Zu wenig Einwohner, zu weit weg von der Innenstadt und zerstreute Siedlungsstruktur sind die Argumente.

Harburg. Erfolgsmodell StadtRad: An S- und U-Bahnhöfen sowie in größeren Wohnquartieren, Geschäftsvierteln und an wichtigen Freizeit- und touristischen Einrichtungen wurden Fahrradverleihstationen gebaut, so heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Das System sei ein wichtiger Schritt "in unserer Radfahrerstrategie, mit der wir den Anteil des Radverkehrs verdoppeln wollen", sagt Anja Hajduk (GAL), Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt. 700 Räder stehen an 68 Stützpunkten bereit. Dafür zahlte die Stadt dem Kooperationspartner Deutsche Bahn 1,5 Millionen Euro.

Doch ein Bezirk profitiert nicht von diesem System. Denn am StadtRad-Stützpunkt Hammerbrook-Sachsenfeld ist in Richtung Süden Endstation für die knallroten Leihräder. In Harburg und Neugraben gibt es keine Standorte, und es wird sie laut Behörde auch künftig nicht geben. So hätten Bergedorf und Harburg keinen direkten räumlichen Zusammenhang mit dem derzeitigen StadtRad-System. Ein eigenes Netz müsste sich selbst tragen", so Helma Krstanoski, Sprecherin der BSU. Das gelte auch, wenn Wilhelmsburg ans StadtRad-Netz angeschlossen wird. "Wilhelmsburg liegt quasi vor den Toren der Innenstadt. Aber für Harburger Bürger ist das schon zu weit weg." Auch das Argument, Radfahrer aus dem Süden müssten doch nur durch den Alten Elbtunnel radeln, um direkt in der City anzukommen, lässt die BSU nicht gelten. "Zu weit", heißt es lapidar.

Und noch weitere Negativ-Faktoren führt Krstanoski an: Zu gering sei die Einwohnerzahl, zu zerstreut die Siedlungsstruktur.

So ganz abkoppeln von einem Fahrradleihsystem will man die Harburger allerdings nicht. Harburg könne zwei Fahrradstationen mit eigenem Konzept an den Bahnhöfen Harburg und Neugraben einrichten. "Da beteiligen wir uns gerade finanziell an einer Machbarkeitsstudie", sagt Krstanoski. So könnten dort nicht nur Zweiräder ausgeliehen werden, es bestehe dann auch die Möglichkeit, eigene Räder sicher abzustellen und auch reparieren zu lassen. Wer allerdings per Leih-fahrrad in die Hamburger Innenstadt fahren und dann das Rad an einer der StadtRad-Stationen abstellen möchte, hat ein Problem: "Die Systeme werden nicht kompatibel sein", so die Behördensprecherin.

Das sieht Heinz Beecken, SPD-Abgeordneter in der Bezirksversammlung, anders. "Die Behörde unterschätzt das Potenzial in Harburg gewaltig. Hier gibt es viele begeisterte Radler", sagt er. Gerade der Hamburger Süden biete viele Naherholungsgebiete, die sehr gut mit dem Fahrrad erkundet werden könnten - man denke nur an die Elbdörfer und die Harburger Berge". Er könne sich außerdem vorstellen, dass viele TU-Studenten die StadtRad-Stationen nutzen würden. Und: Harburg hat 155 000 Einwohner, 8000 Menschen arbeiten im Binnenhafen - hier gibt es also genug StadtRad-Kunden." Deshalb hatte Beecken elf Verleihstationen für die roten Räder vorgeschlagen - alles vergeblich. Beecken: "Schon wieder wird der Hamburger Süden von Stadtentwicklungsmaßnahmen abgekoppelt. Wir taugen nur als Sparpflaster" Unterdessen hofft man bei den Grünen, dass in Sachen StadtRad in Harburg noch keine endgültige Entscheidung gefallen ist. "Wir bleiben dran an dem Thema", sagen Kay Wolkau, Bezirksversammlungsabgeordneter und Ronald Preuß, Vorsitzender der Grünen in der Bezirksversammlung.