Der Harburger Helmut Wichert wurde nur 30 Jahre alt. Sehr wahrscheinlich würde er heute ein glücklicheres und längeres Leben führen. Aber Helmut Wichert lebte zur falschen, zur Nazi-Zeit. Er war behindert, verbrachte viele Jahre in "Heil- und Pflegeanstalten" und landete schließlich in Bayern, wo man ihn verhungern ließ oder totspritzte.

Mehr als 160 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus hat der Kölner Künstler Gunter Demnig unter Mitwirkung der Initiative Gedenken in Harburg in den vergangenen neun Jahren im Süden Hamburgs verlegt. Demnig stanzt die Namen und Lebensdaten der Ermordeten auf eine zehn mal zehn Zentimeter kleine Messingplatte, die an der Oberfläche eines Betonwürfels befestigt wird. Überall, wo sie auf öffentlichen Gehwegen und Plätzen die Blicke auf sich lenken, weisen diese Steine gegen das Vergessen die Passanten darauf hin, dass hier einst Menschen wohnten oder arbeiteten, die von Nationalsozialisten und ihren Gefolgsleuten abgeholt und anschließend ermordet wurden.

Auch der Harburger Helmut Wichert bekommt jetzt einen Stein, damit sein Schicksal nicht vergessen wird. Sein letzter Anstaltsleiter Dr. Valentin Falthauser erwies sich als Unmensch, als er nach 1945 die Ermordung behinderter Menschen mit den Worten rechtfertigte: "Mein Handeln geschah in der Absicht, die unglücklichen Geschöpfe von einem Leiden zu befreien, für das es mit den uns heute bekannten Mitteln keine Rettung, keine Linderung gibt."