Oelwerke müssen jetzt Produktion offen legen. Nach bestialischer Geruchsbelästigung lässt die Polizei Fette im Hygiene-Institut untersuchen.

Wilhelmsburg. Die Polizei ermittelt jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen die Nordischen Oelwerke Walther Carroux GmbH & Co KG (NOW), die am Veringkanal in Wilhelmsburg aus pflanzlichen Ölen und tierische Fetten destillierte Fettsäuren und Glycerin produzieren. Die werden an Hersteller von Medikamenten, Kosmetika, Lebensmitteln, Tierfutter und Lackfarben weiterverkauft. "Wir ermitteln, ob die die NOW die verkehrsüblichen Sorgfaltspflichten bei der Produktion außer Acht gelassen haben", sagt der ermittelnde Beamte, Oberkommissar Henning Boje (39) von der Wasserschutzpolizei 21 in Harburg, die Umweltdelikte verfolgt. "Wir haben zu prüfen, ob die Firma gegen die Genehmigungslage nach dem Bundesemissionsschutzgesetz verstoßen hat." Drei Aktenzeichen sind der Harburger Rundschau bekannt.

Wie berichtet hatten die Nordischen Oelwerke in der Woche vom 6. bis zum 12. Juli tierisches Fett, das in Polen aus Tierkadavern herausgeschmolzen worden war, verarbeitet - aber die das flüssige Fett hatte "einen intensiven Geruch", wie Christian Halfmann (43), Geschäftsführer der Carroux Group Holding gegen über dem Hamburger Abendblatt einräumte. Gestank hin, Gestank her: Trotzdem haben die NOW die Fette aus Polska verarbeitet, obgleich "zwei Tankwagen geruchsmäßig stark auffällig waren", wie NOW-Betriebsleiter Adrian Manthey (38) einräumt. Die Anwohner der Werke hatten eine Woche lang über starke Übelkeit und Kopfschmerzen geklagt.

Die Wasserschutzpolizei hat am 10. Juli von der polnischen Ware "Proben aus den Chargen genommen", sagt Oberkommissar Henning Boje. Die Proben untersucht jetzt das Institut für Hygiene und Umwelt in Rothenburgsort - Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Auch das Amt für Emissionsschutz und Betriebe der Umweltbehörde wirft ab sofort ein strenges Auge auf die NOW. Betriebsleiter Adrian Manthey muss jetzt täglich rapportieren, was genau die Firma produziert. Und er soll vormittags und nachmittags Rundgänge im Viertel machen, "und selbst riechen, ob es riecht in der Nachbarschaft oder nicht". Bewohner klagen seit Jahren ständig über einen sehr unangenehmen, dumpfen und süßlich penetranten Geruch, der von den Werken - vor allem bei Westwind - ausgeht. Auch an diesem Mittwoch nahmen die Kinder und Erzieher einer Kitagruppe auf dem Spielplatz am Bunker, der rund 700 Meter von den NOW entfernt ist, zwischen 10.30 und 11.30 Uhr "einen sehr unangenehmen, süßen Gestank" wahr.

Betriebsleiter Adrian Mantey hält nun mittags rund um sein Werk "die Nase in den Wind" und sagt: "Ich bin kein Gutachter und bestimmt nicht so sensibel wie Fremde, die hier in die Gegend kommen." Ingo Beyer von der Umweltbehörde nimmt ab sofort unter der Rufnummer 040/42840-2476 Geruchsbeschwerden von Anwohnern entgegen.