Der Stabsunteroffizier aus Harburg koordiniert die Aufträge für die Werkstätten des deutschen Kfor-Einsatzkontingentes im Kosovo.

Prizren/Harburg. Unten im Stadtzentrum von Prizren ruft ein Muezzin zum Gebet. Oben auf den schneebedeckten Bergen herrscht selbst im Frühsommer noch Winter, im Tal lähmt die Hitze. "Frühling gibt es hier nicht", sagen die Soldaten. Die Sonne brennt auf die einstige Kaserne der jugoslawischen Volksarmee, in der seit dem Ende des Kosovo-Krieges Soldaten der Nato-geführten Kosovo Force (Kfor) wohnen und arbeiten. Hinter der mit Stacheldraht, Betonpfeilern und Wachtürmen schwer gesicherten Zufahrt, stehen die Unterkünfte und Werkstatthallen.

1200 Bundeswehrsoldaten sind in dem kleinen unruhigen Balkanstaat Kosovo im Einsatz, davon 600 im deutschen Hauptquartier in Prizren. Einer von ihnen ist Ronny Christiansen aus Hamburg-Harburg (Name aus Sicherheitsgründen geändert). Sein Job: Der 42 Jahre alte Stabsunteroffizier des Instandsetzungsbataillons 166 aus des schleswig-holsteinischen Boostedt kümmert sich um die Disposition in den Werkstätten des deutschen Einsatzkontingents.

Gemeinsam mit den Spezialisten des Logistikbataillons aus Boostedt sorgen Christiansen und seine Kameraden vier Monate 1900 Kilometer von ihren Familien entfernt dafür, dass Geländewagen und Panzerfahrzeuge rollen, Trinkwasser und Lebensmittel pünktlich in den kleinsten Standorten ankommen und dass jeder Soldat stets saubere Wäsche zur Hand hat. Die Männer und Frauen aus der Boostedter Kaserne fahren keine Patrouille und sind nicht dort im Einsatz, wo Serben und Kosovaren einander feindselig gegenüber stehen. Die Boostedter stellen gemeinsam mit 213 Kameraden aus anderen Bundesländern sicher, dass diese Arbeit erledigt werden kann - mit genug Diesel im Tank, funktionierenden Motoren und ohne knurrenden Magen.

+++ Der vergessene Einsatz im Kosovo +++

Als die Boostedter Soldaten im Januar abflogen, war Christiansen nicht dabei. Er wurde vier Wochen später hinterhergeschickt, weil seine Kollegen dringend Verstärkung brauchten. Die Nato hatte zusätzliche Truppen ins Kosovo verlegt, nachdem es im Norden des Landes zu schweren Krawallen mit einem Toten und Verletzten gekommen war. Die Zahl der defekten Fahrzeuge, Funkgeräte und Waffen stieg.

"Ich habe mich freiwillig gemeldet", sagt Christiansen. "Der Job war wie für mich gemacht." An einem Freitag im Februar hatte er das Angebot erhalten, ins Kosovo zu gehen. Am Montag sagte Christiansen zu, nachdem er am Wochenendeausführlich mit seiner Frau Aniela gesprochen hatte. "Einfach war es nicht", sagt der 25-Jährige. "Aber sie hat akzeptiert, dass diese Arbeit zu meinem Beruf gehört."

Christiansen hat SAP-Schulungen absolviert und Panzerinstandsetzung gelernt. Christiansen: "Ich kann auch einen Leopard II reparieren." In seinem kleinen Büro in der Kaserne in Prizren erhält er am Computer die Meldungen über die anstehenden Reparaturen und muss versuchen, die Aufträge an die Werkstätten zu organisieren. Dabei muss er Prioritäten beachten: Fahrzeuge der bundeswehreigenen Feuerwehr und der Sanitäter sowie die Transportpanzer kommen stets zuerst dran.

Der Dienst beginnt jeden Tag um 7.30Uhr. Die Männer und Frauen in den Werkstätten arbeiten, bis die Halle leer ist. Besonders hart war der Job im schneereichen kosovarischen Winter und während der kurzfristigen Truppenverstärkungen. "Wir hatten sehr viel zu tun", sagt Christiansen. Das Wetter habe besonders den Fahrzeugen zugesetzt, die im Gelände unterwegs sind, sowie den Wärmeerzeugern, mit denen die Zelte in den kleinen Posten in der Provinz beheizt werden. "Ich halte es für wichtig, dass sich die Bundeswehr hier engagiert", sagt der junge Soldat.

Raus aus den Werkstätten und Büros kommen die Instandsetzer und Logistiker selten. Nur zu dritt und bewaffnet dürfen sie das Camp verlassen, meistens fehlt ihnen die Zeit. Nur am Sonntagvormittag und nachts haben die Soldaten frei.

Christiansen kam im Juli 2007 zum Bund und hat sich für acht Jahre verpflichtet. Seine Grundausbildung absolvierte er bei den Fallschirmspringern in Seedorf bei Rotenburg/Wümme. Wenn er in zwei Jahren die Truppe verlässt, möchte der Harburger zur Polizei oder zum Zoll gehen. Worauf freut er sich zuhause am meisten? "Auf Aniela und meine Freunde."