Personennahverkehr kommt im Gutachten für Hamburgs Süden so gut wie nicht vor

Harburg. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hat sich während eines Besuchs im Harburger Binnenhafen, wie online berichtet, gegenüber dem Abendblatt zum Gesamtmobilitätskonzept Süderelberaum geäußert. Auf 150 Seiten referiert ein Gutachter aus Karlsruhe über die Situation auf Harburgs Straßen und Schienen.

Horchs Einschätzung: "Neue Infrastrukturpläne werden schwierig zu realisieren. Es ist eine Balance zwischen Lebensqualität der Harburger und Interessen der Wirtschaft."

Allerdings billigt das Gutachten Harburg nicht viel Entwicklungspotenzial zu - wohl aber wird es zu einem dramatischen Anstieg von Fahrzeug- und Zugverkehr kommen. So werden alle drei Trassen, Hausbruch, Kornweide und Kattwykbrücke bald etwa 450 Güterzüge mehr als heutzutage befördern. Eine Eisenbahntrasse, die in einem Tunnel durch die Haake nach Maschen führt, würde immerhin etwa 90 Prozent des Güterverkehrs aufnehmen können, heißt es im Papier.

So engagiert sich die Planer mit dem Güterverkehr beschäftigen - für den Personennahverkehr wird wenig angedacht. Eine U 4 nach Harburg? Wird nicht berücksichtig. Zusätzliche Buslinien und Fahrzeuge für den Hamburger Süden? Nicht erforderlich. Erstaunlich auch die Vorschläge für den S-Bahnverkehr. Der Gutachter sieht durchaus, dass die Linien S 31 und S 3 schon jetzt überlastet sind. Viel könne da nicht unternommen werden, unter Umständen bringe es schon etwas, wenn man einen Waggon zusätzlich an die Züge dranhänge.

Ähnlich hilflos reagieren die Fachleute auch beim drohenden Verkehrskollaps an der Winsener Straße. Hier werden bald 23 600 Fahrzeuge durchrollen, 40 Prozent davon Pendler. Diese Zunahme, so heißt es, sei wegen des erhöhten Unfallrisikos dramatisch, es müsse etwas passieren. Wie eine Lösung aussehen könnte, wird allerdings nicht diskutiert. Das gilt auch fürs Nadelöhr am Marschkamper Deich. Dort werde die angespannte Verkehrssituation auch durch den Bau der A 26 nicht geringer.

"Das ist kein innovatives Konzept, das ist eine Bankrotterklärung", sagt CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer aufgebracht. Interessant sei nur der Vorschlag für die Güterbahnlinie durch die Haake, "alles andere ist eine Bestandsaufnahme, die sehr besorgniserregend ist. Harburg steuert auf ein Verkehrschaos zu", so Fischer.

Kopfschüttelnd reagiert er auf die Ansage Horchs, dass die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße nicht rechtzeitig zur IBA fertig wird. "Dann können wir uns ja jetzt auch erklären, weshalb im Mobilitätskonzept steht, dass die Neuländer Straße vierspurig ausgebaut werden soll."