“Meinungsverschiedenheiten“ heißt es beim Arbeiter-Samariterbund. Leonie Werner kann das nicht nachvollziehen.

Harburg. Die Arbeit von Leonie Werner (38) im Löwenhaus Harburg im Phoenix-Viertel und im angeschlossenen LöwenArthaus auf Entenwerder (Rothenburgsort) ist beendet. Am vergangenen Freitag musste sie die Leitung an die Fachabteilung Kinder und Jugend - Schirmherr ist der Arbeiter-Samariterbund (ASB) Hamburg - abgeben. Wie der neue Ansprechpartner Manfred Schmidt-Gawlik mitteilte, waren "Meinungsverschiedenheiten die Gründe für die Kündigung während ihrer Probezeit." Doch das kann Leonie Werner "überhaupt nicht nachvollziehen", hat der ASB sie doch erst im August letzten Jahres vom Bundesverband in Köln nach Hamburg geholt, damit sie die Arbeit von Löwenhausgründer Rainer Micha erfolgreich fortsetzen konnte.

"Ich war hoch motiviert hierher gekommen. Alles lief wie geplant, und jetzt muss ich die Kinder wieder verlassen", sagt sie. "Für mich ist es vor allem unverständlich, wie man gerade als Wohlfahrtsverband so agieren kann, mich im Sommer vom Bundesverband abzuwerben und jetzt wieder zu kündigen. Und das, nach einem durchaus sehr erfolgreichen Löwenhaus-Halbjahr. Das macht mich wütend und traurig. Ich bedaure das sehr. Ich habe noch so viel vorgehabt."

Rainer Micha ist ebenfalls entsetzt und erklärt sich mit seiner Nachfolgerin solidarisch. "600 Stunden habe ich sie ehrenamtlich eingearbeitet", sagt er, "das Löwenhaus-Projekt wird auf bundesweiter Ebene als beispielhaft und einzigartig geschätzt. Doch in Hamburg hat Leonie Werner von Anfang an Gegenwind gespürt. Dies ist eine Handlungsweise, die ich in keiner Weise akzeptiere. Ich werde - so leid es mir in der Seele tut - dem Löwenhaus und auch dem Projekt ,Sozial macht Schule' ab sofort nicht mehr zur Verfügung stehen."

Die soziale Einrichtung wurde 1998 im Haus Schlossmühlendamm 25 mit dem Ziel gegründet, sozial benachteiligten Kindern in Harburg neben warmen Mahlzeiten auch Bildungs- und Freizeitangebote anzubieten. Zwei Bronze-Löwen schmücken den Eingang dieses Hauses. Sie haben dem Projekt "Löwenhaus" den Namen gegeben. Nach Querelen mit Nachbarn zog das Löwenhaus in die Kalischer Straße im Phoenix-Viertel.

Schon bei der Malaktion am vergangenen Wochenende waren die Löwenhaus-Helferinnen auf sich allein gestellt. Wie es weitergehen wird - darüber haben sie keine Auskunft geben können. Die Mitarbeiter der Filiale der Deutschen Bank in Eimsbüttel hatten zu Pinsel und Farbe gegriffen und das Spielzimmer des Löwenhauses in der Kalischer Straße frisch gestrichen. Das ist der Preis - es ist einer von vielen - den Leonie Werner und Rainer Micha 2009 beim Wettbewerb "Deutschland Land der Ideen" für ihre Kinder aus dem Phoenix-Viertel gewonnen haben.