Die einst auf dem Pflaster aufgemalten Spielfelder sind verblichen. Sie werden von der Stadt nicht erneuert, weil dafür kein Geld da ist.

Harburg. Der Geschwindigkeitsmesser ist derzeit ihr liebstes Spielzeug. Der vier Jahre alte Arvid versucht mit seinem Kettcar einen neuen Höchstgeschwindigkeitsrekord aufstellen. Der kleine Felix möchte seinen persönlichen Rekord auf seinem Bobbycar brechen. Im Forstweg in Heimfeld, einer verkehrsberuhigten Straße, ist jetzt eine Geschwindigkeitsanzeige für Autos aufgestellt. "Viele brausen einfach an uns vorbei, und wir müssen aufspringen, damit wir nicht überfahren werden", so die elf Jahre alte Meret. "Manche Autofahrer haben uns sogar einen Stinkefinger gezeigt, weil sie langsam fahren müssen."

Und weil die Schülerin ohne Angst mit ihren Freunden in der Straße spielen will, wandte sie sich bereits im Jahr 2006 mit einem Brief an das Harburger Bauamt. "Früher gab es hier bunte Hüpfspiele auf der Straße und ein Hockeyfeld war mit Farbe angedeutet", sagt Meret, die mit ihrer Familie im Forstweg lebt. "Aber davon ist nicht mehr viel übrig." Sie bat die Behörde darum, die nur noch schemenhaft erkennbare Bemalung aufzufrischen und für ruhigeren Verkehr zu sorgen. In einem Antwortschreiben wurde der heute Elfjährigen damals erklärt, dass für die Bemalung kein Geld da sei. Ihr wurde geraten, mit Straßenmalkreide zu spielen, "wie es die Kinder zu meiner Zeit auch gemacht haben", so der Verfasser des Schreibens. Auf einen erneuten Brief im Juni dieses Jahres reagierte das Amt mit derselben Argumentation. "Wir bedauern es sehr, dass unser Budget für eine solche Bemalung nicht ausreicht", erklärt Pressesprecherin Beatrice Göhring. "Wir haben für die sehr gering bemessenen Gelder eine Prioritätenliste und da sind andere Maßnahmen einfach wichtiger."

Daraufhin boten die Anwohner an, selber die Bemalung aufzufrischen. "Wir Eltern sind bereit, die Kosten dafür zu übernehmen", so Anwohnerin Anke Hoyer. "Wir hoffen, dass die Autofahrer auch aufgrund einer solchen Bemalung ein wenig auf die Bremse treten." Aber auch hier kam es zu einer Absage seitens der Behörde. "Eine Bemalung durch die Bürger wäre ein Eingriff in den Straßenverkehr", so Pressesprecherin Göhring.

Wegen der überhöhten Geschwindigkeit der Autos wurde Meret an den bürgernahen Beamten verwiesen, da die Polizei für solche Probleme wie zuständig sei. Diese reagierte sofort und stellte einen Geschwindigkeitsmesser auf. Mit einem Polizeiwagen zeigte sie Präsenz im Forstweg und erneuerte das Straßenschild, um den verkehrsberuhigten Bereich zu kennzeichnen. "Unsere Messungen zeigen, dass die Autos relativ moderat durch die Straße fahren", sagt Klaus-Dieter Schneider von der Polizei. "Aber das ist nicht sonderlich aussagekräftig, weil die Autos jetzt aufgrund der Anzeige schon abbremsen."

Dennoch freuen sich die Anwohner über das Engagement der Polizei. "Das ist wenigstens etwas", sagt Schülerin Meret, die zunächst sehr enttäuscht über die Reaktion des Bauamtes war. "Wir müssen wohl erst mal wirklich mit unserer Malkreide vorlieb nehmen. Und vielleicht ist ja irgendwann ein wenig Geld für uns Kinder übrig - so teuer kann eine solche Bemalung ja nicht sein."