Das Niels-Stensen-Gymnasium plant Neubauten und die Übernahme der alten Feuerwache.

Harburg. Teile der Fassade bröckeln. Der Schlauchturm der alten Harburger Feuerwache an der Hastedtstraße ist schon seit etwa drei Jahren von Gerüsten und Netzen umgeben, damit Passanten durch eventuell herunterfallenden Fugenmörtel und Mauerstücke nicht zu Schaden kommen. Das als denkmalschutzwürdig eingestufte Gebäude aus dem Jahr 1924 befindet sich noch im Eigentum der Stadt, war bis Anfang des Jahres von der städtischen Gesellschaft für Polizei- und Feuerwehr-Immobilen (IMPF) verwaltet worden und befindet sich seit etwa drei Monaten in der Verwaltung der für städtische Gewerbeimmobilien zuständigen Sprinkenhof AG (SpriAG). Mit dem Schutzbau aus Gerüsten und Netzen kommt die Stadt ihrer Verkehrssicherungsverpflichtung nach. Der bisherige Mieter, das Helms Museum, verlagert sein stadtgeschichtliches Museum gerade aus der alten Feuerwache ins Gebäude am Museumsplatz 2 und schafft Platz für einen Untermieter - für das Harburger Niels-Stensen-Gymnasium. In absehbarer Zeit will der Katholische Schulverband Hamburg auf dem früheren Feuerwehrgelände wegen Erweiterungsbedarfs des Gymnasiums mehrere Neubauten errichten und wird möglicherweise auch die Gebäude der alten Feuerwache übernehmen.

Nun ist aber der immer noch eingerüstete Turm einigen Anwohnern ein Dorn im Auge, und der Harburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Stefan Schmitt erfuhr aus einer Anfrage an den Senat, dass für das von der Hildesheimer Firma Habekost aufgestellte Gerüst/Netz monatlich 1700 Euro von der SpriAG bezahlt werden. Schmitt rechnete auf drei Jahre hoch und kam zum Ergebnis, dass bereits mehr als 60 000 Euro gezahlt wurden. Schmitt sagt salopp, "hier wird Geld verdaddelt", für die 60 000 Euro hätte man die Absicherung vermutlich auch kaufen können. Und weil aus der Senatsantwort auch hervorgeht, dass wegen "beabsichtigter Privatisierung" des Objekts, kein Geld mehr in die Sanierung gesteckt werden soll, macht Schmitt eine Gegenrechnung auf. Ein privater Käufer werde anstehende Sanierungskosten von der Kaufsumme abziehen. Schmitt: "Den Gerüstkosten steht also überhaupt kein realer Gegenwert gegenüber. Das Geld wird einfach in den Sand gesetzt."

"Wir werden die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme überprüfen", sagt Henning Tants, Vorstandssprecher der SpriAG, "an erster Stelle steht jedoch die Verkehrssicherungsverpflichtung und die Haftung im Schadensfall. Falls etwas passiert, muss in diesem Fall der Gerüstbauer dafür geradestehen und nicht wir."

Und wann wird der private Kaufinteressent, der Katholische Schulverband Hamburg, das Objekt übernehmen? Schuldezernent Dr. Hermann Vortmann sieht noch kein Licht am Horizont: "Bei den Preisverhandlungen mit der Finanzbehörde liegen wir noch sehr weit auseinander". Und so ist auch nicht auszuschließen, dass der im Bereich der alten Feuerwache geplante zweite Bauabschnitt der Gymnasiumserweiterung ganz ins Wasser fällt. Vortmann: "Wenn wir zu keinem Ergebnis kommen, will die Finanzbehörde ein Bieterverfahren für Grundstück und Gebäude in die Wege leiten."

Für den ersten Bauabschnitt im Bereich Haeckelstraße hat der Schulverband den Bauantrag kürzlich gestellt und erwartet eine rasche Bewilligung. Bereits zum Schuljahresbeginn 2010/11 soll der Unterricht im Neubau beginnen. Weil aber schon jetzt Raumbedarf besteht, will die Schule als Untermieter des Museums nach Ende der Sommerferien einen Teil der alten Feuerwache nutzen - das Erdgeschoss als Pausenhalle, die erste und zweite Etage für Unterricht. Das Helms Museum bleibt mit Büros noch längere Zeit im Turmbau des alten Feuerwehrgebäudes. Das stadtgeschichtliche Museum Harburg wird voraussichtlich Ende 2010 im Gebäude am Museumsplatz eröffnet. Beim diesjährigen Harburger Kulturtag am 31. Oktober sollen neue Konzepte für die Dauerausstellung diskutiert werden.