Erst mit den steigenden Wassertemperaturen gehen die Schwärme jetzt auf Wanderschaft. Sie ziehen jedoch schnell weiter die Elbe hinauf.

Fliegenberg. Er zergeht leicht nussig auf der Zunge, gilt in Feinschmeckerkreisen als Geheimtipp und wird traditionell mitsamt Gräten und mit den Fingern gegessen: der Stint.

Eigentlich beginnt die Fangsaison schon im November. Dann sind fünf Kutter auf der Unterelbe auf Stintfang. Mehrere Reusenfischer versuchen ihr Glück auf der Oberelbe. Doch dieses Jahr sieht es anders aus. Der Stint lässt auf sich warten. "Schuld ist der harte Winter. Das Wasser in der Elbe war zu kalt zum Laichen", so Fischer Wilhelm Grube aus Hoopte. Denn normalerweise wandert der Stint wie alle Lachsfische zum Laichen aus dem Meer die Flüsse hinauf. Zur Freude der Fischer muss sich der Fisch in der Elbmündung erst noch mehrere Wochen lang langsam an das Süßwasser gewöhnen, "bevor er im Frühjahr und mit steigender Wassertemperatur die Elbe hinauf schwimmt", berichtet Volkmar Hinz, Leiter des Bereiches Fischerei der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer. "Dieses Jahr ziehen die Fische erst jetzt flussaufwärts", so Grube. So hat er mit seinem Fangboot Anfang der Woche auf Höhe Over drei Kilogramm aus den Reusen, die mit ihren Öffnungen in Richtung Flussmündung ausgelegt werden, gezogen - alles andere als eine gute Fangquote. Am Mittwoch "sah es schon besser aus. Da hatten wir 80 Kilogramm im Plastik-Netz." Gestern freute er sich über 200 Kilogramm. Optimal ist diese Menge allerdings immer noch nicht. Im vergangenen Jahr hatte er bis zu 800 Kilogramm Stint in den Reusen. Und das bis Mitte April. Jetzt macht ihm ein weiteres Problem zu schaffen: "Es kann sein, dass sich die Laichgebiete des Fisches durch die Kälte verlagert haben", sagt Fischerei-Experte Hinz.

Eines ist jedoch sicher: "Die Stint-Fischer machen Verluste." Die verlorene Zeit könne nicht mehr aufgeholt werden, denn bald würde der Fisch weiterziehen. Grube bleiben also nur wenige Tage, um den Stint an Feinschmecker und auf den Teller zu bringen. Der Fischer aus Hoopte liefert nicht Großeinkäufern zu, sondern fängt für seinen Restaurant-Betrieb und für den Privatverkauf. Der Stintfang ist für den Fischer ein lukratives Geschäft. "Bis zu zehn Euro pro Kilo wird damit erzielt", weiß Hinz. Über Verluste mag Grube nicht sprechen. "Es wird irgendwie gehen."

Auch Fischer Heinz Oestmann aus Finkenwerder ist nicht glücklich mit dem verspäteten Stint. "Mein Vater musste zwei Monate lang zu Hause bleiben, weil sich nichts tat. Erst jetzt fährt er raus, fängt jeden Tag Stint", sagt Oestmanns Tochter Gesche Oestmann. Wenn der Fisch weitergezogen ist, ist der Finkenwerder Fischer auf der Nordsee zum Schollen- und Kabeljau-Fang unterwegs. Sein Kollege Wilhelm Grube legt dann Netze für Aale aus.