Am Wilhelmsburger Reiherstieg wurde ein Frachter mit 2550 Tonnen gelöscht. Die Stadtreinigung in Neuland wird damit beliefert.

Harburg. Streusalz ist verboten und schädlich für Gehölze, Böden und Gewässer. Diese Botschaft hatte die Pressestelle des Bezirksamts Harburg am 15. Januar verbreitet, um speziell Privatleute auf umweltfreundliche Streumittel wie Sand und Splitt hinzuweisen. Aber nach acht Wochen durchgehenden Winterwetters mit Schnee und Eis, vielen durch Stürze verletzten Menschen, ist Salz im Kampf gegen die Tücken des Winters in vielen Ländern Europas inzwischen zu einem begehrten und kostbaren Gut geworden. Alle Vorratslager sind leer. Und neue Salzlieferungen aus Marokko und Südamerika sind im Nu verteilt.

Gestern kam per Schiff eine wegen weiterer Schneefälle dringend erwartete Salzlieferung aus Chile in Hamburg an. Das Salz war zuvor bereits in Rotterdam angelandet und wegen seiner groben Qualität in Brechern zerkleinert worden. Ein Frachtschiff aus Rotterdam, die "Christin D.", hatte mit der Salzfracht von 2550 Tonnen an Bord beim Umschlagbetrieb Louis Hagel, am Reiherstieg in Wilhelmsburg festgemacht. 60 Lkw, je 25 Tonnen, holten gestern einen Teil des begehrten Guts ab, lieferten insgesamt 1500 Tonnen an die Winterdienste der Hamburger Stadtreinigung. Heute wird das restliche Salz auf Lastwagen umgeladen und an Abnehmer im Umland transportiert.

Firmeninhaber Horst Hagel (69) erwartet am Sonnabend die nächste Salzlieferung. Das Motorschiff "Stefan K." ist angekündigt, soll 3470 Tonnen Salz aus Marokko anliefern. Die Hamburger Stadtreinigung wird davon ebenfalls wieder 1500 Tonnen abbekommen. Hagel. "Wir sind mit 131 Jahren in dritter Generation Hamburgs ältester Hafenbetrieb. Wir leben vom Warenumschlag, nicht von der Lagerhaltung. In den vorigen Jahren war Salz wegen milder Winter wenig gefragt. Deshalb wurde in Depots auch weniger eingelagert. Dieser Winter zeigt uns nun die Kehrseite. Wegen der hohen Nachfrage ist Salz teuer geworden. Im Herbst kostete eine Tonne noch 50 Euro. Jetzt liegt der Preis bei 200 Euro."

"Wir haben zum Glück langfristige Lieferverträge", sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Hamburger Stadtreinigung. Sein Kollege André Möller rechnet damit, dass die jetzt angelieferte Salzmenge schnell aufgebraucht sein wird. Das Hamburger Stadtgebiet zählt gut 3300 Kilometer zu streuender Straßen ersten Ranges (mit Linienbusverkehr). Bei einem Durchgang werden 250 Tonnen Salz verbraucht. Das von der Stadtreinigung, "Region Süd" in Neuland, betreute Gebiet reicht von Veddel bis Cranz im Norden sowie Sinstorf und Eißendorf im Süden. 516 Kilometer ersten Ranges sind zu streuen, in zweiter Linie auch die Verbindungsstraßen von zusätzlich 277 Kilometern. Jörg Fritsch, einer von vier Einsatzleitern in Neuland: "Wir sind bereits seit Mitte Dezember fast pausenlos im Einsatz. Wir haben gut 45 Mitarbeiter im Winterdienst, zehn große Streufahrzeuge und sechs kleinere für den Winterdienst an Fußgängerüberwegen und Übergängen an Kreuzungen."

Voraussichtlich knapp 5000 Tonnen Salz aus Marokko erwartet der Umschlagbetrieb H.J. Müller in der 1. Hafenstraße im Harburger Seehafengebiet. Die Lieferung ist für Mitte kommender Woche angekündigt. Der Salztransport per Seeschiff von Marokko bis Hamburg dauert etwa sieben Tage. Die Stadtreinigung "streckt" das Salz durch Mischen mit Sand im Verhältnis 1:1. So wird knappes Salz zwar gespart^, aber Schnee und Eis tauen auf den Straßen auch schlechter weg.

Die Winterwetteraussichten besagen, dass der Februar noch eisig sein wird. Weitere Salzlieferungen sind auch schon in Auftrag gegeben.