Vor allem im Reiherstiegviertel hat der Müll auf den öffentlichen Plätzen zugenommen.

Wilhelmsburg. Kaffeebecher, Anzeigen- und Flugblätter, Joghurtbecher, Zigarettenschachteln, Dosen und Flaschen: Diesen ganzen Unrat findet derjenige auf Fußwegen und an Straßenrändern, der in diesen Tagen durch das Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg geht.

"Leider Gottes wird das alles immer mehr", sagt Peter Flecke (68), Inhaber des Baguette-Ladens an der Veringstraße/Ecke Neuhöfer Straße, und zeigt auf einen Buschstreifen an der Veringstraße unweit der Mannesallee. Das gesamte Buschwerk ist zugemüllt - ein sehr beliebtes Wegwerfobjekt sind "Red Bull"-Dosen.

"Hier liegen die Verpackungen all dessen, was auf der Straße konsumiert und verzehrt wird", analysiert Peter Flecke. Er ist Mitglied der Projektgruppe "Stadtteilpflege Wilhelmsburg", in der sich seit mehreren Jahren Wilhelmsburger Bürger in gemeinsamer Arbeit mit der Stadtreinigung Hamburg und der Verwaltung für mehr Sauberkeit auf den öffentlichen Flächen der größten Flussinsel Europas einsetzen.

Peter Flecke, der seit 1974 in Wilhelmsburg lebt, zieht an diesem Vormittag ein trauriges Resümee: "Wir gehen in puncto Müll in Wilhelmsburg nicht vorwärts, sondern rückwärts. Das ist schon ein bisschen extrem bei uns."

Auch Sperrmüll stellen manche Wilhelmsburger neben Müllcontainern ab - so an der Veringstraße unweit der Mannesallee. Mitarbeiter der Stadtreinigung Hamburg tragen den Unrat an diesem Vormittag auf die Straße und transportieren ihn ab.

Eigentlich, sagt Peter Flecke, sollte die Veringstraße zwischen dem Stübenplatz und der Neuhöfer Straße auf den Gehwegen dreimal pro Woche gereinigt werden. "Das klappt leider nur selten", sagt der ehrenamtliche Stadtteilpfleger, "offenbar ist bei der Stadtreinigung nicht genügend Personal vorhanden."

Peter Flecke hat auch eine Erklärung für das unerfreuliche Entsorgungsverhalten vieler Wilhelmsburger parat: "Offensichtlich vermitteln viele Eltern ihren Kindern nicht mehr, wie man richtig mit Müll umgeht." Deswegen hat die Stadtteilpflege Wilhelmsburg jetzt eine Plakataktion ins Leben gerufen. Die Plakate haben das Motto "Hier bist Du zu Hause! ... Verhalte Dich auch so!" Die Plakate werden in öffentlichen Gebäuden, Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie in Wilhelmsburger Geschäften aufgehängt. Mit fünf recht drastischen Plakatmotiven wollen die ehrenamtlichen Stadtteilpfleger ihre Mitbewohner zu mehr Sauberkeit im Viertel animieren. Die Themen lauten: "Hundekot-Spielplatz", "Zigarettenkippen", "Graffiti", "Sperrmüll-Gewässer" und "Ratten-Essensreste".

"Ja, leider gehören auch Ratten zu unserem Straßenbild", sagt Peter Flecke. "Wenn Essensreste herumliegen, sehen wir von unserem Laden aus des Öfteren Ratten in den Gebüschen auf der anderen Seite der Veringstraße laufen." Fleckes Mitarbeiterin Jaqueline Kurig (23) hat auch schon Ratten auf einem Spielplatz am Ernst-August-Kanal, unweit des Aldi-Marktes, beobachtet.

Die ehrenamtlichen Stadtteilpfleger appellieren indes an alle Wilhelmsburger, Müll und Sperrmüll sofort an die Hotline "Saubere Stadt" (Telefon: 040/2576-1111) zu melden. "Leider ist die Hotline bei den Wilhelmsburgern offensichtlich nur wenig bekannt", sagt Simon Henze vom Büro d Ing Planung, das die Wilhelmsburger Projektgruppe im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt betreut. "In einigen Quartieren werden selbst starke Vermüllungen nicht an die Hotline gemeldet."