Fischbeker Verein darf nach Beschwerden nur noch bis maximal 24 Uhr feiern. Für die Mitgleider des Schützenvereins ein Aufreger.

Fischbek. Es ist der Höhepunkt für die Mitglieder des Schützenvereins Fischbek. Schon seit dem Gründungsjahr 1903 ist es Tradition, jeweils am ersten Wochenende Juli zünftig zu feiern. Drei Tage lang, von Sonnabend bis Montag, geht es rund auf dem Schützenplatz am Rostweg. Es gibt Umzüge, Karussell und Wurstbuden stehen bereit. Im Festzelt wird bis weit in die Nacht gefeiert. Montags ziehen die Schießsport-Fans immer ins Moor, um dort den Moorkönig auszuschießen.

Damit könnte jetzt Schluss sein. Denn einigen Anwohnern gehen die tollen Tage der Fischbeker Schützen mächtig auf die Nerven.

Mitten in einem dicht besiedelten Wohngebiet liegen Verein und Schützenplatz, ringsherum Reihen- und Einzelhäuser mit sehr gepflegten Gärten. 17 Nachbarn haben nach Informationen des Abendblatts wutentbrannt bei der Verwaltung angerufen und sich beschwert. Viel zu laut sei die Fete, Betrunkene, die durch die Gegend torkeln und sich in Vorgärten erleichtern, könne man nicht mehr tolerieren, so die Argumente der Fischbeker.

Die Beamten haben reagiert und Auflagen gemacht. Sonnabends darf bis 23, sonntags bis 24 und montags bis 22 Uhr gefeiert werden. "Das ist der Tod der Fete. Ab 23 Uhr fängt der Spaß doch erst an. Viele junge Leute gehen dann auf die Piste und wollen bei uns tanzen", sagt Vereinsmitglied Berthold von Harten, der als CDU-Politiker im Bezirksparlament sitzt. Der Vorstand des Vereins wollte sich aus Angst vor dem Amtsschimmel nicht zum Thema äußern.

Von Harten findet die Entscheidung der Verwaltung "bedauerlich" und hofft, "dass man sich mit den Anwohnern vielleicht doch noch gütlich einigen kann". Denn es sei unmöglich, Gastwirte und Schausteller zu finden, "die sich auf die kurzen Öffnungszeiten einlassen", sagt von Harten. Sie können bei so einem beschränkten Schützenfest nicht lange genug Umsatz machen. Ohne Wirt und Schießbude platzt das Fest. Ob die Anwohner in Fischbek noch mit sich reden lassen, ist fraglich. Die Fronten sind verhärtet, es herrscht gegenseitiges Misstrauen.

H., der neben dem Festplatz wohnt, hat Angst vor Repressalien der Schützenkameraden, verrät seinen Namen nicht. "Die Folgen der Veranstaltungen sind grauenhaft. Betrunkene Jugendliche torkeln in die Zuwegung zu meinem Grundstück, weil sie einen Platz zum Pinkeln suchen", sagt er. "Nach der Party liegen hier überall Glasscherben herum, in den Büschen stinkt es nach Kot", sagt er. Der Anblick einiger volltrunkener Schützen sei furchtbar. "Im vergangenen Jahr hat sich eine Frau in voller Schützenmontur einfach so hingehockt, grauenhaft."

Die Schützenmitglieder, so H., hätten selber Schuld an den Beschränkungen, die vom Bezirksamt verhängt worden sind. "Die müssen sich besser um ihre Gäste kümmern. Das geht so nicht." Die laute Musik sei das geringste Problem an Schützen-Sause. "Jedes Mal nach der Veranstaltung mache ich mit dem Hochdruckreiniger meine Gartenpforte sauber, es ist eklig", sagt er aufgebracht.

Grazina Skwierawski, 54, ist das Treiben während des Fests auch zu viel. "Ich wohne schon seit 20 Jahren in der Nähe des Platzes. Die Feier ist zwar nur einmal im Jahr, es wird aber immer schlimmer." Sie stören ebenfalls die vielen Betrunkenen und deren Hinterlassenschaften sowie die vielen Glasscherben. "Mit meinem Hund kann ich nach der Feier hier nicht langgehen", sagt sie.

Auch einige Meter weiter, in einem Mehrparteienhaus am Rostweg, regen sich die Bewohner auf. "Die Musik ist nicht schlimm. Aber müssen die Gäste wirklich immer an unsere Hauswand pinkeln", sagt eine Nachbarin. Die Fischbeker Schützen "machen so was nicht, aber die Besucher sind außer Rand und Band", sagt die Frau.

Christa Lindhorst, Mitglied des Damenschießclubs, ist traurig. Spontan sammelt sie Unterschriften von Fischbekern, die sich für das Fest stark machen. 42 Signaturen hat sie schon. Lindhorst: "Bei uns wird die Tradition hochgehalten." Die große Party gehöre zum Vereinsleben dazu. "Nicht nur die 300 Mitglieder, darunter viele Jugendliche, freuen sich darauf, viele Gäste von Nah und Fern kommen immer wieder gerne zu uns", sagt sie.

Man habe den aufgebrachten Anwohnern schon angeboten, an den drei Festtagen Urlaub auf Kosten der Schützen an der Ostsee zu machen. "Das wollten die aber nicht." Ältere Nachbarn hätten meist kein Problem mit der Veranstaltung. "Es sind die neu zugezogenen und die jüngere Generation, die mit uns nichts anfangen können", sagt die Schützin.

Der Zoff mit den Gästen der Fischbeker Schützen ist nicht neu. Da es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Streit wegen der Feier und der Schießübungen gab, wurde den Schießsportfans vorgeschlagen, Club und Gelände aufs Gelände der ehemaligen Röttiger Kaserne zu verlegen. Ohne Erfolg. "Das wäre für die Schützen aber besser gewesen, denn dort können sie feiern bis in den Morgen und keiner stört sich dran", sagt CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer.

Weshalb aus der zündenden Idee nichts wurde? Fischer: "Es gab da einige Traditionalisten im Verein, die darauf bestanden, am Rostweg zu bleiben." Er fordert, dass die Verwaltung flexibler reagiert. "Beamte könnten auch Auflagen dahin gehend aussprechen, dass ab 23 Uhr die Musik leiser gestellt, die Fete aber weitergehen darf. Man kann den Leuten ihren Spaß doch nicht verderben, die Fete wird nicht jede Woche ausgerichtet, sondern nur einmal im Jahr. Alles eine Ermessensfrage", so Fischer.