Tüten, Flaschen, und Becher - 300 Schüler und Lehrer räumten den Dreck von den Plätzen. Die Schüler waren empört über die Massen an Müll.

Wilhelmsburg. "Warum", fragt sich der Fünftklässler Kerim (11) nach einer guten Stunde Müllsammelns, "verschmutzen die Menschen überhaupt unsere Erde?" Kerim und seine Mitschüler der Klasse 5 e des Gymnasiums Kirchdorf/Wilhelmsburg (Kiwi) sind an diesem Montagvormittag mitten in Wilhelmsburg unterwegs. Zwischen dem Berta-Kröger-Platz und dem S-Bahnhof Wilhelmsburg sammeln sie das auf, was andere Wilhelmsburger auf den Boden oder in die Büsche geworfen haben:

Es ist ein erstaunliche Akkumulation von Wohlstandsmüll, den Menschen hier in der Mitte Wilhelmsburgs zurückgelassen haben: Yum-Yum-Tüten, Strumpfhosen, Flaschen, Nylonstrümpfe, Zigarettenschachteln und -kippen, Spanplatten, Plastikleisten, Schokoriegelverpackungen, Reflektoren, Papiertüten - und, und, und. Kerim guckt in seine weiße Mülltüte, und findet eine Antwort auf seine Frage: "Die Menschen, die Müll auf die Straße schmeißen sind einfach dumm!"

Es war der letzte Tag der großen Aufräumaktion "Hamburg räumt auf!", da lud die Projektgruppe "Stadtteilpflege Wilhelmsburg" 300 Schüler, Lehrer, Kitakinder und Erzieherinnen zum gemeinsamen Müllsammeln ein. Das Kiwi-Gymnasium kam mit fünf Schulklassen, die Elbinselschule mit zwei Klassen, die Kindertagesstätte Koppelstieg mit zwei Gruppen, und dazu krempelten noch 20 Erwachsene der Arbeitsloseninitiative Wilhelmsburg die Ärmel hoch. "Wir wollen die Kinder für ihre Umwelt sensibilisieren", sagte Koordinator Simon Henze, "sie sollen beim Müllsammeln auch über ihr eigenes Verhalten nachdenken."

"Wilhelmsburg ist nicht wirklich sauber", konstatierte Celina (11), als sie vor dem S-Bahnhof Wilhelmsburg Scherben aus den Beeten klaubte. "Hier ist es wirklich dreckig", pflichtete ihr Hatice (11) bei. Nach anderthalb Stunden hatten die fleißigen Hände mehr als 60 große Mülltüten gefüllt und zwei Dutzend Einkaufswagen eingesammelt.

"Das ist eine schöne Initiative, die den Kindern klar macht, wie achtlos die Menschen Müll wegwerfen und wie mühsam es ist, den Dreck wieder einzusammeln", sagte ihr Klassenlehrer Matthias Werner (40). "Wir legen auch in der Schule viel Wert auf Ordnung und Sauberkeit in den Klassen. Die Schule muss heute ja auch sehr viel Erziehungsaufgaben übernehmen wie den bewussten Umgang mit der Umwelt."

André und Luisa (beide 11) haben sich auch so ihre Gedanken über die Sauberkeit in ihrem Stadtteil gemacht: "Hier liegen sehr viele kleine und große Teile herum", sagte André. "Die Trinker werfen die Bierflaschen auf den Boden und die Kinder und Jugendlichen die Lollystiele", befand Luisa.

Die Wilhelmsburgerin Ruth Hansen (68) war derart erfreut über das große Saubermachen, dass sie Kerim, Sarah (beide 11) und Cindy (10) zwei Euro schenkte. "Das ist toll, dass ihr hier sauber macht", sagte die Rentnerin, "kauft Euch nachher mal ein schönes Eis."

"Viele Jugendliche denken, das ist cool, wenn sie Müll wegschmeißen", sagte Enkela (11), "aber das ist ja auch unsere Stadt, die muss doch sauber sein." "Ganz genau", sagte Mina (11), "denn Wilhelmsburg gehört nicht nur denen." Die Fünftklässlerin schlug vor, auch Müllaktionen für Jugendliche und Erwachsene durchzuführen.

Celine (11) wusste, dass "2013 eine Gartenschau in Wilhelmburg stattfindet - da muss es doch sauber bei den Pflanzen sein." Sorgen machte sie sich indes darüber, "dass die Leute so viele Bäume abgesägt haben. Jetzt kriegen wir Menschen weniger Sauerstoff von den Bäumen, und das ist doch nicht gesund."