Prügeleien und Sachbeschädigungen im Ortszentrum haben laut Polizei abgenommen. Die Trinkerszene hat sich zurückgezogen.

Neu Wulmstorf. Polizei und Ordnungsamt bewerten das Alkoholverbot im Neu Wulmstorfer Ortszentrum als Erfolg. Die Szene trinkender Jugendlicher und junger Erwachsener habe sich zurückgezogen. Sogenannte alkoholbedingte Straftaten, also Prügeleien und Sachbeschädigungen, seien "eindeutig weniger" geworden. Das sagten Neu Wulmstorfs Polizeichef Uwe Hesebeck und Nina Nadstazik, Chefin des Fachbereichs Ordnung im Neu Wulmstorfer Rathaus, in einem Gespräch mit dem Abendblatt. Das Alkoholtrinken auf offener Straße im Ortskern Neu Wulmstorfs ist seit dem 14. Mai verboten. Zunächst einmal für zwei Jahre. Sechs Verstöße, die nachweisbar waren - das ist die Bilanz der Polizei, seit die Verordnung zur Abwehr von Gefahren durch Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit vor mehr als zwei Monaten in Kraft getreten ist. Dabei geht es um zwei Fälle, in denen jeweils ein Trio junger Erwachsener am Einkaufszentrum Markt Platz Center die Flasche kreisen lassen wollte. Die Polizeistreife kassierte den Alkohol ein. Die "Alkoholsünder" verzichteten darauf, ihre Flaschen (in einem Fall: Wodka) nach dem Wochenende abzuholen. Mitarbeiter des Ordnungsamtes schütteten den "Sprit" in den Ausguss.

Trinkgelage in Ortszentrum gelten als Ordnungswidrigkeit. Die Verfahren gegen die insgesamt sechs Heranwachsenden laufen noch. Sie erwartet voraussichtlich ein Bußgeld von jeweils 20 Euro. "Bei Zweitverstößen wird es nicht so billig bleiben", so Uwe Hesebeck. Bis zu 5000 Euro Buße sind möglich. Dem Polizeichef ist klar, dass Alkohol auch versteckt, etwa vorgemixt in Apfelsafttüten, getrunken wird. "Wir wollen ja keine Prohibition", sagt Hesebeck, "sondern die Massenversammlungen, die Bürger beeinträchtigen, verhindern."

Dieses Ziel sei erreicht. Überraschend schnell und ohne den erwarteten Aufwand. "Es hätte ja sein können", so Hesebeck, "dass die Polizeiwache am Anfang lahmgelegt wird. Aber das war nicht der Fall." Allein die öffentliche Diskussion in den Medien und im Gemeinderat habe für Entschärfung gesorgt. "Die öffentliche Ordnung und Sicherheit ist wieder hergestellt", sagt Nina Nadstazik. "Man kann wieder über den Markplatz gehen." Das sei Monate zuvor noch anders gewesen: Gruppen von 30 bis 70 Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten sich zu Saufgelagen auf den Sitzbänken und Treppenstufen des Markt Platz Centers in Neu Wulmstorf getroffen. Diese Klientel wollte von den Angeboten des Jugendzentrums nichts wissen. Sie tranken zu viel Hochprozentiges, pöbelten Passanten an, rauften sich im Rausch. Die öffentliche Sicherheit sei gravierend gestört worden, so die Einschätzung der Verwaltung.

Die Gemeinde Neu Wulmstorf hatte sich in Abstimmung mit der Polizei als erste Kommune im Landkreis Harburg für ein Alkoholverbot auf offener Straße entschieden. Das Medienecho war groß: "Der Spiegel" berichtete über die Verordnung der Gemeinde. Mehrere Fernsehsender riefen im Neu Wulmstorfer Rathaus an.

Unklar ist, wo die junge Trinkerszene abgeblieben ist. Neue Brennpunkte hätten sich nicht gebildet. Zu Beginn des Alkoholverbots, so hat die Polizei beobachtet, hätten sich Teile der Szene kurzzeitig auf den Schulhof der Hauptschule zurückgezogen. Das habe sich aber schnell erledigt. Dass die Flasche weiter kreist bei den jungen Leuten, ist Nina Nadstazik klar: "Ein Alkoholverbot verhindert den Konsum nicht."