Die Künstler, die seit 2007 dort ihre Ateliers haben, müssen raus. Es sei denn, der Denkmalschutz stoppt die Bagger.

Steinwerder. Eine Institution in Steinwerder droht zu verschwinden. Das Hafenamt HPA will die alte Zollstation am Alten Elbtunnel abreißen. Dort haben 15 Künstler und Kreative ihre Ateliers - zwei ehrenamtliche Mitarbeiter verleihen und reparieren Fahrräder. Grund für den geplanten Abriss sind die Sanierungsarbeiten der beiden Elbtunnelröhren ab dem 5. Oktober. Sie sollen vier Jahre dauern und einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Von der St.-Pauli-Seite werden die Baumaterialien angeliefert, auf der Steinwerder-Seite soll der Bauschutt abtransportiert werden. HPA will die Zollstation entfernen, "weil es zu zeitlichen Verzögerungen kommt, wenn wir diese Fläche während der Bauphase nicht nutzen könnten", sagt HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder.

Der Vermieter der Zollstation, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, hat den Mietvertrag jetzt gekündigt. Gemeinsam mit der HPA ist Mathias Lintl (42) vom Verein Kunst Bauen Stadtentwicklung (KuBaSta) jetzt auf der Suche nach Alternativen. "Im Gespräch sind ein Stockwerk in der Schule Neuhof, eine Fläche in Entenwerder oder eine IGS-Fläche auf dem Dockville-Gelände", sagt Karin Lengenfelder.

Aber vielleicht kommt es auch noch zu einer Wende: Der Hamburger Künstler Tom Thiel hat das Denkmalschutzamt gebeten zu prüfen, ob die rund 40 Jahre alte Anlage denkmalschutzwürdig sei. Ein Mitarbeiter des Amtes hat sich vergangenen Montag umgeschaut - Ergebnisse der amtlichen Prüfung werden innerhalb der kommenden Woche erwartet. Die Bezirksversammlung Mitte hat den Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (49, SPD) indes - einstimmig - aufgefordert, prüfen zu lassen, ob die gesamte Anlage oder Teile der Anlage unter Schutz gestellt werden können.

KuBaSta hatte die alte Zollstation am Alten Elbtunnel im Juni 2007 gemietet - die Räume standen seit 2002 leer. "Unsere Ateliers sind voll belegt", sagt Mathias Lintl, "wir bieten hier einen Mix aus Kunst und handwerklichen Tätigkeiten." Die ehemalige Abfertigungshalle dient als Ausstellungsraum. KuBaSta hat auf der Rampe auch eine Fahrrad-Station eingerichtet. Hier verleiht Günther Weigel (58) historische Fahrräder. Auch wer Probleme mit seinem eigenen Rad hat, kann zur Fahrrad-Station kommen. Nicht nur Touristen nutzen die Fahrräder in der ehemaligen Zoll-Station. "Zu uns kommen auch Seeleute sowie Arbeiter und Ingenieure, die für kurze Zeit ein Fahrrad brauchen", sagt Mathias Lintl.

Und auch sonst lohnt es sich, an der ehemaligen Zollstation anzuhalten: Gegen eine Spende kann man dort ein kühles Getränk oder einen Kaffee genießen und kommt schnell mit einem der Bastler und Künstler ins Gespräch. An diesem Sonnabend laden Künstler und Schrauber ab 15 Uhr zu einem großen Fest mit Getränken, Grill und Gulasch ein.

www.alterelbtunnel.info