Verlegt die Stadt die Kunstwerke in die Deichtorhallen? Bezirks-Politiker und auch der Mäzen selbst wollen sich gegen jeden Zugriff auf die Exponate wehren.

Harburg. Sigmar Polke, Jonathan Meese, Dieter Roth: Einer der spektakulärsten Kunststandorte Hamburgs mit Werken weltweit bekannter zeitgenössischer Künstler befindet sich im Herzen Harburgs. Es ist die Sammlung des 66 Jahre alten Kaufmanns Harald Falckenberg. Seine Kollektion internationaler Gegenwartskunst ist einige Millionen Euro wert - und nun Thema bei der Bezirksversammlung am Dienstag, 22. September, im Harburger Rathaus.

Der Grund: Jüngst hatte Falckenberg im Fernsehen verkündet, Sammlung und Phoenixhalle der Stadt übereignen zu wollen. "Das soll in Kooperation mit den Deichtorhallen geschehen", so Ilka von Bodungen, Pressesprecherin der Hamburger Kulturbehörde. Und das beunruhigt Harburger Politiker. "Wir wollen nun nicht, dass die vielen Kunstwerke im Fundus der Deichtorhallen verschwinden, und wir hier um eine tolle Attraktion ärmer werden", sagt Ralf Dieter Fischer, Chef der Harburger CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung.

Immerhin werde die Falckenberg-Kollektion in Fachkreisen als bedeutendste Sammlung zeitgenössischer Kunst Europas gehandelt. Ein guter Grund, dass die Werke dauerhaft in Harburg verbleiben sollten, um künftig Kunstinteressierte und Touristen aus aller Welt für den Stadtteil zu begeistern. "Hier kann Harburg so richtig aus dem Schatten treten." Auch leer stehende ehemalige Fertigungsgebäude des Phoenix-Werks könnten als Ateliers genutzt werden und junge Kunstschaffende nach Harburg locken. "Das gesamte Phoenix-Viertel würde aufgewertet werden." Außerdem will die Harburger CDU den Senat an Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag erinnern. "Dort hatten wir bereits vor vier Jahren festgelegt, dass die Sammlung für den Stadtteil erhalten bleiben soll."

Darin ist sich Fischer außerdem auch mit Vertretern von SPD und GAL einig. "Auch wir wollen rechtzeitig den Finger in die Wunde legen. Jedes Museum der Welt würde sich um die Werke reißen, und Harburg soll sie unter Umständen abgeben müssen? Das läuft nicht", so Jürgen Heimath, Vorsitzender der Harburger SPD-Fraktion. Das ist allerdings auch eine Frage des Geldes. So soll es nach Abendblatt-Informationen 500 000 Euro kosten, damit die Kollektion den Besuchern zugänglich gemacht werden kann - Wachdienst, Personal und Gebäudekosten haben ihren Preis. Geld, das aus öffentlichen Haushaltsmitteln aufgebracht werden müsste.

Bereits in einigen Wochen will man in der Kulturbehörde sowohl über die Deichtorhallen-Kooperation in 2010 als auch darüber diskutieren, ob die Sammlung in Harburg verbleibt, so Pressesprecherin von Bodungen.

Für Harald Falckenberg indes gibt es zu diesem Thema keinen Gesprächsbedarf. "Ich will, dass meine Sammlung in Harburg bleibt. Die schönen Ausstellungsräume habe ich nicht vergebens geschaffen. Ich werde sogar noch mehr Geld investieren und eine Klimaanlage einbauen", sagt der 66-Jährige. In den Deichtorhallen oder gar in der HafenCity habe seine Werkschau nichts zu suchen. "Das ist ein Stück Kultur im Sinne der Kunstmeile", betont er. Auch aus diesem Grund will er künftig mit der Stiftung der im März dieses Jahres verstorbenen weltbekannten Rönneburger Konzeptkünstlerin Hanne Darboven zusammenarbeiten und ihr einen Raum im Rahmen der Ausstellung widmen. Denn: "Meine Sammlung ist und bleibt mit Harburg verbunden."