Der Bürgermeister besucht die Schule In der Alten Forst und sagt: “In fünf Jahren sollen 30 bis 40 Grundschulen in Hamburg diesen Standard haben.“

Eißendorf. Sophie (8) macht sich an diesem besonderen Schultag Gedanken über die "Titanic". "Das war ein sehr großes Schiff, das ist im Atlantik gesunken", weiß die Drittklässlerin der Schule In der Alten Forst in Eißendorf. Sophie hat Kopien mit Texten und Bildern auf ihrem Tisch liegen und von ihrer Klassenlehrerin Jennifer Jans (34) die Aufgabe bekommen, selbstständig Karteikarten zu beschreiben. Sie notiert: "Nur die reichen Leute konnten sich Rettungsboote leisten. Die armen Leute mussten ertrinken."

Während sich Sophie also Gedanken über die "Titanic" macht, geht ein Herr mit blondem Seitenscheitel und schwarzem Mantel durch den Klassenraum. Es ist der Erste Bürgermeister Carl-Friedrich Arp Ole Freiherr von Beust (54, CDU), "das ist der Chef von Hamburg", sagt die Schülerin. Der "Chef von Hamburg" ist mit zwei "Body-Guards" in die Grundschule gekommen, weil er sich hier etwas Besonderes anschauen will: den "Klassenraum der Zukunft".

An der Tafel steht Klassenlehrerin Jennifer Jans und demonstriert dem Bürgermeister die Zukunft im Klassenraum der 3 b: Ihre Tafel ist nicht grün, und Kreide hat sie auch nicht in der Hand, sondern einen Stift aus Plastik. Ihre Tafel hat eine sensorische Oberfläche und nennt sich interaktives "Whiteboard". Das "Whiteboard" kostet 3000 Euro und ist mit einem Computer verbunden - der speichert die Tafelansichten, und die Lehrerin kann sie immer wieder abrufen.

Die Schüler gehen mit der neuen Elektrotafel ganz selbstverständlich um: Sie wischen die Schrift nicht mehr mit dem Schwamm ab, sondern klicken auf ein Symbol und löschen das Geschriebene dann mit dem Plastikstift ab.

Der Klassenraum der Zukunft hat auch sonst noch einiges zu bieten: Die Schüler sitzen auf ergonomischen und beweglichen Stühlen an beweglichen und individuell verstellbaren Tischen. Der Klassenraum ist vernetzt: Es können bis zu vier Computer angeschlossen werden, die mit dem schulinternen Netzwerk verbunden sind. Die Schallschutzdecke sorgt für eine geringere Lautstärke in der Klasse, die die Nerven von Lehrerinnen und Schülern gleichermaßen schont.

Im Klassenraum der 1c schlägt die Zukunft noch weiter: Hier hat Lehrerin Belinda Effmert (44) gerade "Beruhigungslicht" eingeschaltet, "denn die Kinder waren eben sehr wuselig". Morgens, zum Wachwerden, gibt es bläuliches Licht, und wenn die Kinder Klassenarbeiten schreiben, scheint das Licht sehr hell. "Dynamisches Licht" heißt die Zukunft - nach einer Studie wirkt dieses Licht Wunder: Die Bewegungsunruhe der Kinder nimmt um 76 Prozent ab, sie lesen 35 Prozent schneller und machen 45 Prozent weniger Fehler.

Der Bürgermeister ist beeindruckt. "In fünf Jahren sollen 30 bis 40 Grundschulen in Hamburg diesen Standard haben", sagt er der Harburger Rundschau. Auch der Psychomotorikraum gefällt Ole von Beust: "Hier können die Kinder mal schön ihre Aggressionen rauslassen." In seiner Schulzeit in den 1960er-Jahren in der Schule am Walde in Hamburg-Ohlstedt tobten sich die Schüler noch auf dem Schulhof aus, "aber das waren goldene Zeiten. Heute", sagt der Bürgermeister, "gehen die Lehrer dafür mehr auf die Individualität der Schüler ein als früher."