20 Männer und eine Frau gehören der Braugemeinschaft an der TUHH an, die mit der “Campusperle“ auf den Markt will.

Harburg. 1300 Braustätten gibt es nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes in Deutschland. Zusammen stellen sie etwa 5000 verschiedene Biere her. Eines der exotischsten Biere kommt aus Harburg: Studenten der Technischen Universität (TU) produzieren das "Campusperle"-Pils. Bislang kennen nur Insider den naturtrüben, sehr hopfigen Gerstensaft - denn er wird ausschließlich bei Festen und Empfängen der Hochschule ausgeschenkt. Das soll sich in diesem Jahr ändern: Zehn Studenten-Bierbrauer werden voraussichtlich im Herbst mit einer eigenen Firma an den Markt gehen. Dann käme das Harburger Pils in Kneipen und Gasthäuser.

Nach dem Aus für die Gaststätte "Engelbräu" in diesem Monat stellt die Braugemeinschaft "Campusperle" das einzige Harburger Bier her. Harburgs letztes Brauhaus steht neben verschiedenen ingenieurtechnischen Forschungsaufbauten im Technikum der TU an der Eißendorfer Straße. Die knapp einen Meter breite, zwei Meter lange und einen Meter hohe Brauanlage aus Stahl haben die Studenten selbst entwickelt und gebaut. 1600 Liter Bier haben die Studenten in 2009 gebraut.

"Wir sind keine Gruppe, die sich regelmäßig trifft, um Bier zu trinken", sagt Markus Zeitler. "Uns ist der Prozess wichtig." Der 22 Jahre alte Student der Biotechnologie und Verfahrenstechnik leitet die Braugemeinschaft "Campusperle" und ist damit sozusagen Harburgs Chefbrauer. Das Bierbrauen steht auf dem Lehrplan an der Technischen Universität. Erstsemester bekommen die technischen Fähigkeiten in der Vorlesung "Einführung in die Verfahrenstechnik" vermittelt. Wie der Brauprozess für die Herstellung von Limonade genutzt werden kann, ist sogar Thema einer Doktorarbeit.

Die studentische Braugemeinschaft gibt es schon seit 2003. Ein Gründungsmitglied, das heute nicht mehr dabei ist, war ein gelernter Brauer. Das erste Bier brauten die Studenten mit Würstchenkochern in der Teeküche.

Heute gehören 21 Studenten der Braugemeinschaft an, 20 Männer und eine Frau. Obwohl die Brauerei Männersache zu sein scheint, ziert das "Campusperle"-Logo" eine blonde Frau im Comicstil. Ungewöhnlich für eine Branche, die zur Vermarktung eher auf maskuline Symbole wie Königskronen, Burgen und Ritter setzt. "Die Frau versinnbildlicht unsere Campusperle. Sie soll Sympathieträger sein", erklärt Markus Zeitler das jugendliche Logo. Den Biernamen "Campusperle" haben sich die Studenten inzwischen rechtlich schützen lassen.

Das Harburger Pils wird nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut - also nur aus Wasser, Malz und Hopfen. Der Alkoholgehalt schwankt zwischen 4,5 und fünf Prozent. Aus diesen nur drei Zutaten lassen sich Tausende Geschmäcker entwickeln, sagt Lorenz Zimmer (24), Student der Verfahrenstechnik und "Malzminister" der Braugemeinschaft. Die verschiedenen Malzsorten, die Kochzeit oder die Zusammensetzung des Wassers seien alles Faktoren, die den Geschmack beeinflussen.

Die "Campusperle" lagert zwischen vier und sechs Wochen, bis das Bier als fertig gilt. Eine längere Lagerzeit wirke sich auch auf das Aroma aus. Die aus dem Supermarkt bekannten Industriebiere dagegen würden nur etwa zwei bis drei Wochen lagern. Den wichtigen Rohstoff Malz bekommt die "Akademiker-Brauerei" gespendet: etwa eine Tonne Pilser Malz von der Globalmalt aus Hamburg und Spezialmalze von Weyermann aus Bamberg.

Am heutigen Freitag feiern viele Gastwirte und der Handel den "Tag des Bieres". Der 23. April 1516 gilt als der Geburtstag des deutschen Reinheitsgebotes. Die Braugemeinschaft "Campusperle" hat ein anderes Großereignis vor Augen: Die Studenten-Bierbrauer laden zum ersten Brauwettbewerb in Harburg vom 6. bis 9. Mai an der TU ein. Zwölf Teams von Hochschulen aus ganz Deutschland bringen dann jeweils fünf Liter ihres selbst gebrauten Gerstensaftes mit und stellen sich dem Urteil einer Jury. Experten wie ein früherer Braumeister der Holsten-Brauerei sind dabei.

Kriterien sind zum Beispiel Geschmack, Geruch oder die Schaumfestigkeit. "Bierernst" soll das Ganze trotzdem nicht sein: Jedes Team muss sein Bier auch präsentieren. "Bei wem am meisten Laune aufkommt", sagt Markus Zeitler, "gewinnt den Publikumspreis."

www.campusperle.net