Droht Norddeutschland eine Plage? Etwa 35 Prozent aller dieser hiesigen Spinnentiere sind Borrelioseträger.

Bestätigen will Karina Steltmann, Sozialmedizinische Assistentin beim Gesundheitsamt des Landkreises Harburg, eine bevorstehende Zeckenplage noch nicht. "Aber man kann dazu eigentlich auch noch keine vernünftige Aussage treffen, weil es noch zu früh ist. Doch helfen die höheren Durchschnittstemperaturen den Zecken definitiv, sich immer schneller zu vermehren."

Die einzige Zeckenart in Deutschland, die Krankheitserreger auf den Menschen übertragen kann, ist der Gemeine Holzbock (lateinisch: Ixodes ricinus).

Zecken sind höchst unangenehme Zeitgenossen. Bluthungrig lauern sie von März bis Oktober in Gras und Buschwerk, in Wald und Vorgarten in Erwartung eines warmblütigen Opfers. Verloren haben meist die Menschen, die mit nackten Armen und Beinen, barfüßig oder in Sandalen durch Wiesen und Wälder streifen.

Nach dem für gewöhnlich schmerzlosen Stich durch die Haut saugen sich die ein bis zwei Millimeter langen Spinnentiere langsam voll Blut. Kugelrund genährt fallen sie nach Tagen ab - hinterlassen aber Bakterien oder Viren im Körper des Opfers.

Eine auch in Norddeutschland durch Zecken übertragene Krankheit ist die Borreliose, hervorgerufen durch gleichnamige Bakterien. "Etwa 35 Prozent der hiesigen Zecken sind Borrellioseträger", erklärt Dr. Hayo Dieckmann, Leiter des Gesundheitsamtes Lüneburg. "Die Erkrankungsrate liegt aber bei unter zehn Prozent der von infizierten Zecken gebissenen Menschen. Je länger jedoch die Zecke sitzt, desto größer ist das Risiko." Karina Stelter rät: "Hat sich eine Zecke festgebissen, sollte man sie mit der Pinzette möglichst am Hals greifen und sie herausziehen. Bis die Zecke die Borreliose Bakterien an ihren Wirt abgibt, dauert es in der Regel mehrere Stunden. Zieht man sie schnell heraus, ist die Chance groß, dem zuvor zu kommen." Von alten Hausmitteln, wie die Zecke mit Öl , Klebstoff oder Nagellack einzuschließen und sie dann herausdrehen, rät Steltmann ab.

Die Gefahr, dass dabei der Kopf in der Haut bleibe, sei groß. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, sobald sich die Bissstelle entzündet oder eine sogenannte Wanderrötung um die Wunde herum auftritt. Handtellergroß kann diese Rötung werden. "Wichtige Anzeichen, die auf eine Borreliose hinweisen, sind Tage oder Wochen nach dem Zeckenbiss auftretende Gelenk- und Muskelbeschwerden. Auch kann es zu Entzündungen des Herzmuskels kommen", so Dieckmann. "Die medikamentöse Therapie einer noch relativ frischen Borreliose ist einfach und besteht in der Einnahme eines Antibiotikums. Eine Impfung gegen eine Borrelien-Infektion gibt es unterdessen nicht, auch keine gegen die Zecken.

Eher zu vernachlässigen sind in Niedersachsen die Fälle von FSME, der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Diese Entzündung kann Hirnhäute, Gehirn und Rückenmark befallen und tritt vor allem südlich der Mainlinie, in Südschweden, den baltischen Staaten und Russland auf. Auch in Österreich, Ungarn, Polen und Tschechien wurden Fälle der vom Holzbock durch Viren übertragenen FSME-Gehirnhautentzündung bekannt.

Wer sich in FSME-Gebieten aufhält, dort Wälder und Wiesen durchstreift, dem rät der Leiter des Lüneburger Gesundheitsamtes zur prophylaktischen Impfung. Im Übrigen ist in FSME-Gebieten das FSME-Infektionsrisiko viel geringer als das Borrelioserisiko. Allgemein empfiehlt der Mediziner jedem Waldspaziergänger, sich während des Aufenthalts im Unterholz entsprechend zu kleiden: "Helle und geschlossene Kleidung, ebenfalls geschlossene Schuhe und Strümpfe minimieren das Risiko", erklärt Hayo Dieckmann.

Helle Kleidung deshalb, weil sich auf ihr die kleinen dunklen Schädlinge gut erkennen lassen. Einmal am Körper, finden sie sich gehäuft im Bereich des Kopfes, der Schultern und der Achseln. Deshalb sollte im Wald auch eine Kopfbedeckung getragen werden.