Es kommen immer mehr Hilfsbedürftige zu der Harburger Tafel. Gleichzeitig werden die Helfer immer älter und suchen nach Nachwuchs.

Harburg. Die Harburger Tafel braucht dringend Helfer. Der im November 1996 gegründete Ableger der Hamburger Tafel im Helmsweg ist der feste Anlaufpunkt im Süden Hamburgs für Hunderte Hilfsbedürftige. An drei Tagen in der Woche kommen die Menschen, deren Rente, Hartz IV oder Arbeitslosengeld nicht ausreichen, um im Supermarkt einkaufen zu können. Die Zahl derer, die auf die Essensausgaben der Tafel angewiesen sind, wächst stetig. Immer mehr alte Menschen und Kinder gehören zu den Kunden der Tafel, die in Harburg nach ihrer Gründung im Haus der Kirche mit wöchentlich 30 bis 40 Kunden startete. Inzwischen, die Tafel ist längst in den Helmsweg umgezogen, kommen in der Woche etwa 400 Familien zur Ausgabestelle. Für zwei Euro bekommen sie die Lebensmittel, die andere nicht mehr haben wollen, die in Geschäften nicht mehr verkauft werden können. Um den Ansturm zu bewältigen, hat die Tafel jetzt einen dritten Öffnungstag eingerichtet, und die Helfer, die sich teilweise schon seit vielen Jahren hier engagieren, werden immer älter, die Arbeit fällt ihnen immer schwerer.

"Ich wohne hier um die Ecke, und eigentlich hatten wir uns mit einigen Anwohnern hier zusammen getan, um etwas gegen die Tafel zu unternehmen. Wir wollten die Tafel nicht hier haben. Als einige Anwohner und ich eines Tages dann hier her kamen, um mit Frau Müller zu sprechen, hat sie uns erklärt, was die Tafel eigentlich macht, und das hat mir imponiert", sagt Marita Kloth-Vogt. Dieser Besuch liegt jetzt neun Jahre zurück, seitdem gehört Marita Kloth-Vogt zum festen Team der Tafel und hilft bei der Essensausgabe. Kloth-Vogt: "Mir macht es Spaß, hier zu helfen, denn wir bringen den Menschen große Freude mit diesen Lebensmitteln, die wir ihnen geben. Als wir an Weihnachten sogar Enten verteilt haben, hatten viele Kunden Tränen in den Augen. Das sind Momente, in denen ich weiß, dass es richtig ist, dass ich hier einen Teil meiner Freizeit für die Tafel opfere."

Über mangelnde Kundschaft kann sich Tafel-Gründungsmitglied Ursula Müller nicht beschweren. "Natürlich merken wir ganz deutlich die Krise. Unser ganz großes Problem aber ist es, Menschen dafür zu gewinnen, uns in unserer Arbeit zu unterstützen und ehrenamtlich hier mitzuhelfen", sagt die 69 Jahre alte Jesteburgerin. Viele der inzwischen 85 ehrenamtlichen Helfer der Tafel wollen aus Gesundheits- oder Altersgründen ihr Amt in absehbarer Zeit niederlegen, an Jüngere weitergeben.

Jeden Tag sammeln die Fahrer in ihren weißen Tafel-Bussen rund eine Tonne Lebensmittel. Sie transportieren sie von den Lebensmittelmärkten zum Helmsweg. Dort werden die Lebensmittel sortiert. Inzwischen beliefert die Harburger Tafel mit ihren beiden Niederlassungen in Winsen und Neuwiedenthal auch fünf Kindertagesstätten. Hier wird damit für die Kinder gekocht, die sonst auf ein warmes Mittagessen nach der Schule oder dem Kindergarten verzichten müssten.

Einer der Fahrer, Hans-Erik Detlefsen (73), kam vor einigen Jahren durch einen Freund zur Harburger Tafel. Der habe ihn mitgeschleppt, habe ihm erzählt, die Tafel brauche Fahrer. Seitdem ist der Rentner und Hobby-Heimwerker jeden Dienstag für die Tafel unterwegs, holt mit dem Transporter Lebensmittel ab und bringt sie in den Helmsweg. "Sicher, es ist mitunter anstrengend, aber wenn ich nach so einem Tag nach Hause komme, fühle ich mich wohl, denn ich weiß, was ich getan habe." "Mir ist es gut gegangen im Leben, und deswegen möchte ich den Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas zurückgeben. Auch wenn ich über meiner Arbeit für die Harburger Tafel inzwischen alt und grau geworden bin, es macht mir auch heute noch, nach all diesen Jahren, großen Spaß in der Harburger Tafel, mal abgesehen davon, dass man hier sehr viele interessanten Menschen kennen lernen kann", so Gründerin Ursula Müller. Wer mithelfen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 77 11 08 97 über die ehrenamtliche Tätigkeit informieren.