Nach Harburger Vorbild könnten die Grundeigentümer jetzt zur Kasse gebeten werden. Mit dem Geld würde dann das Umfeld aufgewertet.

Neugraben. Wie sich die Bilder gleichen: In der Fußgängerzone rund um den Supermarkt "Kaufland" in Neugraben tobt das Leben. Überall Menschen, jung und alt, Rentner, Kinder, Hausfrauen, Geschäftsleute. Wie in der Fußgängerzone Lüneburger Straße im Zentrum Harburg. Und doch sind alle unzufrieden: Wer hier Geld verdienen will, klagt über miese Umsätze. Wer Geld ausgeben will, klagt über wenig attraktive Angebote.

Die Forderungen, dies zu ändern, sind schon länger zu hören. Und dann deutet Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg beim Jahresempfang Süderelbe an, dass man in Neugraben ein Business Improvement District (kurz: BID) einführen könnte. Wie in Harburg. Meinberg rennt damit offene Türen ein. Denn in Neugraben denkt man schon viel länger darüber nach, wie man die Geschäfte verbessern (Business Improvement!) könnte.

"Wahrscheinlich ist das Brett, das wir hier bohren müssen, einfach dicker", sagt Hannelore Bobeck, Verlagsleiterin und seit 2005 Erste Vorsitzende des Vereinigung Süderelbe e.V. Sie ist eine der treibenden Kräfte hinter den Bemühungen der Neugrabener Geschäftsleute, das Zentrum zu einem attraktiven Einzelhandelsstandort zu machen. Neugraben soll endlich seine ihm von Hamburgs Stadtplanern zugeschriebene Rolle als "Bezirksentlastungszentrum" wahrnehmen und zum Beispiel auch die Potenziale nutzen, die sich aus der Verlängerung der S-Bahn bis Stade ergeben haben.

Prof. Dr. Jörg Knieling von der HafenCity Universität hatte es im Wintersemester 2005/2006 in einer Übungsaufgabe für die Studenten im Seminar "Arbeitsfelder der Stadtplanung" so formuliert: "Durch die Verlängerung der S-Bahn ergibt sich für Neugraben die Chance, insbesondere aus dem Landkreis Stade besser erreichbar zu sein und zukünftig mehr Kaufkraft aus dem Hamburger Umland zu binden."

Dafür muss das Neugrabener Zentrum aber attraktiver werden. Hannelore Bobeck: "Wir haben schon mehrere Treffen zur Vorbereitung eines BID gehabt." Beim nächsten Treffen werde über die Erfahrungen mit dem BID in Bergedorf berichtet.

Bei einem BID erhebt das Finanzamt von den Grundeigentümern des vorher festgelegten Gebiets einen bestimmten Betrag, der zur Verbesserung des Geschäftsumfeld verwendet wird. In Harburg (BID-Laufzeit: drei Jahre) müssen die Eigentümer 3,1947 Prozent des Einheitswerts ihrer Immobilie zahlen. Meinberg: "Wir bieten den Neugrabenern ein weiteres Gespräch über ein BID an."