Harburg. Sie erfreuen sich derzeit besonderer Aufmerksamkeit und das gilt deshalb auch für ihre Versammlungen: Die Piraten. Der Harburger Bezirksverband traf sich unlängst im "Old Dubliner" in der Lämmertwiete zu seinem Stammtisch. Zwischen irischem Kilkenny und britischen Kartoffelchips besprachen acht Leute zwischen Mitte zwanzig und Ende fünfzig ihre Strategie zum Entern der Harburger Bezirksversammlung.

Kernthema war vor allem die Modernisierung der Verwaltung. "Es muss alles vereinfacht werden!", sagt eine Piratin laut und wütend, als es um die vielen Behördengänge beim Stellen eines Bauantrags ging. Auch die Arbeit der Bezirksversammlung wollen die Freibeuter transparenter gestalten und den Wählern mehr Mitbestimmung ermöglichen. Dabei setzt die Partei der Digitalisierung auf Ideen wie "Liquid Democracy". Dies soll eine Mischform aus direkter und indirekter Demokratie sein, bei der jeder Bürger einem politischen Repräsentanten seine Stimme entziehen kann, sobald er sich nicht mehr von ihm vertreten fühlt.

Konkrete Forderungen an die Harburger Bezirksregierung erheben die Piraten bislang allerdings nicht. "So weit sind wir noch nicht", sagt Klaas Tammling. Der Harburger ist 2009 den Piraten beigetreten und war Mitgründer des Harburger Bezirksverbands Ende vergangenen Jahres. Als 24-jähriger Informatiker mit langen schwarzen Haaren sieht er aus, wie sich andere die Mitglieder der neuen Partei gern vorstellen. Ein aktuelles Ziel ist für ihn die Analyse der Fraktionen im Bezirk: "Wir sammeln erst mal Infos", sagt Tammling. Das sei aber gar nicht so einfach. Schließlich machten die Politiker im Bezirk nur die Tagesordnungspunkte öffentlich, aber nie die Protokolle der Sitzungen.

Auch von der Bundestagswahl wird an diesem Abend geträumt: "Jetzt haben wir Aufwind. Aber wie soll das dann funktionieren?", fragt Lars Ellerhorst. Der 46-jährige Netzwerkadministrator ist seit März Mitglied und stolz auf die "sehr professionellen" Verfahren, die seine Partei eingeführt hat. Seine Frage nach der Zukunft der Piraten, wenn mal mehr als das sympathische "Keine Ahnung" nötig ist, geht in der Euphorie über die kommenden Wahlen unter.

Der Bezirksverband der Harburger Piraten hält sich wie der Vorstand der Partei bis jetzt bedeckt mit politischen Forderungen oder Lösungen. Die Ausarbeitung von Konzepten steht auch an diesem Abend nicht im Mittelpunkt. Es ist eher eine gesellige Runde, die sich allgemein über politische Themen austauscht. Alle zwei Wochen treffen sich die Harburger Piraten dazu bislang. Es bleibt abzuwarten, in wieweit aus dieser lockeren Runde ein Gremium wird, das auch politische Grundsatzfragen klärt und ein Programm erarbeitet. Doch das kann schnell geschehen.