogebäude abzureißen und dann auf dem Grundstück ein neues Haus zu bauen".

Selbst, wenn sich Vermieter nicht von den horrenden Investitionen abschrecken lassen, dürfte es schwierig sein, solvente Familien zu finden, die einziehen. Denn: "Irgendwie muss das Geld ja wieder hereinkommen. Günstig sind die Mieten vermutlich dann eher nicht", so Meike Kirchner, Pressesprecherin der Wohnungsbaukreditanstalt. Es sind meist Büroetagen und -gebäude in Top-Citylagen, die in Appartements umgebaut werden. Kirchner: "Dort ist die Perspektive gegeben, langfristig und zu einem angemessenen Preis vermieten zu können." Und nur so soll es funktionieren. "Es ist vorgesehen, dass Eigentümer von Büros in Innenstadtquartieren in den Genuss der Prämie kommen", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Denn dort sei in Bebauungsplänen eh schon ein Mischgebiet - Wohnen und Arbeiten - ausgewiesen. Man hoffe außerdem, dass es die Prämie auch weiterhin geben wird, denn eigentlich läuft das Angebot 2010 aus. Krstanoski: "Nun kommt es auf die Haushaltsberatungen an, ob diese Möglichkeit künftig für Grundeigentümer noch bestehen wird. Wir sind aber optimistisch."

Doch die Rechnung mit der Büroumwandlungsprämie geht nicht so ganz auf: Das zeigen aktuelle Erhebungen. Die Förderung wird seit Einführung 2006 nur sehr zögerlich genutzt. Bislang sind hamburgweit lediglich 500 Wohneinheiten (152 Wohnungen) entstanden und nur zwei in Harburg an der Bremer Straße. "Für 2010 liegen derzeit acht Anträge für insgesamt 71 Wohnungen vor", so Ralf Sommer, Vorstand der WK. Demgegenüber stehen etwa 1,5 Millionen Quadratmeter an Büroflächen, die nicht genutzt werden. Etwa 15 000 Wohnungen fehlen. Bezahlbarer Wohnraum ist in Innenstadtnähe kaum noch zu kriegen. Und Vermieter von Büroflächen warten auf bessere, renditeträchtigere Zeiten, denn: "Wer umgewandelt hat, kann nicht mehr zurück. Der Wohnungsmarkt ist streng reguliert. Mieterhöhungen sind auch vor Gericht schwer durchsetzbar", so Grundeigentümerverbandsvorstand Stüven.

Und längst nicht jeder Mieter ist pflegeleicht.