Aus der Hafenschlick-Deponie in Francop soll innerhalb von knapp vier Jahren ein attraktives Freizeit- und Erholungsgebiet werden.

Francop. In knapp vier Jahren, 2013, soll Schluss sein. Dann ist die Zielgröße der Hafenschlick-Deponie Francop (Bezirk Harburg) erreicht. Schon jetzt ragt der Hügel auf dem 143 Hektar großen Gelände des früheren Spülfelds Blumensand - südlich von Finkenwerder und der Alten Süderelbe - mit seinem höchsten Punkt von 38 Metern aus der flachen Marschlandschaft empor. Landschaftlich gestaltet, fällt der aus Sand und Schlick geformte Hügelbau von West nach Ost ab, hat im östlichen Abschnitt die noch freie, restliche Aufnahmekapazität.

Nach Fertigstellung soll der Hügel der Bevölkerung als Freizeit- und Erholungsgebiet übergeben werden. Interessenten klopften schon bei der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) an, weil sie auf dem wohlgeformten Gelände gern einen Golfplatz anlegen würden. Bei einem Tag der offenen Tür fragten Bürger auch, ob sie auf dem Hügel Häuser bauen dürfen. Das Landschaftsbild des mit Wiesen, Bäumen und Büschen komplett begrünten Westabschnitts lässt derartige Ideen schnell aufkommen. Heu wird dort geerntet. Und Rehe haben das Gelände auch schon zu ihrem Revier erklärt, haben bei gutem Wetter einen schönen Ausblick auf das Alte Land oder die Hafenanlagen von Altenwerder. Für den Normalbürger ist der Hügelbau noch nicht zugänglich. Der Zugang ist gesperrt, befindet sich bei der Mechanischen Baggergutaufbereitungsanlage "Metha" mit Zufahrt von Altenwerder, Finkenwerder Straße. Die Metha trennt Sand und Schlick und trocknet den Schlick. Kürzlich war am Südrand des Hügels Baubeginn für die Umgehungsstraße Finkenwerder (UFI).

Der Hamburger Senat als Hüter der Hafenwirtschaft und seine HPA haben derweil ein Problem, weil nicht nur die Aufnahmekapazität (etwa neun Millionen Kubikmeter Schlick) in Francop bald erschöpft ist, sondern auch die Aufnahmekapazität der zweiten, gleichartigen Hügeldeponie Feldhofe (Billwerder, Bezirk Bergedorf). Deshalb sucht jetzt ein Gutachterbüro in einem "ergebnisoffenen Verfahren" im gesamten Hamburger Stadtgebiet nach geeignetem Gelände, auf dem nach 2013 - bis voraussichtlich 2025 - ein dritter Schlickhügel angelegt werden kann. Guido Kaschel, bei HPA Leiter des Ingenieurbüros "Baggergut" und Dr. Vera Maaß, bei HPA zuständig für das Standortsuchverfahren, erwarten im Januar kommenden Jahres das Gutachten der beauftragten Firma Atus. Anschließend werden Politik und Bürger dazu Stellung beziehen können.

Heftigen Protest kassierte HPA beim vorausgehenden Versuch, das Altspülfeld Kirchsteinbek (Bezirk-Mitte, südlich der Bundesstraße 5, westlich der Autobahn 1/Anschlussstelle Billstedt) für den Hügelbau in die Planung aufzunehmen. Trotz des Protests bleibt Kirchsteinbek im Suchverfahren der Gutachter nicht ausgeklammert.

Dipl-Ing. Heinz-Dieter Detzner, bei HPA unter anderem zuständig für den Betrieb der Baggergut-Trennanlage "Metha", erklärt, dass HPA jedes Jahr rund 600 000 Kubikmeter aufbereitetes Baggergut aus dem Hafen an Land unterbringen muss, um den Schiffsverkehr zu gewährleisten. Weil der Hafenschlick immer noch als schadstoffbelastet gilt, zumeist durch Schwermetalle, werden die Hügel nach dem Abfallrecht als Deponien angelegt, mit einer Vielzahl von Abdichtungen, zum Schutz des Grund- und Oberflächenwassers. Die obere Abdeckung besteht aus einer 2,50 Meter mächtigen Schicht normalen Erdbodens. Der Hügelbau stellt einen Eingriff in Natur und Landschaft dar. Ökologischer Ausgleich wird durch Aufforsten von Wäldern geleistet. Ist es denkbar, dass im Bezirk Harburg noch ein zweiter Schlickhügel angelegt wird? Dr. Vera Maaß: "Wir verlassen uns auf die Empfehlung der Gutachter." Was passiert nach 2025, wenn auch der dritte Schlickhügel die Kapazitätsgrenze erreicht hat? Guido Kaschel: "Dann dürfte die Schadstoffbelastung des Schlicks so gering sein, dass das Hafensediment mit dem Elbstrom aufs Meer hinausgespült werden kann." Könnten sich Gemeinden des Hamburger Umlands melden, falls sie einen Schlickhügel wünschen? Kaschel: "Das wäre zu prüfen."