Horst Krämer übergibt Geburtstagsgeld und Spende von Marmstorfer Teichwette ans ASB-Projekt. Er will einen Beitrag zur Arbeit leisten.

Harburg. Gerade hat der Hamburger Senat angekündigt, die Ausgaben für die Offene Kinder- und Jugendarbeit um zehn Prozent zu kürzen, da setzt ein Harburger ein gegensätzliches Zeichen: Gestern Abend hat Horst Krämer im ASB-Löwenhaus im Phoenix-Viertel einen Scheck im Wert von 4175 Euro übergeben. "Hier wird hervorragende Arbeit für den Nachwuchs in einem Stadtteil mit vielen sozial schwachen Familien geleistet, da wollte ich unbedingt einen Beitrag leisten", sagte Krämer dem Abendblatt.

Das Sozialprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in der Kalischerstraße 9a existiert jetzt seit sechs Jahren. In den rund 250 Quadratmeter großen Räumen eines ehemaligen Restaurants werden in einem offenen Betreuungsangebot täglich zwischen 30 und 50 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren umsorgt. Der Besuch ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig. Es gibt eine warme Mahlzeit und gegen 18 Uhr auch ein gemeinsames Abendbrot. Leiter Kay Hopkins und elf ehrenamtliche Helfer unterstützen ihre Schützlinge bei den Hausaufgaben und sorgen für ein abwechslungsreiches Spiel-, Sport und Kulturangebot.

"Mit diesem beispielhaften Konzept ist das Löwenhaus aus dem Phoenix-Viertel nicht mehr wegzudenken. Gerade weil es als sozialer Brennpunkt gilt, ist es ist eine extrem wichtige Initiative", sagt Horst Krämer. Der überzeugte Sozialdemokrat ist selbst am Beckerberg aufgewachsen, hat später bei der Phoenix gelernt und gearbeitet.

Als er unlängst 70 Jahre alt wurde, ließ er seine Gratulanten schon im Vorfeld wissen, dass er auf große Geschenke gern verzichten würde zugunsten einer kleinen Spende fürs Löwenhaus. Der Aufruf verfehlte seine Wirkung nicht. "Am Ende sind 3175 Euro zusammen gekommen. Ich hatte den Eindruck, dass meine Geburtstagsgäste umso großzügiger waren", sagt Krämer.

Doch damit nicht genug. Die Summe stockte der Marmstorfer Schützenkönig noch durch 1000 von 2000 Euro auf, die er sich bei der 12. Marmstorfer Teichwette am 29. Januar mit NDR-Kultmoderator Carlo von Tiedemann geteilt hat. Beide haben ihren Wetteinsatz gespendet. Der Rest kam durch den Verkauf von Speisen und Getränken zusammen.

Für Krämer, der viele Jahre auch Vorsitzender der Harburger Bezirksversammlung und regionaler DGB-Chef war, wäre auch das Löwenhaus "absolut förderungswürdig". Tatsächlich aber erhält die Einrichtung keinen einzigen Cent aus öffentlichen Mitteln. Dabei ist das Projekt mehrfach, sogar bundesweit geehrt worden. So speist sich der notwendige Jahresetat von rund 150 000 Euro ausschließlich aus Beiträgen der ASB-Mitglieder sowie durch Spenden.

"Der Senat kann nur ausgeben, was er hat", zeigt Krämer Verständnis für die Sparzwänge seiner SPD-Kollegen im Hamburger Rathaus jenseits der Elbe. Darum sei privates, bürgerliches Engagement in Zeiten leerer Kassen umso wichtiger.

Carsten Schuster, Fraktionschef der Harburger FDP, sieht aber auch die Stadt in der Pflicht. "Gerade das Phoenix-Viertel mit seinen vielen Migranten und sozial schwachen Familien zeigt, wie wichtig solch eine wunderbare Einrichtung wie das Löwenhaus ist", so Schuster. Deshalb seien die avisierten Kürzungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit um zehn Prozent absolut inakzeptabel: "Es geht ja nicht nur um die individuellen Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Geschwächt wird die soziale Infrastruktur vor Ort insgesamt."

Bei einem Besuch der Jugendhilfeeinrichtung Mopsberg im Stadtteilzentrum Feuervogel hatten sich die Liberalen über die konkrete Arbeit in dieser Einrichtung informiert. "Mit großem Idealismus garantieren engagierte Sozialpädagogen hier alternative Angebote, die vielfach auch präventiv wirken", sagt Schuster. Es bedürfe dieser Einrichtungen auch mit Blick auf die Umsetzung der Ganztagsschule.

Der Bezirk Harburg soll laut Senatsvorlage 400 000 Euro weniger Geld für die Offene Kinder- und Jugendarbeit erhalten. Der Bezirk hat jetzt eine Liste von 17 Projekten vorgelegt, bei denen er Einsparpotenzial sieht. Dazu zählen vor allem diverse Spielhäuser, aber auch Sportangebote und das Spielmobil Harburg. "Was die SPD da vor hat, tut weh", sagt Carsten Schuster: "Viele funktionierende Einrichtungen stehen trotz hohen Bedarfs vor dem Aus, wenn es zu der Kürzung kommt. Deshalb muss sie zurück genommen werden."