Der Undeloher hat mit seinen Kollegen das Überleben viele Tausend Opfer der Naturkatastrophe gesichert.

Undeloh. Der Alltag hat ihn wieder. Olaf Bülk, einer der THW-Helfer, die erfolgreich versucht haben, die Lage im Erdbebengebiet von Haiti ein bisschen erträglicher zu machen, ist wieder daheim in Undeloh - und mitten im Berufsleben.

"Ich hetze von Baustelle zu Baustelle. Viel Zeit habe ich nicht", sagt der Elektrikermeister im Gespräch mit der Rundschau. Das hilft ihm, ein wenig Abstand vom gerade Erlebten zu bekommen. Bülk hat in Port-au-Prince (wie berichtet) vier Wochen bei der Trinkwasseraufbereitung geholfen und Schlimmes gesehen.

In Gedanken ist er immer noch dort. "Man wusste nicht, wo man zuerst anpacken sollte. Das Elend ist sehr groß", so Bülk. In Port-au-Prince herrsche immer noch "entsetzliches Chaos". Dort sind rund 100 000 Gebäude zerstört und etwa 510 000 schwer beschädigt. Kleine Nachbeben versetzten die Haitianer in Angst und Schrecken. "Dann brach jedes Mal Panik aus. Einige Bewohner der Stadt, die noch eine Behausung hatten, schliefen daher aus Vorsicht vor ihren Hütten, um nicht unter Trümmern begraben zu werden."

Doch die meisten Haitianer hätten kein Dach mehr über dem Kopf, würden auf der Erde schlafen, seien Wind und Wetter ausgesetzt, "inmitten von unbeschreiblichem Müll."

Große Plätze oder Freiflächen haben sich in provisorische Camps für mehr als eine halbe Million Menschen verwandelt. "Mir kam es so vor, als sei Port-au-Prince die Hauptstadt der Obdachlosen."

Bülk und seine Kollegen mussten viele Haitianer über Hygieneregeln aufklären. "Das liegt nicht nur an den momentanen Verhältnissen. Die Menschen hatten bereits vor dem Erdbeben keine funktionierende Abfallwirtschaft, werfen Unrat einfach ins Meer oder in die Landschaft. Da muss man bei null anfangen." Und das bei einer total zerstörten Infrastruktur. "Von Straßen konnte man an einigen Orten gar nicht reden." Es war nicht leicht für die Lkw-Fahrer, die mit ihren Fahrzeugen Wasser zum Aufbereiten zu den THW-Helfern brachten, nach Port-au-Prince zu kommen.

Tag und Nacht haben Bülk und seine Kollegen gearbeitet, um die Haitianer mit Trinkwasser zu versorgen. 300 000 Liter pro Tag wurden verteilt. "Es war rührend, wie dankbar die Bewohner waren." Sie seien besonders gern zu den THW-Helfern gekommen. "Wir hatten das beste Trinkwasser", sagt er stolz. Die Amerikaner hätten ihre Tanks mit sehr viel Chlor versetzt. "Wir haben unser Wasser so aufbereitet, wie es auch in Deutschland Standard ist. Das kam in Port-au-Prince gut an." Dank seines haitianischen Kollegen Giscard, der sehr gut deutsch spricht, lernte er Land und Leute ein wenig besser kennen. Allerdings: "Man musste vorsichtig sein. Schlimme Gewaltverbrechen sind an der Tagesordnung."

Abends, nach Feierabend, blieb er daher im THW-Camp. "Das war sicherer. Denn auch die Stromversorgung funktionierte kaum. Und im Dunklen durch die Straßen von Port-au-Prince zu spazieren - das wollte ich nicht riskieren." Vier Wochen Hilfseinsatz seien genug gewesen. Das Elend und die Not der Menschen in Haiti sind immer noch sehr gegenwärtig für den Undeloher.

"Die vielen Kinder, die ihre Eltern verloren haben und nun durch die Trümmer irren ohne Ziel..." Bülk stockt, kann den Satz nicht beenden. Er schüttelt den Kopf, schaut aus dem Fenster. "Wie sicher, ruhig und beschaulich hier alles ist. Für uns ist das so selbstverständlich. Wir alle sollten einfach nur dankbar dafür sein."