Entwicklungskonzept beklagt städtebauliche Mängel und Einkaufssituation

Neugraben. Der Stadtteil hat ein hohes Entwicklungspotenzial und nutzt es bislang nicht - das ist das Fazit des Integrierten Entwicklungskonzeptes der Steg, die sich mit dem Neugrabener Zentrum sowie der Bahnhofs- und Petershofsiedlung auseinander gesetzt hat. Jetzt liegt es vor. Die Ergebnisse sind besorgniserregend. 3600 Einwohner hat Harburgs Stadtteil. 50 Prozent, so heißt es in dem Gutachten, haben keine Arbeit. Die Kinderarmut ist hoch, sehr viele Familien leben in prekären Verhältnissen. Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund ist im Vergleich zu anderen Harburger Ortsteilen überdurchschnittlich hoch. Hilfen zur Bewältigung des Alltags und zur Integration holt sich diese Bevölkerungsgruppe allerdings meist nicht, so heißt es in diesem Papier. Denn viele Betroffene kennen die Beratungsangebote im Stadtteil nicht.

Weitere Erkenntnis der Statistik ist, dass Neugraben ein Stadtteil mit einem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen ist. In manchen Wohnvierteln sei es daher wünschenswert, wenn mehr Freizeitangebote für die jüngsten Neugrabener vorhanden wären - und die Spielplätze weniger durch Tristesse, denn durch bunte Vielfalt auffallen würden.

Außerdem werden im Steg-Gutachten erhebliche städtebauliche Mängel herausgehoben. Waschbeton und Klinker dominiert und das sei "mit dem ländlich-dörflichen Selbstverständnis vieler älterer Bürger nicht in Einklang zu bringen". Das Süderelbe-Einkaufszentrum (SEZ) sei nicht wettbewerbsfähig, die Kundenakzeptanz gering. Die Fußgängerbrücke über die Cuxhavener Straße sei nicht nur Streitgegenstand von Politik und Bürgern, sondern behindere auch die Ansiedlung von Geschäften und sorge für Leerstand.

Verheerend fällt auch das Urteil über das Nahversorgungszentrum aus. Einerseits ist es der wichtigste Einkaufsstandort im westlichen Teil Harburgs, andererseits weist es laut Gutachten erhebliche Schwächen im Branchenmix auf. Die durchschnittliche Verkaufsfläche der meist inhabergeführten Geschäfte beträgt 70 Quadratmeter. Trotz der guten Strukturdaten zeige der Einzelhandel wenig Einsicht zur Erneuerung, sprich Modernisierung der Läden und Sortimentsänderungen.

Wie auch in der Harburger Innenstadt sei der Wochenmarkt wichtiger Frequenzbringer für die umliegenden Geschäfte. Etwa 60 Prozent der 3600 Neugrabener decken sich dort an drei Tagen in der Woche mit Lebensmitteln ein. Bis zu 42 Euro werde dort ausgegeben - ein Zeichen dafür, dass es eine kaufkräftige Klientel gebe, die bereit sei, in Neugraben ihr Geld zu lassen. Nun sei es an der Zeit, sich um Aufenthaltsqualität zu kümmern.