Die Innenbehörde wird die Zahl erst nach der Wahl bekannt geben. Die Gewerkschaft spricht von Einschnitt für die Sicherheit.

Harburg. Eigentlich sollte die Zusammenlegung der Harburger Polizeikommissariate 45 und 46 keinen Stellenabbau nach sich ziehen. "Wir wollen Synergieeffekte nutzen", verkündete Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch im vergangenen Jahr zur Einweihung für das neue Polizeigebäude an der Lauterbachstraße. Doch war bereits im Gespräch, dass auch die Harburger Polizei Personal abgeben muss. Denn hamburgweit fehlen etwa 120 Beamte für den Peterwagen-Dienst. Darum sollen die von Jantosch angeführten Synergieeffekte genutzt und deshalb die Präsenzschichten aufgelöst werden. Das auf diese Weise freigestellte Personal soll auf die einzelnen Dienststellen verteilt werden. Nicht davon betroffen ist die Davidwache.

Nach Abendblatt-Informationen waren in dieser Woche Vertreter der Innenbehörde bei der Harburger Polizeiinspektion zu Gast, um sich über die dortige Personalsituation zu informieren. Bereits im August hatte eine polizeiinterne Untersuchung zum Ergebnis, dass gerade die Harburger Polizeiwache sehr gut mit Personal ausgestattet ist. So gut, dass an manchen Tagen zu viele Polizisten während der Schichten im Einsatz seien.

Nach dem Besuch soll verkündet worden sein, dass zehn Mann aus der 14 Mann starken Präsenzgruppe komplett wegfallen. "Harburg gilt ganz klar als Geber-Wache. Fünf Polizisten werden auf Hamburger Wachen verteilt, fünf bleiben in Harburg und werden andere Funktionen wahrnehmen. Welche Aufgaben die vier verbleibenden Beamten künftig erhalten, ist offen", sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft in Hamburg, "das ist skandalös und ein starker Einschnitt für die Harburger Sicherheitslage. Gerade hier ist häufige Streifenpräsenz für Verbrechensprävention enorm wichtig." Dazu werden Pensionierungen und Abordnungen die Wache belasten, die aktuell über 190 Beamte verfügt. "Man muss befürchten, dass dadurch der tatsächliche Personalbestand in Harburg noch einmal gesenkt wird", sagt Lenders.

Eigentlich sollte die Entscheidung über die genaue Anzahl der scheidenden Beamten noch im September verkündet werden. Jetzt soll sie erst in zwei Wochen öffentlich gemacht werden - nach der Bundestagswahl.

Das will die Hamburger Innenbehörde nicht bestätigen. "Über die Anzahl der wegfallenden Stellen in Harburg wird noch beraten. Ein genauer Zeitpunkt, wann dies feststeht, gibt es noch nicht", sagt Thomas Butter, Pressesprecher der Innenbehörde. Klar ist, dass die Präsenzgruppe aufgelöst wird. Eine ergänzende Begründung: "Es hat sich gezeigt, dass die Dienstgruppe Präsenz mit ihrem festen Aufgabengebiet der Fuß- und Fahrradstreifen an Brennpunkten einen flexiblen, der Sicherheitslage angepassten Kräfteeinsatz behindert", so Butter. 2004, als die Präsenzschichten eingeführt wurden, hieß es von Seiten der Innenbehörde noch, dass diese Gruppen geballt an Brennpunkten eingesetzt werden sollen, um Katastrophenlagen zu verhindern.