Von der Schloßstraße aus werden 33.100 Haushalte und 6700 Betriebe südlich der Elbe versorgt.

Harburg. Mehr als 100 Jahre zurück, im Jahr 1901, als Harburg noch eine eigenständige Stadt Preußens war, gingen an der Harburger Schloßstraße 1 die Lichter an. Das "Städtische Elektrizitätswerk Harburg" nahm dort den Betrieb auf. Und heute? Heute steht das 1962 neu gebaute Elektrizitätswerk noch immer unter Strom, befindet sich im Verbund eines europäischen Gesamtnetzwerks und sorgt dafür, dass nicht die volle Wucht der 380 000 Volt-Überlandleitungen zu Hause auf unsere Steckdosen trifft. Umspannwerk Harburg lautet die Bezeichnung. Bereits in Altenwerder, nahe der Waltershofer Straße, werden die 380 000 Volt auf 110 000 transformiert. Und im Umspannwerk an der Harburger Schloßstraße folgt die nächste Stufe abwärts auf 10 000 Volt. Kleine Trafo-Stationen versorgen dann alle angeschlossenen Häuser mit den allgemein bekannten Spannungen 380 Volt beziehungsweise 240 Volt.

Gestern stellte der Hamburger Netzbetreiber Vattenfall seine neue, modernisierte Technik im Umspannwerk Harburg vor. Bis 2016 sind Investitionen von 50 Millionen Euro ins angeschlossene regionale Netzwerk vorgesehen. Thomas Schäfer, zuständig für die Stromversorgung, nennt eine wesentliche Veränderung: "Die neue Technik ist per Fernsteuerung von der Zentrale in der City Nord zu bedienen. Bei einer Störung in der Stromversorgung kann rasch auf Ersatzleitungen umgeschaltet werden". Bislang war das Umlegen von Schaltern im 10 000 Volt-Mittelspannungsnetz noch Handarbeit. Bis 2016 will Vattenfall auch die 110 000 Volt-Hochspannungsebene erneuern, neben dem Harburger Umspannungswerk auch im Umspannungswerk Altenwerder. Die Zeitspanne der Investition ist von Vattenfall hoch gesteckt. Die Konzession des Netzbetreibers endet 2014. Bewerber können sich 2012 an einer europaweiten Ausschreibung beteiligen. HamburgEnergie, der neu gegründete städtische Energieversorger, dürfte als Bieter dabei sein.

Das Stromnetz hat auch Einfluss auf Harburgs Stadtentwicklung im Binnenhafen. Die über das Gebiet gespannten Hochspannungsleitungen (beim Tornado Ende März 2006 lösten hoch gewirbelte Wellbleche von Hallendächern darin Kurzschlüsse aus) werden nicht gänzlich aus dem Stadtbild verschwinden. Die hohen 110 000 Volt Hochspannungs-Leitungsmasten werden stehen bleiben, nur die kleineren 10 000 Volt Mittelspannungs-Masten werden voraussichtlich ab 2015 durch unterirdische Leitungen ersetzt. Thomas Schäfer: "Bei Hochspannungsleitungen wäre die aufwendige Isolierung nicht zu bezahlen." Das Umspannwerk Harburg versorgt 33 100 Haushalte und 6 700 Betriebe.