Das Grundstück am Alten Postweg wird verkauft. Niemand kann sagen, wo der künftige Stützpunkt sein soll. Die Retter fühlen sich im Stich gelassen.

Harburg. Großalarm vor dem Harburger Standesamt: Wenn schon Feuerwehrangelegenheiten auf der Tagesordnung des Innenausschusses, der sich im Meistersaal des Standesamtes zusammenfand, zur Debatte stehen, sollten auch Feuerwehrleute vor Ort sein, sagte sich Matthias Beier, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Harburg. Also wurden zwei große Einsatzwagen der Wehr kurz vor Beginn der Sitzung vor dem Standesamt abgestellt, und 20 der 24 freiwilligen Helfer begrüßten die Ausschussmitglieder.

Zu Gast beim Ausschuss waren Stephan Wenderoth, Leiter der Einsatzabteilung der Hamburger Berufsfeuerwehr und Hermann Jonas, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg. Wenderoth, als Vertreter der Innenbehörde, berichtete über den Sachstand der Zusammenlegung der Wachen 35 und 36, während Jonas sich über den Stand der Dinge in Sachen Standortdiskussionen für die Freiwillige Feuerwehr Harburg erkundigen wollte - gemeinsam mit den Ehrenamtlern aus Harburg.

"Wenn Wache 36 wegfällt, dann sind wir es doch, die recht schnell zu Einsatzorten in Neuwiedenthal und Neugraben fahren können und auch müssten", so Beier. Doch vielleicht wird es die Freiwillige Feuerwehr Harburg in ein paar Wochen gar nicht mehr geben. Denn: "Das Grundstück am Alten Postweg, wo wir ansässig sind, wird verkauft. THW und Rotes Kreuz, die mit uns dort residierten, sind schon raus", sagt Beier. Wann auch die Ehrenamtler gehen müssen, ist unklar. "Vielleicht in der kommenden Woche, vielleicht Ende März - keiner gibt uns Informationen."

Hilfe haben sich die Harburger Helfer von Politik und Verwaltung erhofft. Dabei spielte ihnen Wenderoth ungeahnt in die Hände. Zum Verdruss vieler Anwesender nach dem Motto "Im Süden nichts Neues" sagte er: "Der Standort für eine neue Wache der Berufsfeuerwehr steht noch nicht fest, allerdings müssen Stadtteile wie Fischbek, Neugraben und Neuwiedenthal mit Verschlechterungen rechnen, da die Feuerwehr nicht mehr so schnell vor Ort kommen wird, wie heute noch. Da werden auch die ehrenamtlichen Feuerwehren stärker als zuvor eingespannt werden." Auch und gerade die Feuerwehr Harburg mit der guten Ortskenntnis der Mitglieder und den modernen Wagen werde bei Notlagen gebraucht.

Jonas sieht seine Chance gekommen. "Eigentlich sollten wir gemeinsam mit dem Bauhof auf ein Liegenschafts-Grundstück an der Hohen Straße umziehen. Das liegt zentral, und wir können mit unseren Wagen schnell in die Innenstadt, aber auch zu den Randgebieten. Da hat die Verwaltung schon grünes Licht gegeben", sagt er. Doch Ralf Konow vom Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

"Das Finanzamt, in dessen Verwaltung das Areal ist, will zweieinhalb Millionen Euro dafür haben. Dafür haben wir keine Haushaltsmittel zur Verfügung." Die Verwaltung hat daher Alternativstandorte an der Nöldekestraße (alte Polizeiwache) und am Helmsweg, am Fuße des Schwarzenberges, angeboten. "Das geht nicht. An der Nöldekestraße ist die Verkehrslage problematisch. Das Grundstück am Helmsweg liegt am Hang, das ist für unsere Wagen ungünstig", so Jonas.

Der neue Stützpunkt der freiwilligen Feuerwehr müsse außerdem für alle Feuerwehrkameraden gut erreichbar sein. Beier: "Viele meiner Kollegen ziehen sogar in die Nähe der Station, damit sie im Notfall schnell zur Station kommen können." Weiterhin sei es wichtig, dass die Wagen fix an den Einsatzort fahren - wie wichtig dieser Punkt ist, "sieht man ja jetzt. Die regen sich darüber auf, dass die Berufsfeuerwehr künftig länger als zehn Minuten braucht, um nach Fischbek zu kommen. Wir müssen seit Jahren erst mal im Schritttempo durch die Spielstraße am Alten Postweg. Mit Blaulicht. Wertvolle Minuten gehen verloren", so Beier.

Außerdem problematisch ist, dass der große Einsatzwagen erst mal von der Freiwilligen Feuerwehr Eißendorf, deren Wache 370 Meter entfernt von den Harburgern an der Stader Straße liegt, abgeholt werden muss. Die anderen Wagen können nur einzeln aus den maroden, engen alten Baracken herausgefahren werden. "Alles Zeit, die wir eigentlich zum Retten brauchen", so Beier. Deshalb macht sich Jonas für eine vernünftige Lösung für seine Harburger Retter stark. "Wir wollen einen praktischen, zentralen Stützpunkt. Warum sollte man nicht aus den Erfahrungen, die wir an der Alten Post machen, lernen und Standort-Fehler vermeiden?"

Zu einer Einigung ist man auch während dieser Sitzung nicht gekommen. Die Suche geht wieder von Neuem los. Bislang wurden bereits 28 Standorte von der Verwaltung geprüft. Alles vergeblich. Beier und seine Kameraden sind enttäuscht. "Innensenator Christoph Ahlhaus hat betont, dass gerade die ehrenamtliche Feuerwehr gestärkt werden soll. So sieht das dann also vor Ort aus."