Die Arbeit, die Pflegeeltern leisten, kann gar nicht stark genug wertgeschätzt werden. Sie springen ein, wenn die Gesellschaft versagt hat. Dass Kinder in Familien geboren werden, in denen Gewalt und Drogen herrschen, hat schlimme Langzeitfolgen für die wehrlosen Opfer. Das gilt vor allem für Säuglinge, die mit dem "fetalen Alkoholsyndrom", also einer vermeidbaren Vorschädigung, auf die Welt kommen.

Wohin es führen kann, wenn auch die Ersatzeltern ihren Schützlingen kein angemessenes Zuhause bieten können, hat der "Fall Chantal" im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg vor einem Vierteljahr auf erschreckende Weise gezeigt. Die Reaktion darauf muss lauten, dass Pflegeeltern bei ihrer schwierigen Erziehungsarbeit unterstützt werden.

Der Landkreis Harburg hat sich in dieser Hinsicht bislang nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Fortbildungen, mit denen Pflegeeltern auf ihre Aufgaben vorbereitet werden, gibt es nicht. Und persönliche Beratungen oder gar Hausbesuche sind laut Jugendamtsleiterin Barbara Stiels mit dem jetzigen Personal des Landkreises einfach nicht drin.

An der Mangelverwaltung wird auch die zusätzlich bewilligte Soziarbeiterstelle im Kinderpflegedienst wenig ändern. Aber wenigstens haben die Eltern bessere Chancen, auf offene Ohren zu stoßen. Die Politik muss die Hilferufe der Ersatzeltern wahrnehmen. Generelle Drogentests für alle Eltern, wie in Hamburg eingeführt, gehen in die völlig falsche Richtung.